Das Spiel mit Raum und Zeit

Von Dezember bis Ende Februar wurden im ersten Obergeschoss im Stadtmuseum Simeonstift Arbeiten aller sieben nominierten Künstler für den Ramboux-Preis 2010 ausgestellt. Seit heute sind dort ausschließlich Werke der beiden Gewinnerinnen Nicole Ahland und Judith Röder zu sehen. „Es sind zwei Künstlerinnen, die sehr gut miteinander harmonieren“, sagt Museumsdirektorin Dr. Elisabeth Dühr. Beide schüfen „atmosphärische Resonanzräume“. Das gelingt ihnen mit völlig unterschiedlichen Ausdrucksformen.

TRIER. Zum ersten Mal seit 2002  ging der Ramboux-Preis der Stadt Trier, der seit einem halben Jahrhundert alle zwei Jahre verliehen wird, im vergangenen Jahr wieder an Nachwuchskünstler. 2004 wurde die Auszeichnung wegen des Umbaus des Stadtmuseums nicht vergeben und 2006 wurden Manfred Freitag und 2008 Dieter Sommer für ihr Lebenswerk geehrt. Den Ramboux-Preis 2010 teilen sich die gebürtige Triererin Nicole Ahland, die in Wiesbaden lebt, und Judith Röder, die aus Daun stammt und in Höhr-Grenzhausen wohnt und arbeitet. Für jeweils 3000 Euro kaufte die Stadt Arbeiten der beiden Gewinnerinnen und widmet ihnen nun eine eigene Ausstellung. Seit heute können die Werke, von denen keines älter als zwei Jahre ist, besichtigt werden.

Für die Ausstellung muss man sich Zeit nehmen. Im Vorbeigehen lassen sich die Arbeiten der beiden Preisträgerinnen nicht erfassen. Bei der Installation „Pli“ der Glas- und Videokünstlerin Röder steht sogar ein Hocker dabei, um zu einem längeren Verweilen einzuladen.

Zeit ist ein entscheidener Aspekt in den Werken beider Künstlerinnen – vom Entstehungsprozess bis zur fertigen Arbeit. Ahland spielt in ihren Fotografien mit der Wirkung von Licht (natürlicher Lichteinfall und Belichtungseffekte) in menschenleeren Innenräumen. Im Stadtmuseum zeigt sie neue Werke, die im vergangenen Jahr in St. Peter in Köln entstanden sind. Bis zu 24 Stunden hat sie dort verbracht. „Was macht der Ort und das Licht?“ ist die Kernfrage für das Entstehen ihrer Fotos. Dass sie die Aufnahmen in einem Sakralbau gemacht hat, spielt eine untergeordnete Rolle, sie fotografierte auch schon in Bibliotheken, Dachböden und Kellern. „Der Ort ist im Grunde nicht so wichtig“, sagt die Künstlerin. „Ich arbeite nicht dokumentarisch.“

Ihre Bilder, mit denen sie sich optisch je nach Abstraktheit zwischen Fotografie und Malerei bewegt, strahlen eine ätherische Ruhe aus. Die Künstlerin macht Stille und Vergänglichkeit sichtbar. Der Raum vermittelt eine friedvolle Phase zwischen irdischem Leben und Tod: das weiße Licht verheißt Unsterblichkeit. Allerdings weckt Weiß im westlichen Kulturkreis auch andere Assoziationen. Bei den Aufnahmen, in denen die Räume in ein schleierhaftes Licht getaucht sind, ist man leicht geneigt, sich dort eine Ballerina oder ein Hochzeitspaar hinzudenken.

Die Arbeiten von Judith Röder sind eine große, reizvolle Herausforderung an die Sehgewohnheiten. So hat die gelernte Kunstglaserin die Form eines zerwühlten Bettlakens in Glas gegossen, auf das ein sich unter einem Laken bewegender Mensch projiziert wird („Pli“). Bei „Projektion II“ werden auf mehrere hintereinander befestigte und durch Zwischenräume getrennte Glasscheiben die Aufnahmen einer sich bewegenden Wasseroberfläche geworfen und bei „Projektion III“ dienen mehrere uneben versetzte, aufgeraute Scheiben, die ein großes, wie ein Schutzschild wirkendes Rechteck ergeben und von einem wehrhaft anmutenden Holzständer gehalten werden, als Leinwand für Bilder eines zarten Wasserfontainennebels. Die Bearbeitungsmöglichkeiten von Glas, die Ambivalenz zwischen Durchlässigkeit und Begrenzung und der Gegensatz zwischen Festem und Flüchtigem und zwischen Stillstand und Bewegung („Bewegung und Stillstand“ war auch der Titel ihrer Diplomarbeit im vergangenem Jahr) sind zentrale Themen in Röders Arbeiten.

Am Dienstag um 20 Uhr führt die Künstlerin zusammen mit Dr. Bärbel Schulte durch die Ausstellung. Eine Woche später (6. September, 20 Uhr) geben die stellvertretende Museumsdirektorin und Nicole Ahland Auskunft zu den Werken. Die Ausstellung ist bis zum 25. September geöffnet.

Print Friendly, PDF & Email

von

Schreiben Sie einen Leserbrief

Angabe Ihres tatsächlichen Namens erforderlich, sonst wird der Beitrag nicht veröffentlicht!

Bitte beachten Sie unsere Kommentarrichtlinien!

Noch Zeichen.

Bitte erst die Rechenaufgabe lösen! * Time limit is exhausted. Please reload the CAPTCHA.