Das Ramstein der Römer

Seit gestern ist die Ausstellung „Im Dienst des Kaisers. Mainz – Stadt der römischen Legionen“ im Landesmuseum zu sehen. Das wäre nicht allzu ungewöhnlich, wenn es sich dabei um das Landesmuseum Mainz handeln würde, zumal auch die insgesamt 250 Exponate aus diesem Haus und der Landesarchäologie Mainz stammen. Doch die Sonderausstellung über das Leben der römischen Legionen am Rhein wird in seinem Trierer Pendant gezeigt. „Die Generaldirektion Kulturelles Erbe hat auch den Auftrag, die einzelnen Kultureinrichtungen in Rheinland-Pfalz miteinander zu vernetzen“, nennt deren Direktor Thomas Metz den Hauptgrund, warum eine Ausstellung über das römische Militär in Mainz in Trier stattfindet.

TRIER. „Ohne Mainz wäre Trier verloren gewesen!“ Unruhe im Publikum. Der Hinweis von Kulturstaatssekretär Walter Schumacher auf die Befreiung Triers von britannischer Belagerung 196 nach Christus durch die 22. Legion kommt bei den überwiegend einheimischen Gästen bei der Ausstellungseröffnung am Donnerstagabend nicht besonders gut an. Schließlich war das römische Trier bedeutende Verwaltungsmetropole, blühende Handelsstadt und spätere Kaiserresidenz. Während es Mainz nur zur Hauptstadt der Provinz Obergermanien geschafft hatte, war Trier Hauptstadt des weströmischen Reiches.

Allerdings gilt Mogontiacum, das heutige Mainz, als einer der wichtigsten Schauplätze römischer Militärgeschichte in Deutschland. Die Stadt war für nahezu 500 Jahre eine bedeutende Garnison. Und darum geht es in der Ausstellung „Im Dienst des Kaisers. Mainz – Stadt der römischen Legionen“: Das römische Militärleben in Rheinland-Pfalz zu zeigen. „Mainz ist das Ramstein der Römer“, sagt Thomas Metz von der Generaldirektion Kulturelles Erbe, die die Ausstellung gemeinsam mit dem Trierer und dem Mainzer Landesmuseum sowie der Landesarchäologie Mainz veranstaltet. In Ramstein (Landkreis Kaiserslautern) liegt der größte Stützpunkt der US Air Force außerhalb der USA.

Das Trierer Publikum muss aber nicht nur Interesse für Militärgeschichte einer anderen rheinland-pfälzischen Region (die nicht mal an der Mosel liegt) mitbringen, sondern auch für einen recht begrenzten Zeitraum: Mainz in der Römerzeit. Im 1. Jahrhundert nach Christus war die Stadt eine zentrale Operationsbasis für die Germanenfeldzüge. Im 2. und frühen 3. Jahrhundert blühte die Provinzhauptstadt im Schutze des Limes wirtschaftlich auf. Die Ausstellung endet mit den Germaneneinfällen ab dem 3. Jahrhundert, als der Limes aufgegeben werden musste und Mainz wieder Teil der Grenzverteidigung am Rhein wurde.

Die Schau über die römische Militärgeschichte in Mainz ist chronologisch mit thematischen Schwerpunkten aufgebaut. So kommt man nach einer Einführung in das Thema ab der Gründung Mainz‘ als Legionslager im Jahre 13./12. vor Christus in einen Raum mit Soldatengrabsteinen. Sie geben Auskunft über die verschiedenen Legionen und über die Herkunft und die militärische Funktion des Verstorbenen. Mainz besitzt die meisten römischen Grabmale Deutschlands – acht von verschiedenen Legionen sind in diesem Raum zu sehen.

Der nächste Raum widmet sich der Ausrüstung des römisches Heeres und dessen Aufbaus. Die Anzahl und der Zustand der Objekte von Waffen bis zu Ledersandalen mit genagelten Sohlen (extra für lange Märsche) sind beachtlich. Beachtlich ist auch das, was ein römischer Soldat an Gewicht mit sich tragen musste. Komplett ausgerüstet hatte ein Legionär 30 Kilogramm zu schleppen. Die Exponate dieses und des vorherigen Raumes sind aus archäologischer Sicht besonders beeindruckend.

Dass die Legionen nicht nur die Eroberung und Sicherung neuer Teile des Reiches im Sinn hatten und Lager und Kastellbäder bauten, sondern auch für eine zivile Infrastruktur mit Straßen, Brücken und Häfen sorgten, ist als nächstes zu sehen. Zeugnis darüber geben Inschriften über Bautätigkeiten.

Im Hinterland des Limes konnte sich Mainz zu einer reichen Metropole entwickeln. Der vorletzte Raum zeigt den Alltag der 22., letzten dort verbliebenen Legion und Zeichen für den wirtschaftlichen Aufstieg der Stadt im 2. und 3. Jahrhundert. Badegebäude und Latrinenanlagen in den Militärlagern zeugen von guten hygienischen Bedingungen. Auch die medizinische Versorgung der Soldaten war ausgezeichnet, wie Funde medizinischer Geräte belegen.

Als in der zweiten Hälfte des 3. Jahrhunderts der Limes aufgegeben werden musste, war der Rhein wieder die Grenze des Reiches und Mainz wurde zur Frontstadt. Zum Schutz erhielt die Stadt eine starke Mauer. Mit Funden daraus und Modellen verschiedener Formen des Grenzschutzes endet der Rundgang, der den Besucher wieder in den Vorraum führt.

Die Ausstellungsarchitektur mit Hintergrundwänden, Sockeln und Informationstafeln in der Farbkombination orange-lila-dunkelgrau ist modern und an der der Dauerausstellung orientiert. Ausgerechnet der letzte Raum macht jedoch keinen guten Eindruck. Die Fototapete mit Mauermotiv, in die Stücke der spätrömischen Stadtmauer integriert sind, hat eine billige Anmutung. Und die Puppe des Legionärs wirkt wie ein Modell aus „Aktenzeichen XY… ungelöst“.

Detaillierte Fragen zu diesem Soldatenmodell dürften spätestens am 18. November beantwortet werden, wenn in einer Führung römische Militärausrüstungen vorgestellt werden, die den Wandel der Ausrüstungen dokumentieren sollen. Zudem bietet das Landesmuseum Schulklassen- und Gruppenführungen sowie monatlich offene Führungen durch die Sonderausstellung an.

Sinnvoll ist natürlich ein Besuch der Sonder- und der Dauerausstellung. Auf der einen Seite das militärisch geprägte Mainz, auf der anderen das – mehr oder weniger – zivile Trier. Und im Museumseintritt ist bereits der Eintritt zur Sonderausstellung enthalten.

Weitere Informationen zur Ausstellung, zu Führungen und zu Öffnungszeiten finden Sie hier.

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