Der Goldschatz in seiner ganzen Pracht

An diesem Wochenende kann der Goldschatz kostenlos besichtigt werden. Foto: Thomas Zühmer/LandesmuseumEs war eine archäologische Sensation: Am 9. September 1993 wurde in der Feldstraße ein römischer Goldschatz gefunden. Knapp 1800 Jahre nach ihrer Verbergung kamen mehr als 2.650 Münzen ans Tageslicht. Anlässlich des 20. Fundjubiläums findet im Rheinischen Landesmuseum Trier bis Ende April 2014 eine Sonderausstellung statt, in der der Schatz erstmals komplett gezeigt wird. Die Erweiterung der Präsentation hatte sich Dr. Marcus Reuter, seit Juli 2012 Leiter der Einrichtung, schon früh auf die Fahne geschrieben. „Wer nach Trier kommt, muss den Schatz gesehen haben.“ Heute und morgen gewährt das Museum freien Eintritt.

TRIER. Der Trierer Goldschatz wurde nicht bei einer regulären Grabung entdeckt. Die Archäologen des Landesmuseums hatten schon das Feld am Mutterhaus, wo ein Parkhaus gebaut wurde, geräumt, und es Hobbysuchern überlassen. Einer von ihnen war Erich Eixner. Während andere Freizeitarchäologen den Aushub untersuchten, der auf den Kockelsberg gebracht worden war, ließ Eixner seinen Metalldetektor über der entstehenden Einfahrt kreisen und endeckte dort ein Dutzend Goldmünzen. „Das war eine Sensation“, sagt der heute 65-Jährige.

Auf dem Heimweg hatte er das Gefühl, das dort noch mehr sein müsse. Er kehrte um und suchte weiter. Das Gerät schlug an. Ein Signal, noch ein Signal und noch ein Signal – Eixner schlug mit einer Hacke in den Boden und Dutzende Münzen flogen ihm entgegen. Er war auf ein zerfetzes Bronzegefäß voller Gold gestoßen.

Den Schatz nahm er mit nach Hause und rief sofort Dr. Karl-Josef Gilles vom Landesmuseum an. Er erreichte ihn erst gegen Mitternacht. „Ich habe etwas Schönes gefunden“, teilte er dem Numismatiker mit. Gilles konnte nicht glauben, was er da hörte, und so wurde erst ein Treffen für den nächsten Tag vereinbart. In folgenden Wochen wurde zur Gewissheit, dass Eixner und 18 weitere Hobby-Sucher den bislang größten, jemals gefundenen Goldschatz aus der römischen Kaiserzeit entdeckt hatten. Mehr als 2650 Münzen umfasst der Fund. Es ließ sich rekonstruieren, dass der Schatz noch umfangreicher gewesen sein muss, die oder andere Münze aber nicht zurückgegeben wurde.

„Ich weiß nicht, was ich heute machen würde“, gesteht Eixner, dem zunächst eine Million Mark Finderlohn zugesagt worden seien. Schon der reine Materialwert liegt bei etwa 630.000 Euro, der Verkaufswert bei über fünf Millionen. Die Beträge wurden jedoch immer kleiner, die man dem Hauptfinder versprach. Bis auf Bayern gilt in ganz Deutschland das Schatzregal, wonach herrenlose, bis zum Zeitpunkt des Fundes verborgene Schätze mit ihrem Auffinden Eigentum des Staates werden. Bei der „Hadrianischen Teilung“ geht der Fund zur einen Hälfte an den Finder und zur anderen Hälfte an den Eigentümer des Fundortes. Nicht selten dürfte sich Eixner gewünscht haben, den Schatz in Bayern entdeckt zu haben. So wurde er sogar noch mit einer Anzeige konfrontiert, weil er die Münzen mit nach Hause nahm. Schließlich erhielt er noch einen fünfstelligen Betrag als Entlohnung.

Am gestrigen Festempfang nahm Eixner dennoch teil. Der Empfang war der Beginn eines vielfältigen Programms zur Sonderausstellung. Bis zum 27. April 2014 finden unter anderem ein wissenschaftliches Fachtreffen zum Thema „Römische Goldschätze“ (27. September), ein Festvortrag (17. Oktober), Sonntagsführungen, kulinarische Zeitreisen, die Trierer Museumsnacht passend zum Thema und zahlreiche weitere Aktionen für Familien und Schulklassen statt.

Dr. Marcus Reuter, seit Juli 2012 Direktor des Rheinischen Landesmuseums Trier, ist besonders stolz darauf, das von nun an im Münzkabinett die Goldmünzen des Schatzes wieder mit den etwa 185 Exemplaren vereint sind, die bislang zur wissenschaftlichen Bearbeitung im Sammlungsdepot aufbewahrt wurden. Es war eines der ersten Ziele Reuters, das wertvollste Ausstellungsstück komplett zu zeigen. „Wer nach Trier kommt“, so der Museumsleiter, „muss den Schatz gesehen haben.“

Dr. Karl-Josef Gilles verfasste das Buch "Der römische Goldschatz aus der Feldstraße in Trier", das jetzt erschienen ist. Foto: Christian JörickeZum Fundjubiläum ist auch eine umfangreiche Publikation von Karl-Josef Gilles zum Trierer Goldschatz erschienen. Der mit 18,5 kg gewichtige Schatzfund gab bei seiner wissenschaftlichen Bearbeitung zahlreiche Geheimnisse preis: Er stellte kein Privatvermögen, sondern eine öffentliche Kasse dar, die über einen längeren Zeitraum hinweg verwaltet und vergrößert wurde. Während eines Bürgerkrieges im Jahr 196 n. Chr. wurden die Goldmünzen in einem Keller vergraben und gerieten danach in Vergessenheit. Vermutlich nahm der einstige Verwalter des Schatzes sein Wissen um das Versteck mit ins Grab. Gut für die Stadt Trier, die dadurch seit 20 Jahren um eine Attraktion reicher ist.

Der Eintritt zur Sonderausstellung „Goldene Zeiten“ ist an diesem Wochenende frei. Weitere Informationen finden Sie hier.

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