„Da bin ich unglaublich stolz auf diese Stadt“

AufmacherInternationalesFestFast 8.200 Ausländer leben in Trier. Das seien mehr, als bislang angenommen, so die Vorsitzende des Beirats für Migration und Integration, Maria Duran Kremer, mit Blick auf die Ergebnisse des „Zensus 2011“. Am Sonntag feierten Tausende Ausländer und Deutsche auf dem Viehmarkt gemeinsam das „Internationale Fest“. Ministerpräsidentin Malu Dreyer kündigte an, die Landesregierung werde sich weiter für die Einführung der doppelten Staatsangehörigkeit einsetzen. OB Klaus Jensen nannte es „einen Skandal“, dass Menschen aus Nicht-EU-Ländern das kommunale Wahlrecht vorenthalten wird. Die politischen Botschaften kamen an, doch mehr noch waren die weitaus meisten Besucher wegen des kulinarischen und kulturellen Angebots gekommen.

TRIER. Mit 18 wird man hierzulande volljährig. Junge Menschen, die über zwei Pässe verfügen, müssen sich ab ihrem 18. Geburtstag ernsthaft Gedanken darüber machen, ob sie denn die deutsche oder doch lieber ihre andere Staatsangehörigkeit behalten möchten. Entweder oder, beides geht bislang nicht. Bis zur Vollendung des 23. Lebensjahres lässt ihnen der Gesetzgeber Zeit, dann muss die Entscheidung gefallen sein. So sieht es die „Optionspflicht“ vor. Die gehört abgeschafft, verlangten am Sonntag bei der Eröffnung des „Internationalen Fests“ sämtliche Redner, allesamt Sozialdemokraten.

Bereits zum 18. Mal richtete der Beirat für Migration und Integration, der früher als „Ausländerbeirat“ firmierte, die Veranstaltung aus. Von Beginn an mit dabei: Maria Duran Kremer. Man sei stets bemüht gewesen, „das ‚Wir-Gefühl‘ in den Vordergrund zu rücken“, erklärte die Beiratsvorsitzende. Ein Blick in die Reihen und auf den Platz machte deutlich, dass die Mühe sich offenkundig gelohnt hat. Duran Kremer erinnerte indes auch daran, dass die Hälfte der hier lebenden Ausländer kein Kommunalwahlrecht genießt – weil diese Menschen aus Ländern jenseits der Europäischen Union stammen. Das dürfe nicht sein, verhindere es doch eine noch bessere Integration dieser Bürger. Sodann forderte sie die Einführung der doppelten Staatsangehörigkeit – und erntete auch hierfür reichlich Beifall.

Maria Duran Kremer ist an diesem Tag wieder in der ihr eigenen Art unterwegs. Ein Plausch hier, eine knappe Ansage dort – alles soll reibungslos über die Bühne gehen, das treibt sie – wie in jedem Jahr – um. Dass sich auch die Ministerpräsidentin Zeit genommen hat, freut die Beiratschefin besonders. Dabei besuchte Malu Dreyer nicht zum ersten Mal das „Internationale Fest“, doch haben ihre Worte in ihrer jetzigen Funktion wohl mehr politisches Gewicht. So spricht Dreyer in diesem Jahr als Landesmutter und versichert den Menschen im und um dem Zelt: „Hier ist jede und jeder willkommen“, alle sollten sich als Rheinland-Pfälzer fühlen. „Wir stehen für ein offenes Land, und wir wollen nicht in einem wohnen, in dem Intoleranz herrscht“.

Die Gesellschaft werde immer vielfältiger, so Dreyer, „das ist eine große Chance“. Wer in Rheinland-Pfalz angekommen sei und bleiben möchte, gehöre „ohne Wenn und Aber dazu“. Das schließe auch die Religion mit ein, solange diese gewaltfrei sei und sich auf dem Boden des Grundgesetzes bewege, betonte die Regierungschefin mit Blick auf Ereignisse der jüngeren Vergangenheit.“Wir mussten in den letzten zwei Wochen zwei Angriffe auf Moschee-Gemeinden in Mainz und Bullay erleben. Beide Gemeinden sind sehr am Dialog interessiert und gut in das Leben der Kommunen eingebunden“, erklärte die Ministerpräsidentin, die klar machte: „Wir dulden solche Übergriffe nicht“.

Draußen vor dem Zelt zogen derweil Rauchschwaden über den Platz, bildeten sich vor vielen Verkaufsständen immer längere Warteschlangen. Besonders gefragt waren arabische Spezialitäten, wer hierauf Appetit hatte, musste etwas Geduld mitbringen. Wohl auch angesichts des ersten wirklich sonnigen Sonntags seit gefühlt drei Monaten genossen die Besucher das Fest unter freiem Himmel, das den Viehmarkt in Triers internationalste Küche verwandelte. Seit an Seit präsentierten Iraner und Deutsch-Israelische Gesellschaft ihre Angebote, ein paar Stände weiter wurden palästinensische Speisen geboten. Drinnen auf der Bühne wechselten sich musikalische und tänzerische Beiträge ab, sorgten Gruppen wie „Mamafrika“ für multikulturellen Sound. Der Ansturm war gewaltig, der Oberbürgermeister stolz. Klaus Jensen erinnerte auch an das „Weltbürgerfrühstück“ am vorvergangenen Samstag auf dem Kornmarkt. Gleich zwei Veranstaltungen binnen weniger Tage, die sich der Vielfalt und Toleranz verschrieben hätten – „da bin ich unglaublich stolz auf diese Stadt, dass wir so international sind“.

Wie international, das zeigten nun auch die Ergebnisse des „Zensus 2011“. Demnach hatten zum Stichtag 9. Mai 2011 exakt 8.160 Einwohner Triers eine ausländische Staatsangehörigkeit. Der Anteil an der Gesamtbevölkerung der Stadt beträgt damit 7,7 Prozent. Damit liegt die Moselstadt exakt im Bundesdurchschnitt. Die Zahl der Trierer, die einen Migrationshintergrund vorweisen können, lag laut Zensus sogar bei 19.870. Fast jeder fünfte Bewohner der Stadt hat also ausländische Wurzeln.

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