Bald Windräder auf Trierer Terrain?

Die Stadt Trier will das Potenzial der Elektromobilität umfassend nutzen und diese bei künftigen Planungen frühzeitig berücksichtigen. Einstimmig folgte der Stadtrat am Donnerstagabend einem entsprechenden Antrag der CDU-Fraktion. Das Thema soll nun auch im geplanten Mobilitätskonzept 2020, dessen Fertigstellung noch immer aussteht, eingearbeitet werden. Mit großer Mehrheit stimmten die Ratsmitglieder zudem für einen Antrag der SPD, im Stadtgebiet nach Möglichkeiten zur Nutzung der Windkraft zu suchen. Bis dato gibt es in Trier keine einzige Anlage dieser Art. Als größter Energiekonsument in der Region habe die Stadt aber eine Verantwortung, auch auf eigenem Terrain die Voraussetzungen dafür zu schaffen, dass verstärkt erneuerbare Energien genutzt werden können, waren sich fast alle Fraktionen einig. 

TRIER. Ungewohnte Harmonie herrschte am gestrigen Abend zwischen den Fraktionen des Trierer Stadtrats. Die SPD war voll des Lobes für einen CDU-Antrag, gleich darauf gaben die Christdemokraten das Lob zurück – für einen Antrag der Sozialdemokraten. Und auch fast alle anderen Parteien und der Verein FWG zogen mit als der Stadtrat über Windkraft und Elektromobilität debattierte.

Seitdem der Rat im Frühjahr 2005 den Beschluss gefasst habe, ein Mobilitätskonzept zu erstellen, hätten sich einige Rahmenbedingungen deutlich verändert, gab der verkehrspolitische Sprecher der CDU-Fraktion, Thomas Albrecht, zu bedenken. Der Mariahofer verwies darauf, dass die Bundesregierung das Ziel ausgegeben hat, bis 2020 mindestens eine Million Elektrofahrzeuge auf Deutschlands Straßen zu bringen. Auch bei Zweirädern wie Pedelecs und E-Bikes sei eine rasante Entwicklung zu verzeichnen. „Das Elektroauto wird sich schnell durchsetzen, wenn es verkehrsplanerisch gefördert wird“, ist Albrecht überzeugt.Deshalb müsse es auch im städtischen Mobilitätskonzept berücksichtigt werden.

Die SPD unterstützte den Vorstoß der Union. „Aktuell ist eine gute Zeit, um Elektrofahrzeuge in den Fokus zu rücken“, sagte die umweltpolitische Expertin der Sozialdemokraten, Begona Hermann. Aktuell seien in Stadt und Kreis rund 80 Elektrofahrzeuge registriert, bezifferte sie, das Potenzial sei noch entsprechend groß. Aufgrund der begrenzten Reichweite böten sich Elektrofahrzeuge vor allem für kürzere  innerstädtische Fahrten an. Hermann verwies darauf, dass sich in Trier rund zwei Drittel aller Autofahrten unterhalb einer Entfernung von fünf Kilometern abspielten. Zudem müsse sichergestellt sein, dass der Strom für Elektrofahrzeuge aus erneuerbaren Energien bezogen werde, da ansonsten der positive klimapolitische Effekt verpuffe.

Anja Reinermann-Matatko unterstützte zwar ebenfalls die Forderung der CDU, übte zugleich aber Kritik an der Verwaltung und vor allem dem Baudezernat: „Ich warte die ganze Zeit auf das Mobilitätskonzept“, erklärte sie, „es wäre schön, wenn es bald mal weitergeht“. Bislang jedenfalls lasse sich das Konzept nicht ergänzen, da es noch immer nicht vorliege. Auch die FWG folgte dem Vorschlag der Union. „Wer aber glaubt, wir wären die Vorreiter, der irrt“, warf Hans-Alwin Schmitz ein. Es gebe Städte in China, in den führen sämtliche Taxis mit Elektroantrieb. Dass die E-Mobilität hierzulande noch nicht den Durchbruch geschafft hat, liegt laut Schmitz auch daran, dass Autozulieferer um wichtige Aufträge fürchten müssten.

Stadt hat eine Verantwortung

Während der CDU-Antrag einstimmig angenommen wurde, enthielten sich FDP und FWG bei der SPD-Forderung, möglichst bald Flächen auszuloten, auf denen im Stadtgebiet Windkraftanlagen errichtet werden könnten. SPD-Ratsmitglied Hermann begründete den Antrag damit, dass die Stadt als wichtigster Energieverbraucher in der Region eine Verantwortung habe, auch innerhalb der eigenen Grenzen Standorte zu finden, die sich zur Nutzung erneuerbarer Energie eigneten. Zudem kämen inzwischen nur noch sehr wenige Flächen in Betracht, ergänzte sie und nannte den Meulenwald sowie die Gusterather und Korlinger Höhe, wo die Stadt noch über kleinere Flächen verfüge.

Elisabeth Tressel begrüßte den Vorstoß der SPD. „Auch wir sehen die Verantwortung für den Ausbau der erneuerbaren Energien innerhalb des Stadtgebiets“, betonte die Christdemokratin. Tressel forderte aber eine „sorgfältige Abwägung“, der Bau von Windkraftanlagen müsse natur- und landschaftsschonend sein. In diesem Zusammenhang warnte sie vor einer „Verspargelung“. Auch wenn die meisten Bürger für einen verstärkten Ausbau der erneuerbaren Energien seien, herrsche doch bei vielen die Meinung vor, dass dies nicht vor ihrer Haustür geschehen solle. „Deshalb müssen wir die Bürger frühzeitig einbinden“, verlangte die Unionsfrau. „Wir müssen, was unser subjektives Empfinden anbelangt, wohl etwas flexibler werden“, konterte daraufhin Gerd Dahm von den Grünen. Ansonsten trete ein, was nicht wenige befürchteten – dass bei konkreten Vorhaben der Widerstand aus der Bevölkerung die Energiewende vereitle.

FWG-Fraktionschefin Christiane Probst sah derweil die Regionale Planungsgemeinschaft gefordert. Einem Alleingang der Stadt stehe sie kritisch gegenüber. Dem hielt OB Klaus Jensen entgegen: „Wir können nicht darauf verzichten, dass wir sagen, was wir wollen“. Auch Dr. Karl-Josef Gilles äußerte sich skeptisch: Die ins Auge gefassten Flächen in Richtung Korlingen umfassten Naherholungsgebiete, in denen „viele seltene Greifvögel“ lebten. Der Liberale verwies zudem auf Probleme wie Schattenwurf und Lärmbelästigung, er erwarte deshalb Widerstand aus den Höhenstadtteilen. Man sei nicht grundsätzlich gegen die Windenergie, habe aber Bedenken, was die diskutierten Flächen anbelangt. Hermann warf Gilles vor, Kirchturmpolitik zu betreiben.

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