Ein Weltmeister auf Triers Straßen

Mit dem Projekt Protron setzt die Fachhochschule Trier seit 2006 Maßstäbe in der Entwicklung von energieeffizienten Fahrzeugen. Erst im vergangenen Jahr belegte das Hochschulteam mit seinem Elektroauto Protron Aeris den ersten Platz beim Shell Eco Marathon. Während der preisgekrönte Flitzer gerade seinen Weg von der Rennstrecke in den Stadtverkehr bahnt, haben die Entwickler schon den nächsten Schritt vor Augen: ein serientaugliches Stadtfahrzeug.

TRIER. Triers Straßen sind um eine Kuriosität reicher. Völlig geräuschlos saust ab sofort ein kleines, futuristisch anmutendes Fahrzeug durch die Stadt und zieht neugierige Blicke auf sich. Man sieht es ihm nicht direkt an, aber der Protron Aeris, der gerade erst seine TÜV-Zulassung bekommen hat, ist ein echter Weltmeister. Unter seiner leichten Kohlefaserkarosserie versteckt sich ein äußerst effizienter Elektromotor, der den Flitzer zum weltweit sparsamsten Elektro-Zweisitzer macht. So schafft er stolze 2071 Kilometer mit umgerechnet nur einem Liter Superbenzin und stößt dabei nur rekordverdächtige 1,92 Gramm CO2 pro Kilometer aus.

Hinter dem Aeris steckt das interdisziplinäre Projekt Protron der Fachhochschule Trier. Bereits seit sechs Jahren arbeiten knapp 50 Studierende aus verschiedenen Fachrichtungen an der Entwicklung von Energiesparfahrzeugen. Und das mit großem Erfolg. Diverse Preise und Auszeichnungen haben die Studierenden erhalten und ihre Konzepte wurden auf zahlreichen Messen ausgestellt. 2007 durfte ihr Elektroauto sogar vorm Schloss Bellevue parken, als das Team vom ehemaligen Bundespräsidenten Horst Köhler zur „Woche der Umwelt“ empfangen wurde.

Professor Hartmut Zoppke, der das Projekt 2006 in die Wege leitete, sieht in Protron vor allem ein zusätzliches Qualitätssiegel für das Studium. „Im Mittelpunkt stehen die Studierenden und die zu lösenden Probleme“, erklärt der Ingenieurswissenschaftler. „Die Kompetenzen und die praktische Erfahrung, die ein solches Projekt vermittelt, können durch keine Vorlesung ersetzt werden.“ Zudem ermögliche die Mitarbeit den so wichtigen Blick über den Tellerrand. „Die Fachbereichsgrenzen werden gesprengt“, sagt Zoppke , „sodass Maschinenbauer, Informatiker, Elektrotechniker, Kommunikationsdesigner und Innenarchitekten sich untereinander austauschen müssen und gemeinsam am selben Ziel arbeiten.“

So verhilft die Mitarbeit in dem Hochschulteam den Nachwuchsentwicklern zu attraktiven Karrierechancen. Ulrich Wohner, der von Beginn an mit dabei war, ist heute im Projektmanagement bei ThyssenKrupp. „Die Arbeit war sehr zeitaufwendig und ich musste einige Abstriche im Studium vornehmen“, erinnert sich Wohner an seine Zeit bei Protron, „aber das war es wert. Ich habe viel gelernt und hatte immer eine imposante Geschichte für Vorstellungsgespräche parat.“ Dem Diplom-Maschinenbauer scheint der Elektrowagen tatsächlich ans Herz gewachsen zu sein. Noch heute ist er jedes Jahr dabei, wenn der Aeris beim Shell Eco Marathon aufläuft. Im vergangenen Jahr diente ihm der Wagen gar als Hochzeitsauto.

Auf Erfolgen ausruhen mag man sich bei Protron nicht und die Spender wollen schließlich bei Laune gehalten werden. So haben die Fahrzeugentwickler schon ihr nächstes Ziel definiert: Weg vom reinen Wettbewerbsgedanken, hin zu einem auf die Bedürfnisse des Kunden zugeschnittenen Fahrzeuges. Der Protron Evolution soll ein alltagsnahes, serientaugliches Stadtfahrzeug mit Elektroantrieb werden. Umgerechnet weniger als einen Liter pro 100 Kilometer soll der 4-Türer schlucken, aber trotzdem sicher, komfortabel und bezahlbar sein. Dazu wollen die Studierenden diesmal ein bereits entwickeltes Serienfahrzeug umbauen. Vielleicht fahren dann ab 2015 schon die nächsten Kuriositäten auf Triers Straßen. Diesmal in Serie.

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