Ein außergewöhnliches Team

Harmonisches Autorenduo: Moni und Simon Reinsch. Foto: privatDer Titel des vor wenigen Monaten im Emons Verlag erschienenen Kriminalromans „Tief im Hochwald“ entbehrt bereits nicht einer gewissen Originalität und hebt sich damit schon von vielen anderen Regionalkrimis ab. Beim Blick auf das Cover stellt man zudem überraschend fest, dass zwei Autoren an dem Werk beteiligt waren: Moni und Simon Reinsch. Die Namensgleichheit ist kein Zufall, hier schrieben gemeinsam Mutter und Sohn. Wohlüberlegte Arbeitsaufteilung, Disziplin und gegenseitige Rücksichtnahme verhalfen dem familieninternen Projekt zur erfolgreichen Fertigstellung.

TRIER. Monika Reinsch (45), Mutter zweier hochbegabter Kinder, Lukas (17) und Simon (20), lebt mit ihrer Familie in Tarforst. Ihr erstes Buch „Hochbegabt oder gescheit gescheitert?“ und weitere Broschüren zum Thema „Hochbegabung“ erschienen im Jahre 2006. Als passionierte Autorin erfährt sie liebevolle Unterstützung von Ehemann Marcus. Die gebürtige Triererin und ausgebildete Bankkauffrau war unter anderem mehrere Jahre im Marketingbereich tätig und studiert derzeit Psychologie an der Universität Trier. Letzteres hat sie mit ihrem Sohn Simon gemein, er studiert Medieninformatik im sechsten Semester am Umwelt-Campus in Birkenfeld. Dort wohnt er zwar, verbringt jedoch die meisten Wochenenden und größtenteils die Ferien im trauten Heim. Somit ist es für beide naheliegend, hauptsächlich die semesterfreie Zeit ihrer gemeinsamen Leidenschaft zu widmen: dem Schreiben.

Es begann mit einem Traum. Eines Morgens äußerte Moni beim gemeinsamen Frühstück ihren Unmut: „Ich habe letzte Nacht einen kompletten Krimi geträumt und nun vergessen!“ Daraufhin beruhigte sie Simon mit einer anfangs grotesken Idee: „Dann schreiben wir eben einen neuen.“ Gesagt, getan. Im Mai 2010 wurden die Weichen für den Kriminalroman „Tief im Hochwald“ gestellt. Das grobe Konzept mitsamt Gerüst und Charakteren erstellten Mutter und Sohn noch am gleichen Tag, eifrig bis in die Nacht hinein. Der rote Faden für die Morde im Roman war auch schnell gefunden – Geocaching. Einen Tag zuvor gingen beide noch diesem Trendsport nach. „Ich schriebe niemals über ein Thema, von dem ich keine Ahnung hätte“, betont Moni. Damit ist glücklicherweise nicht das Morden gemeint. Deshalb wählten beide auch eine Gegend aus, in der sie sich bestens auskennen: den idyllischen Hunsrück nebst dunklem Hochwald. Simon absolviert in dieser Region sein Studium und die gelernte Bankkauffrau war jahrelang dort berufstätig.

„Das Buch habe ich physisch allein geschrieben, sonst hätten wir ein Problem mit den unterschiedlichen Sprachstilen bekommen, wobei aber viele Formulierungen von Simon stammen“, erklärt die Autorin. Die ausgefeilte Arbeitstaktik des Schriftstellerduos lässt sich in drei Schritten erklären: schreiben – vorlesen – überarbeiten. Die beiden gehen bei der Planung in chronologischer Reihenfolge vor, ein Kapitel nach dem anderen. Gemeinsam am PC werden zunächst die in Erscheinung tretenden Personen und das schemenhafte Handlungsgerüst für das anstehende Kapitel konzipiert. Sind sich beide einig, geht das Kapitel in die Feinplanung und Moni setzt es dann in Prosa um. Diese Vorabversion dient nun als Grundlage für den nächsten Arbeitsschritt. Sie liest Simon das Skript vor, er äußert seine eventuellen Verbesserungsvorschläge sowie Formulierungen und gemeinsam wird das Kapitel überarbeitet. Die enge Zusammenarbeit zwischen Mutter und Sohn verläuft weitgehend reibungslos. Allenfalls hört man des Öfteren Simon seine emsige Mutter bremsen. „So Mama, wir brauchen jetzt eine Pause.“ Aufkommende Konflikte werden im Keim erstickt – das Erfolgsrezept für das besondere Team.

Ihren Part der Recherche nimmt Moni ziemlich genau, im Zweifel zieht sie Experten heran oder verschafft sich selbst ein Bild. Auch die Stimmigkeit der Geschichte ist beiden sehr wichtig. „Da es laut unseres Plots eine Dorfkirmes im September geben muss, aber kein Ort im Hunsrück den passenden Schutzpatron vorweisen kann, haben wir Hellersberg erfunden.“ In Phasen von nachlassender Konzentration betreibt die Studentin gerne ihre weiteren akribischen Nachforschungen.

Reinsch, Moni und Reinsch, Simon. Tief im Hochwald. Köln, Emons. 2013Entstanden ist ein beachtenswertes Ergebnis von einer etwas anderen Arbeitsgemeinschaft. Der Regionalkrimi „Tief im Hochwald“ fesselt nicht nur mit seiner furiosen Handlung rund um die grausamen Morde und das Geocaching, er erlaubt zudem einen Blick über die Schulter der Trierer Kommissarin und der einheimischen Protagonisten und lässt dem Leser die Chance zur Co-Ermittlung. Auch werden die Gepflogenheiten sowie die Mentalität der regionalen Dorfbewohner authentisch dargestellt – das Ganze mit einer Prise Humor.

Wie es sich bei fairem Teamwork gehört, halten Moni und Simon Reinsch ihre Lesungen ebenfalls gemeinsam. Als nächstes findet am 31. Januar 2014 eine extravagante Hochwald-Lesung in Gusenburg statt. Dazu wird es ein Drei-Gänge-Menü geben.

Wenn Moni schreibt, erlebt sie Emotionen, die einem „Writer’s High“ gleichkommen. „Es ist ein Getriebensein, eher Sucht als Ehrgeiz. Ich kann oft gar nicht aufhören“, schwärmt sie. Nicht ganz ohne Hintergedanken gibt es im Hause Reinsch den Ordner mit der Aufschrift „Szenen zum Wiederverwerten“. Da Mutter und Sohn beide von ihrer gelungenen Zusammenarbeit begeistert sind und sozusagen Blut geleckt haben, werden sie weitermorden.

Der nächste Kriminalroman trägt den Arbeitstitel „Tod und Vergessen“ und spielt in einem Seniorenheim für Demenzerkrankte in der Region. Ein junger Pfleger stirbt im gutbesuchten Speisesaal. Alle Bewohner haben den Hergang beobachtet, doch niemand kann sich recht erinnern. In diesem Buch wird Simon eigene Teile in seinen Worten schreiben – die Rolle eines geflohenen Patienten. „Hier ist ein sich abgrenzender Sprachstil von uns beiden erwünscht“, erklärt Moni. Der Krimi zählt bereits 182 Seiten.

Weitere Infos finden Sie hier.

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