Bei Dauergrün auf der Busspur radeln

Verkehrsführung4Auf einer Länge von 1,8 Kilometern ließ die Stadt seit Herbst vergangenen Jahres die Fahrbahndecken mehrerer Alleen erneuern. Von der Straße Am Herrenbrünnchen bis zum Wolfsberg reichten die Baumaßnahmen, in deren Zuge in weiten Teilen auch die bisherige Verkehrsführung auf den Prüfstand kam. Weil von Beginn an Ziel gewesen sei, „möglichst viel für Radfahrer, Fußgänger und den ÖPNV zu tun“, so Baudezernentin Simone Kaes-Torchiani am Donnerstag in einem Pressegespräch, gibt es in Heiligkreuz nun Triers erste „Umweltspuren“ und ein „Dauergrün“, das Radlern schon bald möglichst ununterbrochene Fahrten vom Hofgut Mariahof bis zur Spitzmühle ermöglichen soll. An manchen Markierungen auf der Fahrbahn scheiden sich indes noch die Geister, und der ein oder andere Lückenschluss steht noch bevor.

HEILIGKREUZ. Eigentlich hatten Wolfgang van Bellen und sein Team das Vorhaben schon viel früher abschließen wollen, doch dann ließ der Bewilligungsbescheid aus Mainz auf sich warten und zwei harte Winter setztem dem Asphalt weiter zu. Wer zuvor noch daran gezweifelt haben sollte, dass die Heiligkreuzer Alleen einer neuen Decke bedurften, wurde spätestens jetzt eines Besseren belehrt. Rund ein Jahr dauerten die Arbeiten, knapp eine Millionen Euro flossen in das Projekt. Ein Teil des Geldes wurde in Maßnahmen investiert, die dem Bus-, Fuß- und Radverkehr zugute kommen sollen. Weil die geänderte Verkehrsführung im Stadtteil und darüber hinaus für einige Diskussionen sorgt und für viele Verkehrsteilnehmer auch gewöhungsbedürftig sein dürfte, lud die Verwaltung zum Pressegespräch ein, um die einzelnen Neuerungen zu erläutern.

Für die zeichnet allen voran Sandra Klein, Leiterin der städtischen Verkehrsplanung, verantwortlich. Klein machte am Donnerstag zunächst deutlich, dass noch nicht sämtliche Maßnahmen abgeschlossen sind. Sodann ging sie ins Detail und erläuterte unter anderem die Funktionsweise von Triers erster „Umweltspur“, eine für den Radverkehr freigegebene Busspur. Diese führt auf einer Länge von 215 Metern von der Bushaltestelle „Hans-Böckler-Allee“ bis kurz vor die Einmündung in die Straße „Am Herrenbrünnchen“. Das Besondere: Busse und Radfahrer haben auf der besagten Spur grundsätzlich freie Fahrt, also eine Art Dauergrün, das durch eine spezielle Signalanlage an der Kreuzung in Höhe der Straßburger Allee angezeigt wird. Nur wenn Fußgänger diesen Bereich queren wollen und für sich ein entsprechendes Grünsignal anfordern, wechselt die Fahrradampel auf Rot und auch das Signal für den Linienbus schaltet um.

Verkehrsführung1Völlig neu geregelt wurde auch die Führung des Radverkehrs von der Straßburger Allee in Richtung Kreuzung. Ein Schutzstreifen führt nun zu einer „Pole-Position“ vor der Ampel. Radfahrer können sich in dieser großzügigen Aufstellfläche vor dem Autoverkehr so einordnen, dass sie entweder nach rechts in Richtung Tessenowstraße/Hans-Böckler-Allee abbiegen, oder aber Richtung Stauffenbergstraße die Kreuzung überqueren. Da sie beim Einbiegen auf die Metzer Allee damit rechnen müssen, dass von rechts auf der „Umweltspur“ Radfahrer oder Busse angefahren kommen, wurde auf der Fahrbahn zusätzlich eine Art Einfädelungsmarkierung für Radfahrer angebracht. Das dürfte nicht wenige verwirren, doch im Optimalfall wechselt man als Radfahrer nach einem Blick nach rechts am besten auf die besagte freigegebene Busspur.

