Ein Strandbad für Triers Norden?

MoselEntwurfNimmt das Projekt „Stadt am Fluss“ langsam Fahrt auf? Zumindest auf dem Papier liegt jetzt ein detaillierter Entwurf vor, wie ein rund 1,2 Kilometer langer Uferabschnitt im Norden Triers zu einer attraktiven Frei- und Naherholungsfläche umgestaltet werden könnte. Kern des Konzepts, dessen Entwurf die BGHplan Umweltplanung und Landschaftsarchitektur GmbH entwickelt hat, bilden ein naturnahes Strandbad sowie flach terrassierte Liegewiesen. Auch zahlreiche Grill- und Spielmöglichkeiten und eine Aufwertung der bestehenden Promenade auf dem Schutzdamm sieht der Plan vor. Im Stadt- und im Ortsbeirat hofft man nun, dass sich Wege und finanzielle Mittel finden werden, damit die Ideen schon bald auch schrittweise umgesetzt werden können.

TRIER-NORD.  Genau genommen ist die „Stadt am Fluss“ längst Realität. Vor allem in den Sommermonaten zieht es zahlreiche Menschen ans Ufer, nehmen junge Leute das Vorland der Mosel in Beschlag. Es wird gegrillt und getrunken, selbstgemachte oder mitgebrachte Musik schallt über die Wiesen, Pärchen vergnügen sich auf dem grünen Rasen. Es herrscht Leben entlang des Flusses, zumindest an einzelnen Abschnitten des Ufers. Zum Beispiel in Trier-Nord, wo das Ufer von einem besonders breiten Streifen Grünland gesäumt wird. Hier könnte auf einer Fläche von etwa 8000 Quadratmetern ein naturnahes Strandbad entstehen – samt flach terrassierten Liegewiesen.

MoselentwurfNordstrand1Der „Nord-Strand“ ist nur ein, wenn auch der größte Baustein in einem Konzept, das den Titel „Modellhafte Aufwertung eines städtischen Moselufers zwischen Jugendherberge und Hospitalsmühle“ trägt und auf die MORO-Initiative „Integrierte Flusslandschaftsentwicklung Landschaftsnetz Mosel“ zurückgeht. Der nun vorgelegte Entwurf soll als „zukünftige Entwicklungsleitlinie für das Moselufer Trier-Nord“ dienen. Was davon am Ende umgesetzt wird, ist noch ungewiss, doch funktioniere der Plan nach dem Baukastenprinzip, erläutert Cornelia Schmidt von BGHplan. Soll heißen: Einzelne Teile des Konzepts können weitgehend losgelöst von anderen realisiert werden. Jedenfalls gibt es nun neben einer bereits im Jahr 2009 vorgelegten „Rahmenstudie“ zum Projekt „Stadt am Fluss“ eine sehr konkrete und bereits durchgerechnete Vorstellung davon, wie sich ein Teilbereich des städtischen Ufers aufwerten ließe. Auch wenn die besagten Flächen im Norden Triers schon heute stark genutzt werden, so ist doch unumstritten, dass hier noch sehr viel Potenzial brachliegt. Der Entwurf zeigt nun auf, wie sich die zum Teil widerstreitenden Interessen von Erholungs- und Freizeitnutzung, Schifffahrtsstraße und Hochwasserschutz vereinbaren ließen.

Denn bei der Fläche, die vom Norden Zurlaubens bis fast zum „Ratio“ reicht, handelt es sich um ein Überschwemmungsgebiet, das von höheren Einbauten freigehalten werden muss. Die Grenze zwischen Bebauung und Moselvorland bildet der Hochwasserschutzdamm, der von einer malerischen Baumallee gesäumt wird und Fußgängern und Radfahrern dient. Das Konzept von BGHplan sieht drei wesentliche Ansatzpunkte für eine Aufwertung des gesamten Geländes vor, zwei stellen wir vor:

Am Wasser

MoselEntwurfNordstrandHier sollen die Uferbefestigung zurückgebaut und die Böschungen abgeflacht werden. Der vorhandene Steinsatz, der momentan die Uferbefestigung dominiert, sei für die Sicherung der Wasserstraße „nicht unmittelbar erforderlich“, heißt es. Durch den Rückbau ließe sich ein besserer Zugang zum Wasser schaffen. Zudem würde die Uferzone ökologisch aufgewertet. Ziel ist es, diese im Bereich des Nordbads als naturnahes Strandbad zu entwickeln, inklusive Liegewiesen. „Mit einer Anknüpfung an die Infrastruktur des Nordbades, den unmittelbar angrenzenden Spielplatz und großflächigere Uferwiesen entsteht ein attraktiver Nutzungsabschnitt mit vergleichsweise geringem Herstellungs- und Unterhaltungsaufwand. Gastronomie und Badebetrieb des Nordbades können hiervon profitieren“, schreiben die Autoren des Konzepts. Mit dieser Idee knüpfen sie an einen historischen Vorläufer an: In den 1930er-Jahren fand sich hier Triers Flussbad.

