„Der Inhalt ist derselbe“

Vor zwei Jahren trat Christiane Probst die Nachfolge Manfred Maximinis an und übernahm dessen Amt als Fraktionschef. Inzwischen ist auch die UBM Geschichte, an ihre Stelle trat die Freie Wählergemeinschaft Trier (FWG). Deren Bedeutung im Rat hat nach der letzten Kommunalwahl spürbar abgenommen, doch mit dem Wechsel von Ex-Sozialdemokrat Peter Spang hat der Verein seine Stellung wieder stärken können. Probst ist mit ihrer bisherigen Bilanz zufrieden. Der Darstellung, ihre Fraktion folge allzu bereitwillig dem, was Institutionen wie HWK oder IHK vorgeben, widerspricht sie ebenso energisch wie der Wahrnehmung, die FWG sei so etwas wie die Trierer Autopartei. Kritiker werfen Probst vor, sie neige zu einem gewissen Populismus. Dass die Fraktion unpopulären Entscheidungen des Rates wiederholt die Unterstützung versagte, lässt sich nicht leugnen.

TRIER. Die Frau hat Humor. Ob sie denn etwas mit der Bezeichnung „Maximinis Mädchen“ anfangen könne, will der Interviewer wissen. Christiane Probst bekommt sich kaum noch ein vor Lachen, eine gefühlte Minute amüsiert sie sich über die Anspielung. Doch der Vergleich scheint ihr dann doch weit hergeholt. Manfred Maximini sei zwar in vielerlei Hinsicht ein Vorbild für sie, auch habe sie einiges von ihm gelernt. Aber „Maximinis Mädchen“, das wäre dann doch zu viel des Guten.

Im Sommer 2009 übernahm Christiane Probst die Führung der damaligen UBM-Fraktion. Die war merklich geschrumpft, bei der Kommunalwahl waren die Bürgervertreter von den Bürgern regelrecht abgestraft worden – zumindest von jenen, die zur Wahl gegangen waren. Beinahe halbiert hatte sich die Anzahl der Fraktionsmitglieder, erst im letzten Moment der Auszählung konnte die UBM noch einen fünften Sitz verbuchen. Für Probst und ihre Kollegen war der Wahltag vor zwei Jahren ein herber Rückschlag, und weil auch die Union spürbar verloren hatte, waren schwarz-blaue Mehrheiten nun nicht mehr möglich. Doch daran, den angepeilten Fraktionsvorsitz vor dem Hintergrund des Debakels erst gar nicht anzutreten, hat Probst keinen Moment lang gedacht. Wen hätte die UBM auch anderes wählen sollen?

Probst ist es inzwischen gelungen, in die großen Fußstapfen ihres Vorgängers halbwegs hinein zu wachsen. Die Präsenz und Popularität des Kürenzers wird sie wohl nie erreichen, doch wird sie wohl auch kaum derart polarisieren, wie Maximini. Als einzige Fraktion war die UBM ohne Newcomer in die neue Wahlperiode gestartet. Einzig Probst, die seit 2004 dem Stadtrat angehört, vermochte so etwas wie einen personellen Neuanfang zu verkörpern, indem sie an die Spitze der Fraktion rückte. Im Kern jedoch ist die UBM unverändert geblieben, ihre Fraktionschefin macht daraus keinen Hehl: Zwar habe man den Namen geändert, „doch der Inhalt ist derselbe“.

Dem mag man kaum widersprechen. Wer die Ratssitzungen der vergangenen beiden Jahre verfolgte, erlebte zwar keinen Maximini mehr, doch wichtige Positionen der in FWG umfirmierten UBM tragen weiterhin unverkennbar seine Handschrift. Nach wie vor scheint sich der Verein zuvorderst als Sachverwalter der so genannten kleinen Leute sowie der Kammern und Unternehmer zu verstehen. Dieser Anspruch kollidiert dann schon mal mit einer anderen Rolle, die vor allem Probst für ihre Fraktion in Anspruch nimmt: die des Mahners in Sachen Haushaltsdisziplin. Kaum ein Redebeitrag, in dem sie ihre Kollegen im Rat nicht darauf hinweist, dass die Stadt kein Geld hat.

