Die Halle muss bleiben!

Seit Wochen debattiert die Trierer Kommunalpolitik über die Zukunft der Skatehalle in Trier-West. Inzwischen liegen gleich mehrere Anträge vor, mit denen sich der Stadtrat Ende Februar befassen wird. Ein alternativer Standort zeichnet sich derweil noch immer nicht ab, ebenso wenig eine Mehrheit, die sich für den Verbleib des „Projekt X“ in der Aachener Straße aussprechen würde. Dabei ist es an der Zeit, den vielen guten Worten nun endlich eine klare Ansage folgen zu lassen – dass die Halle am jetzigen Standort erhalten bleiben muss. Es wäre eine Armutszeugnis für Stadt und Rat, würde ein derart vorbildliches Jugendprojekt geopfert. Ein Plädoyer von 16vor-Redaktionsleiter Marcus Stölb

Es gibt viele gute Gründe, das ehemalige Edeka-Gelände in der Aachener Straße neu zu bebauen. Städtebaulich ist die Halle ein Ärgernis. Wären nicht die Skater dort sesshaft geworden, nichts und niemand spräche für den Erhalt des einstigen Supermarkts. Zudem ist der Hinweis auf die Einnahmen, die bei einem Verkauf des Geländes zu erwarten sind, kaum von der Hand zu weisen. Einige der Ratsmitglieder und Bürger, die diesen Faktor jetzt lautstark beschweigen, warfen ihn noch vor wenigen Wochen als Argument in die Waagschale; als es darum ging, die Verlängerung des Pachtvertrags für die Tankstelle in der Ostallee zu begründen. Die Stadt könne auf Einnahmen nicht verzichten, hieß es damals.

Auch sollten die Befürworter des „Projekts X“ das Kind nun nicht mit dem Bade ausschütten und die planerischen Ziele für Trier-West gänzlich infrage stellen. Über Jahrzehnte fristete der Stadtteil ein Schattendasein, richtete sich der Blick der Lokalpolitiker fast ausschließlich auf die Höhenstadtteile, das Zentrum und angesagtere Randlagen. Pläne für das linke Moselufer gab es zwar zuhauf, nur wurden sie nie realisiert. Nun tut sich endlich was, wird das Quartier als attraktiver Wohnstandort erkannt. Wer hier gleich „Gentrifizierung“ wittert und gegen eine angeblich drohende Verdrängung Alteingesessener durch besser betuchte Luxemburg-Pendler wettert, schießt übers Ziel hinaus. Niemandem ist geholfen, wenn private Investoren im Westen für unerwünscht erklärt werden.

Doch all der guten Argumente zum Trotz – es gibt bessere, die für einen Erhalt der Halle in der Aachener Straße sprechen. Denn was an diesem Ort entstanden ist, das lässt sich an keinem Reißbrett planen und wohl auch kaum an einem anderen Standort wiederholen. Etwas Vergleichbares gibt es in dieser Stadt schlicht nicht. Im „Projekt X“ widerlegen Dutzende Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene all die gängigen Klischees, die schon mal gerne gegen sie ins Feld geführt werden. In der Halle trifft man auf kreative Eigeninitiative, gegenseitige Rücksichtnahme und wirkliche Leidenschaft. Die Jungs und Männer – Mädchen und Frauen sind eher selten anzutreffen – benötigen keine Streetworker. Sie sind hier in ihrem Element, leben Freundschaft, noch dazu über Nationalitäten hinweg. Statt einsam vorm heimischen PC zu sitzen, verbringen sie ihre Zeit in der Gemeinschaft. Und es kommt noch etwas hinzu: Die Skater und BMX-Radfahrer identifizieren sich mit der Halle, schließlich ist sie inzwischen vor allem ihr Werk.

Kurz und gut: Im „Projekt X“ ist all das Realität geworden, was Politiker und Pädagogen mit schöner Regelmäßigkeit einfordern. Wer nun glaubt, es handele sich lediglich um eine Randsportart für ein paar wenige Freaks, die nicht weiter ins Gewicht fallen, der sollte einmal unangekündigt in der Halle erscheinen. Diese Einrichtung lässt sich auch nicht mal eben so an einen anderen Standort verpflanzen, und in irgendwelchen Mittelstädten in der Nachbarschaft Triers oder gar auf dem Land wäre das Projekt dem Untergang geweiht. Deshalb sollte die Debatte über etwaige Alternativen eingestellt werden. Ansonsten drängt sich der Eindruck auf, dass lediglich auf Zeit gespielt wird. Was die Skater und ihre Familien jetzt aber brauchen, ist eine klare Ansage vonseiten der Politik, dass die Halle Teil einer umfassenden Weiterentwicklung des Stadtteils sein darf.

Das wäre eine wirkliche Anerkennung für das, was die Skater in den vergangenen beiden Jahren auf die Beine gestellt haben. Aber es sei doch von Beginn an klar gewesen, dass sie nach einer gewissen Zeit wieder raus müssten, werden manche nun einwenden. Das stimmt! Doch viele, die nun auf diese Abmachung verweisen, „vergessen“, dass auch der Pächter der Tankstelle in der Ostallee seit Jahren wusste, dass die Stadt andere Pläne mit dem Gelände hatte. Das zeigt: Die Politik hat es in der Hand, sie kann Prioritäten setzen. Wo ein Wille ist, da ist bekanntlich auch ein Weg. Gefordert ist jetzt der Oberbürgermeister: Wenn Klaus Jensen (SPD) wollte, bekäme er schon heute eine Mehrheit im Stadtrat zusammen – für den Erhalt des „Projekt X“. Es wäre auch eine Entscheidung wider den Kleinmut, der die Kommunalpolitik in der jüngeren Vergangenheit allzu häufig bestimmte.

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