Mit Grillplätzen, Spielwiesen und zusätzlichen Zugängen zum Wasser soll auch der Bereich des Uferabschnitts zwischen Kanu-Club und Jugendherberge für die Freizeitnutzung aufgewertet werden. Mit dem Verein Moselfreunde e.V. hat sich bereits eine Gruppe formiert, welche in Zusammenarbeit mit der Jugendherberge kleine Feste und Aktionen organisiert. Eher ruhig soll es hingegen in jenem Uferabschnitt zugehen, der an das Bauprojekt „Feuvrier“ angrenzt. Auf dem ehemaligen Kasernenareal werden vor allem Mehrfamilienhäuser errichtet. Geht es nach den Planern, dann wird das Moselvorland hier zusätzliche Retentionsräume bieten. Hierfür wären großflächige Abgrabungen notwendig. „Mit der stärkeren Öffnung dieser Flächen für den Einfluss der Gewässerdynamik können interessante Biotopstrukturen entstehen“, schreiben die Experten.

Auf dem Damm

MoselEntwurfPromenadeDer kombinierte Fuß- und Radweg auf dem zu Beginn der 1930er Jahre errichteten Hochwasserschutzdamm muss in weiten Bereichen saniert werden, derart schlecht ist sein baulicher Zustand. Baudezernentin Simone Kaes-Torchiani (CDU) stellte aber klar, dass dieser Maßnahme keine der dort vorhandenen Alleenbäume zum Opfer fallen werden. Das betont auch Christoph Heckel von BGHplan. Zwar sieht der Plan vor, insgesamt 30 Bäume zu fällen, doch handele es sich hierbei um Gewächse, welche – unter anderem von dem Kasernengelände – „von der Seite hinein gewachsen sind“. Diese stellten für Fußgänger und Radfahrer eine Gefährdung dar. Die Bäume auf dem Damm sind hingegen ein „geschützter Landschaftsbestandteil“, ihre Wurzelbereich soll entsiegelt werden.

Auf der gesamten Promenade sollen die Wege so ausgebaut werden, dass Radfahrer und Fußgänger gefahrlos aneinander vorbeikommen. „Im Bereich zwischen Kanu-Club und Nordbad wird vorgeschlagen, den Radweg mit einer neuen befestigten Spur separat hinter der Baumreihe auf der Stadtseite zu führen. Dadurch kann der marode Asphaltweg zurückgebaut werden.“ Am Ende der Arbeiten soll eine breitere Aufenthalts- und Flanierzone mit schattigen Sitzmöglichkeiten zwischen den Bäumen stehen.

Während die Planer für die Anlage des „Nord-Strands“ mit Kosten von rund 464.000 Euro kalkulieren, würde die Aufwertung der Moselpromenade nach diesen Berechnungen mit knapp 400.000 Euro zu Buche schlagen. Heckel ist dennoch optimistisch, dass das BGHplan-Konzept nicht über kurz oder lang in der Versenkung verschwindet. Dafür seien die Akteure zu zahlreich, die auf eine Belebung des nördlichen Moselufers drängten. Was die Finanzierung anbelangt, gälte es nun, die vorhandenen Potenziale zu nutzen. Der BGHplan-Chef nennt beispielhaft die Gastronomie des Nordbads. Die sei bislang ausschließlich nach Innen ausgerichtet, mit relativ überschaubaren baulichen Maßnahmen lasse sich auch ein Zugang zur Mosel schaffen. Gäbe es ein Strandbad, könnte es für den Pächter interessant sein, sich zur Mosel hin zu öffnen.

Im Stadtrat stieß der Entwurf auf breite Unterstützung. Er freue sich sehr, sagte Matthias Melchisedech (CDU), dass das Moselufer seines Heimatstadtteils vielleicht bald schon das sein werde, was es aus seiner Sicht auch sein müsse: eine Visitenkarte. SPD-Ratsmitglied Maria Duran-Kremer, die auch Vorsitzende des Ortsbeirats von Trier-Nord ist, lobte auch den bisherigen Prozess, der ganz wesentlich die Vorgaben des Agenda-21-Prozesses aufgreife. Die Sozialdemokratin nannte beispielhaft die stärkere Berücksichtigung ökologischer Aspekte wie auch die Beteiligung der Bürger. So hatte es im Vorfeld der Ausarbeitung des Entwurfs unter anderem einen Bürger-Workshop gegeben. Anja Reinermann-Matatko von den Grünen erklärte, man begrüße das Konzept und vertraue nun darauf, dass auch wirklich keine Alleenbäume gefällt würden. Und Richard Ernser (FWG) hofft, dass „kleine Schritte und Einzelmaßnahmen die Stadt am Fluss voranbringen können“.

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