Kurz vor der Straße Am Herrenbrünnchen, stadteinwärts, müssen sich Rad- und Busverkehr wieder in den regulären Verkehr einordnen; und das, obwohl kurz darauf wieder eine Busspur beginnt, die schon bald ebenfalls für den Radverkehr geöffnet werden soll. Dass die „Umweltspur“ nicht einfach lückenlos fortgeführt wurde, erklärt Sandra Klein mit den rechtlichen Rahmenbedingungen: So dürfe ein Zebrastreifen nicht über zwei gleichgerichtete Fahrspuren führen – und schon gar nicht über eine sogenannte Sonderspur. Als Alternative wäre deshalb nach Darstellung der Stadt in diesem Bereich nur eine komplett neue Ampelanlage infrage gekommen. Dafür habe aber nicht nur das Geld gefehlt, auch mache eine Ampelanlage so nah an der großen Kreuzung Hans-Böckler- / Straßburger Allee keinen Sinn, erklärte Kaes-Torchiani. Deshalb habe man sich für eine pragmatische Lösung entschieden. Bernd Ksyk vom Tiefbauamt kündigte an, voraussichtlich in den kommenden zwei Wochen werde die Ampelanlage im Bereich der Europäischen Rechtsakademie durch ein Lichtsignal für den Radverkehr ergänzt. Noch im Herbst werde dann auch die rund 440 Meter lange Busspur vom Herrenbrünnchen bis zur Spitzmühle für Radfahrer freigegeben.

Zu dem Maßnahmenpaket, das nun realisiert wurde, zählen zudem mehere Bordsteinabsenkungen sowie der barrierefreie Ausbau der Bushaltestelle in der Böckler-Allee. Ins Auge fallen allerdings vor allem die zahlreichen neuen Schutz- und Radfahrstreifen. So wurde von der Einmündung in die Tessenowstraße bis zur Straße Unterm Wolfsberg ein mehr als ein Kilometer langer Schutzstreifen angelegt. Voraussichtlich 2014 soll dieser Schutzstreifen um weitere 725 Meter bis zum Hofgut Mariahof fortgeführt werden. Zuvor sei es aber nötig, dass die Fahrbahndecke der Oswald-von-Nell-Breuning-Allee an mehreren Stellen erneuert wird, so van Bellen. Sandra Klein betonte, dass sie und ihre Kollegen mit dem vorhandenen Straßenraum hätten auskommen müssen. Soll heißen: Auch wenn es durchaus wünschenswert gewesen wäre, reichte nicht an allen Stellen der Platz, um eine Markierung für den Radverkehr anzubringen. So gab es innerhalb der Verwaltung etwa längere Diskussionen darüber, ob denn auf einem etwa 150 Meter langen Abschnitt zwischen der Heinrich-Weitz-Straße und der Einfahrt zur Deutschen Richterakademie überhaupt ein Schutzstreifen markiert werden sollte; am Ende entschied man sich dafür.

Verkehrsführung2Ohnehin steht es den Pedaltretern offen, ob sie die neuen Möglichkeiten oder aber den schon seit vielen Jahren vorhandenen und parallel zu den Fahrbahnen verlaufenden Fußgänger- und Radweg nutzen sollen. Gerade mit Blick auf Schüler und auch ältere Menschen sowie solche, die sich auf zwei Rädern nicht auf die Fahrbahn trauten, habe man diese Option beibehalten, erklärte Sandra Klein. Mit den Schutz- und Radfahrstreifen sowie den Umweltspuren komme man hingegen der Forderung von Verbänden wie dem Allgemeinen Deutschen Fahrradclub nach, den Radverkehr grundsätzlich auf der Fahrbahn zu führen, damit sich die jeweiligen Verkehrsteilnehmer besser im Blick haben und es nicht zu gefährlichen Situationen an Kreuzungen und Übergängen kommt.

Als nächste Maßnahme plant die Stadt nun einen Lückenschluss in der Straßburger Allee. Dort sollen beispielsweise zwei bestehende Radfahrstreifen durch ein neues Teilstück komplettiert werden, sodass die Streifen auf beiden Seiten eine Gesamtlänge von jeweil etwa 550 Meter haben.

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