Doch als der Stadtrat beschließen sollte, die Hundesteuer um 20 Euro je Tier und Jahr heraufzusetzen, lehnte die FWG dies ab und verlangte stattdessen eine maximale Erhöhung um 10 Euro. Probst steht nach wie vor hinter dieser Entscheidung. „Das betrifft viele ältere Menschen, die nur wenig Rente haben und sich einen Hund halten, damit sie nicht allein sind“. Auch die Erhöhung der Ticketpreise für das Südbad sowie der Parkgebühren lehnte die FWG ab, und als es an die Verabschiedung der Kulturabgabe ging, verweigerte Probsts Mannschaft ebenfalls die Zustimmung – man solle doch den Konsens mit den Hoteliers suchen, verlangte FWG-Chef Professor Hermann Kleber stattdessen. Im ersten Anlauf votierte die Fraktion dann auch gegen den Haushalt für das laufende Jahr. Die Begründung: Es müssten mehr Bemühungen unternommen werden, den städtischen Etat zu konsolidieren.

Probst: Sind nicht das Sprachrohr der Kammern

Probst hält die Politik ihrer Fraktion für konsequent. Auch wenn sie im Mai fordert, das Thema Reaktivierung der Westtrasse zurückzustellen, bis die vor allem von der FWG seit Jahren geforderte Prioritätendebatte geführt sei, und dann keine zwei Monate später verlangt, das Thema Umgehung Zewen wieder auf die Agenda zu setzen, vermag sie darin keinen wirklichen Widerspruch zu sehen. Was die Umgehung für Zewen anbelangt, sei diese natürlich „nicht von heute auf morgen“ zu haben, hierbei gehe es vielmehr um ein Projekt für die Jahre 2020 bis 2025. Mit der Forderung nach der Umgehung, die morgen Abend auf der Tagesordnung der ersten Ratssitzung nach der Sommerpause stehen wird, will die FWG ihre Position in Sachen Moselaufstieg untermauern.

Wenn Probst, die keine große Rednerin ist, im Stadtrat das Wort ergreift, führt sie als Argument nicht selten die Argumentation von IHK oder HWK ins Feld. Dass dadurch schon mal der Eindruck entstanden kann, die FWG verstehe sich als das Sprachrohr der Kammern, kann sie nicht nachvollziehen. „Da täuschen Sie sich“, widerspricht sie, man sei absolut nicht immer einer Meinung mit den Kammern. Auch dass die FWG von nicht wenigen als letzte wirkliche Lobby der Trierer Autofahrer gilt, will Probst so nicht stehen lassen. Auch ihre Fraktion sei für eine Förderung des Umweltverbunds. „Vielleicht wird das nach außen nicht so wahrgenommen“, sagt sie und macht einen konkreten Vorschlag zur Verbesserung des ÖPNV-Angebots: Die Grenzgängerin, die bei der Deutschen Bank in Luxemburg arbeitet, schlägt vor, dass die Busse der Linie 118, die Trier mit der Hauptstadt des Nachbarlands verbinden, schon ab Tarforst fahren und dort Pendler aus den Höhenstadtteilen sowie Vororten wie Pluwig, Gusterath und Korlingen einsammeln. Auf diese Idee brachten sie letztens Kollegen, berichtet Probst, nun wolle sie das Gespräch mit dem Busunternehmen suchen. Doch gleich darauf wiederholt sie ihr verkehrspolitisches Credo, dass man niemanden zwingen könne, ein bestimmtes Verkehrsmittel zu nutzen.

Der Satz hätte auch von ihrem Vorgänger stammen können, und kaum ist er gefallen, betritt dieser den Raum, um ihn nach kurzer herzlicher Begrüßung gleich wieder zu verlassen. Manfred Maximini nimmt noch regelmäßig an den Sitzungen der FWG-Fraktion teil. Probst bezeichnet ihn als „wandelndes Gedächtnis“, er wisse oft spontan Bescheid, wann welche Entscheidung wie im Stadtrat getroffen wurde. Maximini, das personifizierte Ratsinformationssytem? Sein Wort dürfte weiterhin Gewicht haben, auch wenn Probst auf Nachfrage betont, dass natürlich sie die Chefin ist. Und es bleiben will: 2014 wolle sie die FWG wieder in die Kommunalwahl führen. Offenbar ist sie auf den Geschmack gekommen.

Print Friendly, PDF & Email

von

Schreiben Sie einen Leserbrief

Angabe Ihres tatsächlichen Namens erforderlich, sonst wird der Beitrag nicht veröffentlicht!

Bitte beachten Sie unsere Kommentarrichtlinien!

Noch Zeichen.

Bitte erst die Rechenaufgabe lösen! * Time limit is exhausted. Please reload the CAPTCHA.