Aus für Großprojekt in der Trierer City

Zwölf Jahre nach dem Erwerb des Rindertanzplatzes hat das Familienunternehmen Friedrich die innerstädtische Fläche wieder an die Stadt zurück verkauft. Damit sind Pläne für eine Bebauung des Areals hinfällig, ebenso die Ergebnisse eines Wettbewerbs. Die Friedrichs wollten auf dem Platz ein Hotel- und Geschäftshaus errichten, zudem war eine Tiefgarage mit 150 Stellplätzen geplant. Derart kurzfristig verabschiedete sich der Investor von seinem Vorhaben, dass der Stadtrat nicht mehr rechtzeitig befasst werden konnte. OB Klaus Jensen musste per Eilentscheidung handeln. Bis zu einem neuen Konzept kann die Stadt die Einnahmen aus der Parkraumbewirtschaftung verbuchen – immerhin rund 60.000 Euro jährlich. Unterdessen verzögert sich die Sanierung des früheren Central-Hotels. Ursprünglich sollte hier im vergangenen Jahr ein italienisches Restaurant eröffnen. 

TRIER. Im Herbst 1997 lobte die Stadt einen Wettbewerb aus. Die Aufgabe: Architekten sollten einen städtebaulich überzeugenden Entwurf für eine Bebauung des Rindertanzplatzes liefern. Anders als bei vergleichbaren Wettbewerben schien eine Realisierung des Siegerentwurfs wahrscheinlich, stand doch bereits ein Investor auf der Matte: die Familie Friedrich, Eigentümerin der Fliesenzentrum Deutschland GmbH und vielen Trierern vor allem als „Platten-Friedrich“ ein Begriff. Die Familie zählt zu den größten Immobilienbesitzern der Stadt. Vor einigen Jahren erwarb sie das leer stehende Central-Hotel in der Sichelstraße. Mit der Sanierung von Altstadthotel und Hotel Römischer Kaiser haben die Friedrichs städtebaulich positive Akzente gesetzt, mit der seit Jahren unveränderten Brache in der Paulinstraße sorgen sie indes nicht mehr nur bei Anliegern für Unmut.

Der Rindertanzplatz ist keine Brache, doch von den einst ambitionierten Plänen scheint nun nichts mehr übrig. Der Siegerentwurf des Frankfurter Architekten Thomas Meurer dürfte auf immer und ewig in der Schublade verschwinden. Immerhin: Die Kosten für den Wettbewerb hatten seinerzeit die Friedrichs übernommen. Das war Teil einer Abmachung mit der Stadt. 1999, nachdem das Baudezernat eigens einen Bebauungsplan für das Areal aufgestellt hatte, erwarb die Familie die 1.353 Quadratmeter große Fläche. Mit dem Rathaus wurde vertraglich ein Rückkaufsrecht der Stadt vereinbart. Die Gebühren für die Parkraumbewirtschaftung flossen derweil an den neuen Eigentümer;  aktuell werden mit den Stellplätzen jedes Jahr rund 60.000 Euro eingenommen.

Viel Geld und vielleicht ein Grund, weshalb sich der Investor sehr viel Zeit ließ. Über Jahre herrschte in Sachen Rindertanzplatz Stillstand, entsprechend ruhig war es zwischenzeitlich um das Projekt geworden. Ab 2008 erhöhte die Stadt den Druck auf den Grundstückseigentümer und machte deutlich, dass man sich einen baldigen Baubeginn wünsche. Baudezernentin Simone Kaes-Torchiani (CDU) spricht von „zähen Verhandlungen“, die man seither geführt habe. Diese führten dazu, dass die Frist für das Rückkaufsrecht wiederholt verlängert wurde, zuletzt bis zum 30. Juni 2011. Mehr noch: Der Bauausschuss hatte zwischenzeitlich in nichtöffentlicher Sitzung „Grünes Licht“ für eine weitere, wohl letzte Frist bis Ende des Jahres gegeben.

Doch dann traf im Juni im Rathaus ein Schreiben aus dem Hause Friedrich ein, und nun ging plötzlich alles ganz schnell. Denn weil der Stadtrat fünf Tage zuvor das letzte Mal vor der Sommerpause getagt hatte, musste der Oberbürgermeister nun zum eher selten gebrauchten Instrument einer Eilentscheidung greifen. Die Stadt kaufte das Grundstück zurück – laut Ralf Arthkamp, Leiter des städtischen Amts für Bodenmanagement und Geoinformation, zu jenem Betrag, zu dem die Friedrichs das Grundstück 1999 erworben hatten. Da zwischenzeitlich der Preis für innerstädtische Flächen um mehr als 30 Prozent gestiegen ist, scheint die Stadt aus der Sache einigermaßen gut herausgekommen zu sein. Doch dem steht gegenüber, dass man fast zehn Jahre auf die gesamten Parkgebühren verzichten musste. 2009 erklärte sich der Grundstückseigentümer auf Wunsch der Stadt bereit, dass dieses Geld wieder in die Stadtkasse fließen sollte.

Was aus der Fläche nun wird, ist völlig offen. Auf mittlere Sicht wird der Rindertanzplatz wohl weiter als öffentlicher Parkraum dienen. „Wir müssen neue Ideen entwickeln“, erklärt Kaes-Torchiani im Gespräch mit 16vor, insgesamt sei die Situation „nicht schön“ und der Bebauungsplan, der 1998 infolge des Wettbewerbs  erstellt worden war, sei nun weitgehend Makulatur. Allerdings herrsche für die Stadt nun auch Klarheit, ergänzt sie.

Unterdessen verzögert sich ein weiteres Vorhaben der Friedrichs: Ursprünglich hatte 2010 in das seit etlichen Jahren leer stehende ehemalige Central-Hotel ein Ableger der Restaurantkette Vapiano einziehen sollen. Doch die italienische Küche bleibt vorerst kalt, unter den geplanten Neueröffnungen in Deutschland taucht als nächster Termin März 2012  auf – dann soll in Ingolstadt ein Vapiano eröffnen. Weshalb es zu den Verzögerungen kommt, war am Freitag weder von der Familie Friedrich noch von Vapiano zu erfahren. Dem Vernehmen plant das Unternehmen aber weiterhin einen Standort in Trier, ein Franchise-Partner soll bereit stehen.

Johannes Friedrich teilte auf Anfrage gegenüber 16vor mit, dass man keinerlei Stellungnahme zum Themenkomplex abgeben werde – weder zum Rindertanzplatz, noch zum Central-Hotel.

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