„Anmachen mit einem Augenzwinkern“

Porno Killed the Burlesque Star – vor allem die verstärkte Verbreitung von Pornografie verdrängte ab Mitte des vergangenen Jahrhunderts die Unterhaltungsform der Burlesque. „The Petit Fours“ lassen die Hochphase dieser erotisch-amüsanten Shows zwischen den 30er und 50er Jahren wieder aufleben. Ein Hauch Frivolität, ein Schuss Nostalgie, eine Prise Sinnlichkeit präsentieren die reizenden Damen am Donnerstag um 20 Uhr im Trierer Theater. Singend, tanzend und mit komödiantischen Einlagen zeigen sie die verschiedensten Facetten ihres Könnens. 16vor sprach mit der „Petit Fours“-Mitgründerin Clarissa Karnikowski alias Fräulein Clara über den Unterschied zum Striptease, die Voraussetzungen für Burlesque-Künstlerinnen und über die Rolle Dita von Teeses bei der neuerlichen Verbreitung dieses verführerischen Erwachsenen-Entertainments.

16vor: Worin unterscheidet sich Burlesque von professionellem Striptease?

Clarissa Karnikowski: (lacht) Burlesque ist das gewisse Ausziehen mit dem Augenzwinkern. Man nimmt sich selber auf die Schippe und schlüpft in verschiedene Rollen. Man macht die Leute an, aber mit einem Augenzwinkern.

16vor: Welche Konsequenz hat das für die Zusammensetzung des Publikums?

Karnikowski: Das Publikum bei uns ist ein Szenepublikum, das gerne alte Musik mag. Keines, das sich nackte Frauen wie in einer Stripteaseshow ansehen möchte, sondern weiß, was Burlesque ist.

16vor: Aber es kommen doch gewiss auch Menschen, die sich gerne schöne Frauen beim Entkleiden anschauen?

Karnikowski: Bestimmt. Aber es ist nicht das Publikum, das „Ausziehen!“ schreit, sondern die Kunstform versteht. Jede Dame, die Burlesque macht, erzählt etwas, hat eine kleine Geschichte. Man stellt sich nicht stumpf auf die Bühne und zieht sich aus.

16vor: Ist bei Ihren Shows trotzdem schon jemand einmal zudringlich geworden?

Karnikowski: Nein.

16vor: Sie kommen vom Musical. Wie bereitet man sich auf eine Burlesque-Show vor? Mit Betty-Page-Videos?

Karnikowski: Ich habe zwar Musicals gemacht, aber immer schon alte Musik gemocht. Ich lebe das auch. Man muss das lieben. Mit Pin ups beschäftigen, mit alten Filmen, mit alter Musik – das muss man mögen und auch ins Privatleben mitreinnehmen, sonst funktioniert das nicht.

16vor: Sie fahren also auch einen alten Käfer oder so?

Karnikowski: Genau. Ich arbeite auch bei einem Rockabilly-Friseur, der nur 30er-, 40er-Jahre-Frisuren macht. Wenn man so etwas liebt, bringt man es auch authentisch rüber.

16vor: Durch das Fetisch-Model Dita von Teese wurde Burlesque wieder einem breiten Publikum bekannt. Wären Sie ohne sie noch beim Musical?

Karnikowski: Ohne Dita von Teese hätte es vielleicht ein bisschen länger gedauert. Wenn ihr Name fällt, weiß man sofort, was Burlesque ist.

Der Film „Burlesque“ hat allerdings wenig damit zu tun, was wir machen. Das verwirrt die Leute wieder, weil das eher Showtanz ist. Alle sehen toll aus und sind neunzigsechzigneunzig geformt. Burlesque ist authentisch. Das heißt, es stehen auch Frauen auf der Bühne, die ein bisschen korpulenter, aber stolz auf ihren Körper sind, und sexy rüberkommen.

16vor: Wer wird alles beim Auftritt in Trier mit dabei sein?

Karnikowski: Zoe Scarlett, Miss Golden Treasure, Miss Felicitas D’Orange, Mademoiselle Parfait de la Neige, The Cool Cats, Diva La Kruttke und unsere Band Hot Rods.

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