Dempfle will CDU in die Wahl führen

Eigentlich wollte Ulrich Dempfle (rechts) 2014 mit der Kommunalpolitik aufhören, nun tritt er ein weiteres Mal an und will seine Partei erstmals als Spitzenkandidat in eine Kommunalwahl führen. Die Unterstützung von Parteichef Kaster (Mitte) dürfte dem Juristen gewiss sein. Archiv-Foto: Marcus Stölb Der Vorsitzende der CDU-Stadtratsfraktion, Dr. Ulrich Dempfle, will seine Partei in die anstehende Kommunalwahl führen. Entgegen seiner ursprünglichen Lebensplanung stehe er für eine vierte Wahlperiode im Rat zur Verfügung, erklärte er am Dienstagabend gegenüber 16vor. Seinen Sinneswandel begründete er unter anderem mit der Kandidatur der parteilosen PR-Unternehmerin Hiltrud Zock für das Amt des Oberbürgermeisters. Auch wenn Dempfle im Gespräch mehrmals betonte, den Gremien seiner Partei nicht vorgreifen zu wollen, scheint kaum mehr vorstellbar, dass jemand anderes als er die Trierer Christdemokraten in die Wahl führen könnte. Auf mindestens zwei ihrer drei „Stimmenkönige“ von 2009 wird die Partei gleichwohl verzichten müssen. 

TRIER. Heute Abend trifft sich das Präsidium der Trierer CDU zu seiner ersten Sitzung im neuen Jahr. Auf der Tagesordnung der Beratungen wird dann allen voran die Zusammenstellung einer Liste für die im Mai anstehende Stadtratswahl stehen. Keine leichte Aufgabe für Parteichef Bernhard Kaster, denn für die ersten 10 Plätze ist die Nachfrage erfahrungsgemäß besonders hoch, und auch für die Plätze 11 bis 20 dürfte es nicht an Bewerbern mangeln. 19 Mitglieder hat die aktuelle CDU-Fraktion am Augustinerhof, wer also realistische Chancen haben möchte, noch einmal oder erstmals den Einzug in den Stadtrat zu schaffen, sollte nicht sehr weit von Platz 20 entfernt antreten.

Es sei denn, er oder sie heißt Ricarda Kuhner. Die war 2009 auf dem eigentlich schier aussichtslosen 32. Platz gestartet und dann dank ihres sehr guten Einzelstimmenergebnisses auf dem 17. Platz der CDU-Bewerber gelandet. Ein persönlicher Triumph, der seinerzeit gleichwohl nicht Kuhners Niederlage bei der Direktwahl des Ortsvorstehers von Trier-Mitte/Gartenfeld verhinderte. Hier zog sie gegen den parteilosen Kandidaten der Grünen, Dominik Heinrich, den Kürzeren; im Stadtrat meldete sich Kuhner in den vergangenen viereinhalb Jahren nahezu nie zu Wort, allenfalls in ihrer Funktion als amtierende Alterspräsidentin fiel sie noch auf.

Ob die „Grande Dame“ der Trierer Union 2014 wieder kandidieren wird, ist noch unklar; wie überhaupt noch keine endgültigen Entscheidungen in Sachen CDU-Stadtratsliste gefallen sind. Denn die trifft am Samstag kommender Woche ein Kreisparteitag im Tagungszentrum der Industrie- und Handelskammer, und gewissermaßen gilt in diesen Tagen innerhalb der Partei das, was auch immer als offizielle Devise bei den zurückliegenden Koalitionsverhandlungen in Berlin galt: Nichts ist entschieden, solange nicht alles entschieden ist.

Allerdings wäre es schon eine faustdicke Überraschung, würde am Ende des Kreisparteitags nicht der Name Ulrich Dempfle ganz oben auf der Liste stehen. Dabei hatte der Jurist eigentlich vor, nach dann drei Wahlperioden 2014 nicht wieder für den Stadtrat zu kandidieren, wie er am Dienstag gegenüber 16vor einmal mehr bestätigte. Er sei in der Tat „eigentlich der Überzeugung“ gewesen, dass er sich nach 15 Jahren zurückziehen solle, erklärte er. Doch dann „gab es eine Menge Menschen die der Meinung waren, ich solle es noch einmal machen“. Dieser Meinung ist der 53-Jährige nun auch selbst, wenn er auch immer wieder betont, dass noch nichts entschieden sei. Wenn er jedoch den Eindruck habe, „dass die Mannschaft stimmt, dann mache ich nochmal mit“. Man darf getrost davon ausgehen, dass die CDU-Vorderen, von denen er ja selbst einer ist, alles dafür tun werden, dass spätestens am Freitag kommender Woche „die Mannschaft stimmt“.

