Mehr sparen kann das Theater nicht

Als im vergangenen September die Integrated Consulting Group als das Unternehmen vorgestellt wurde, das eine „Strukturuntersuchung zur Sicherung der Zukunftsfähigkeit des Theaters Trier“ durchführen soll, dürften vor allem die Betroffenen erstmal geschluckt haben. Der für Trier zuständige Berater Professor Dieter Haselbach, Senior Consultant bei der ICG Deutschland, ist einer der vier Autoren des umstrittenen Buches „Der Kulturinfarkt“. „Jede zweite Kulturinstitution kann weg“ lautet eine der provokanten Thesen des Soziologen. Für das Trierer Theater gab es in der gestrigen Kulturausschussitzung jedoch viel Lob von Haselbach. Dem Ausschuss präsentierte er eine Zwischenbilanz der Analyse. Das Ergebnis der Prüfung auf Optimierungspotenzial der Einrichtung lautet: Noch mehr sparen kann das Theater nicht. Allein für das Konsolidierungsziel reicht dies nicht aus.

TRIER. „Wir haben es geahnt, dass die Zitrone ausgepresst ist“, sagte Markus Nöhl (SPD) zu dem Ergebnis und lobte die Theaterführung. „Sie hat sauber gearbeitet.“ Marc-Bernhard Gleißner (Die Linke) ging noch einen Schritt weiter. „Wir müssen uns für Vorwürfe, es sei nicht ordentlich gewirtschaftet worden, entschuldigen.“

Dass das Theater seinen Beitrag zur Haushaltskonsolidierung geleistet hat, bestätigt Professor Dieter Haselbach von der Integrated Consulting Group. „Wir haben nichts gefunden, wo man noch etwas machen kann. Es besteht kein Konsolidierungspotenzial mehr“, so der Kulturberater, der dem Theater ein „vielfältiges, in Fachkreisen anerkanntes, insgesamt publikumswirksames Programm“ bescheinigt. Gemessen am Haushalt 2011 sorgten Einsparungen und Einnahmeverbesserungen – so wurden unter anderem die Eintrittspreise erhöht – für einen Konsolidierungseffekt von 570.000 Euro. Das genügt jedoch nicht, um das Einsparziel der Stadt von einer Million Euro zu erreichen. Zudem würden bei einem festgeschriebenen Zuschuss die Kostensteigerungen dazu führen, dass die Finanzierungslücke bis 2017 auf insgesamt zwei Millionen Euro wüchse.

„Das Theater hat kostenseitig getan, was es kann“, fasste Haselbach zusammen. „Man kann dem Theater nicht zumuten, noch mehr zu leisten. Sonst ist der Betrieb in dieser Qualität gefährdet.“ Der Honorarumfang sei auf Dauer zu niedrig, die Materialkosten für Bühnenbild und Kostüme gering und das Budget für die Öffentlichkeitsarbeit knapp. Weitere Konsolidierungen wie zusätzliche Co-Produktionen, eine Deckelung des Aufwands einzelner Stücke oder eine weitere Popularisierung des Programms seien nicht sinnvoll.

Es gibt laut Analyse jedoch auch Maßnahmen, die vernünftig und kostenneutral sind. So empfiehlt Haselbach zur Verbesserung des derzeitigen Konzepts den Anbau einer Probebühne in den Maßen der Hauptbühne vor allem für die Sparte „Musiktheater“. Damit würde die Hauptbühne entlastet werden, wodurch es dort mehr Vorstellungen geben könnte. Zudem regt der Unternehmensberater an, zur organisatorischen Verbesserung die Rechtsform zu ändern. Als Eigenbetrieb oder GmbH sei das Theater flexibler. „Außerdem ist das Theater im Marketing zu schwach aufgestellt“, kritisierte Haselbach. Da die Abonnentenzahlen in Trier deutlich unter dem Schnitt in Rheinland-Pfalz lägen, rät er, zum Ausbau der Besucherzahlen eine Marketing-Stelle zu schaffen.

Hauptproblem bleiben jedoch die Gebäudemängel. Bevor es an dessen Lösung geht, muss sich die Stadt entscheiden, welches Theater sie in Zukunft haben möchte. „Wenn das Konsolidierungsziel erreicht werden soll, sind strukturelle Veränderungen im Theater nicht zu vermeiden“, so Haselbach. Das heißt im Klartext: Entweder wird zum Beispiel eine Sparte gestrichen oder es muss woanders gespart werden.

Wie ein anderer Theaterbetrieb aussehen kann, wird die Integrated Consulting Group in einem nächsten Schritt untersuchen. Eine Entwicklung und Bewertung von Zukunftsszenarien halten die Kulturausschussmitglieder fast aller Stadtratsfraktionen für sinnvoll. Diesen Weg müsse man gehen (Dr. Ulrich Dempfle, CDU) beziehungsweise weitergehen (Tobias Schneider, FDP). Man brauche diesen nächsten Schritt (Dr. Hermann Kleber, FWG). Nur Gerd Dahm von den Grünen hält eine Strukturdiskussion nicht für zielführend. „Es ist eine Diskussion, ob wir in drei Meter tiefem oder in vier Meter tiefem Wasser ertrinken wollen.“

Wie das Trierer Theater in Zukunft aussehen soll, darüber soll laut Kulturdezernent Thomas Egger vor den nächsten Kommunalwahlen 2014 entschieden werden. Die Vorstellung möglicher Szenarien soll noch vor der Sommerpause über die Bühne gehen.

Weiterer Artikel zum Thema: „Theater auf dem Prüfstand„.

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