Entscheidung am Samstag kommender Woche

Dabei kann man nicht sagen, dass sich Dempfle um den Fraktionsvorsitz gerissen hätte; damals, im Frühjahr 2011, als Berti Adams nach der Landtagswahl, bei der er sein Mandat in Mainz verloren hatte, entnervt hinwarf. Es gab schlicht niemand anderen, der sich aufgedrängt hätte. Und da der Heiligkreuzer als ein enger Vertrauter Kasters und guter Redner gilt, lief alles auf ihn zu. Nach außen hatte es so den Anschein, als habe er sich in die Pflicht nehmen lassen. Die, die ihn besser zu kennen glauben, warnen indes davor, seinen Machtinstinkt zu unterschätzen. Auch wenn es mitunter den Anschein habe, als brauche Dempfle die Politik nicht zu seinem persönlichen Lebensglück, nehme er doch gerne Einfluss.

Was nach seiner Wahl zum neuen Fraktionschef folgte, war ein veritabler Fehlstart – den man allerdings kaum ihm anlasten konnte. Kaum gewählt, kam heraus, dass gegen den ebenfalls neu gewählten Fraktionsvize Norbert Freischmidt Ermittlungen  wegen nicht gezahlter Sozialabgaben liefen. Weder Dempfle noch Kaster wussten von den Schwierigkeiten ihres Parteifreunds und Kneipenwirts, die einstige Nachwuchshoffnung musste umgehend zurücktreten.

Freischmidt, der 2009 das drittbeste Einzelergebnis seiner Partei holte, wird dieses Mal wohl nicht wieder auf der Liste auftauchen. Er hat sich aus der Politik zurückgezogen und zwischenzeitlich auch sein Mandat niedergelegt. Auch Ex-Fraktionschef Berti Adams machte früh klar, dass für ihn 2014 Schluss sein soll mit Ratsmitgliedschaft. Doch auch so dürfte es nicht an Bewerbern mangeln, und gerade bei der CDU, die trotz merklicher Verluste bei der letzten Wahl doch nach wie vor mit einigem Abstand stärkste politische Kraft im Rat ist, wird es einige Mühe kosten, eine nach ihren Kriterien austarierte Liste zusammenzustellen. Denn nicht nur wollen möglichst alle 19 Stadtbezirksverbände prominent platziert sein, auch Vertreter von Frauenunion bis Mittelstandsvereinigung müssen berücksichtigt werden. Nur so, glaubt man jedenfalls in der Union, lässt sich der eigene Anspruch, Volkspartei zu sein, glaubhaft vermitteln. Wohl erst am Vorabend des Kreisparteitags, wenn sich der Vorstand der Partei treffen wird, dürfte die Liste stehen. Als sicher darf gelten, dass Udo Köhler, der zeitweilig auch als möglicher Spitzenkandidat gehandelt wurde, erneut weit vorne antreten wird. Ob es größere Überraschungen geben wird, scheint eher fraglich.

Ulrich Demple wird die Liste anführen, und dass er wieder antritt, hängt auch mit einem anderen Termin zusammen: Am 28. September diesen Jahres wird ein neuer Oberbürgermeister gewählt. Die CDU tritt bekanntlich erstmals mit einer Frau und obendrein mit einer parteilosen Unternehmerin an. Nicht wenige in der Partei und auch außerhalb sind überzeugt, dass es Dempfle war, der ursprünglich die Idee dazu hatte, Hiltrud Zock die Kandidatur anzutragen. Der 53-Jährige will das nicht bestätigen, spricht stattdessen von einem „gemeinschaftlichen Prozess“, an dem er und Parteichef Kaster gleichermaßen beteiligt gewesen seien. Allerdings räumt er auf Nachfrage ein, dass die Aussicht auf eine Oberbürgermeisterin Zock wesentlich zu seinem Sinneswandel beigetragen habe.

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