Ackermann will Bischofshof räumen

Der Trierer Bischof denkt offenbar ernsthaft darüber nach, sich nach einer neuen Bleibe umzuschauen. Hintergrund für Stephan Ackermanns Vorhaben, dass er nach bislang unbestätigten Informationen von 16vor heute Abend in einer Vesper im Dom verkünden will, ist die Absicht des neuen Papstes, die ihm zustehenden Gemächer im Apostolischen Palast nicht zu beziehen. Wenn Franziskus in einem Gästehaus wohne, könne er nicht mehr in einem barocken Palais residieren, soll Ackermann gegenüber Vertrauten geäußert haben. Hinter dem Dom ist man indes alles andere als begeistert von den Plänen, denn auch Mitglieder des Domkapitels, die Weihbischöfe und der Generalvikar müssten dann wohl über kurz oder lang ihre Kurien räumen.

TRIER. Ausgerechnet einer der umstrittensten Vorgänger Ackermanns war es, der das Anwesen in der Liebfrauenstraße vor rund 210 Jahren zu seiner Residenz erkor: Charles Mannay. Der französische Kleriker war 1802 von Napoleon als Bischof von Trier eingesetzt worden. Als Frankreichs Herrschaft in Trier endete, hatte Mannay als Bischof ausgedient. Doch wie er bezogen auch seine Nachfolger den barocken Bischofshof.

Nach Mannay soll bald eine Straße in Feyen benannt werden. Zu solchen Ehren wird Stephan Ackermann so schnell nicht kommen, doch treiben den Trierer Bischof seit wenigen Wochen ohnehin ganz andere Sorgen um. Weil der neue Papst eine Bescheidenheit an den Tag legt, die hiesigen Kirchenmännern bislang eher suspekt war, gerät der 50-Jährige unter Zugzwang. Denn Franziskus ließ wissen, dass er definitiv nicht in die päpstlichen Gemächer des Apostolischen Palastes einziehen werde, sondern sich mit einer kleinen Wohnung im Gästehaus Santa Marta begnügen wird. Dass ein gewöhnlicher Ortsbischof weiterhin ein Palais bewohne, während der Pontifex in Rom mit einer einfachen Wohnung auskomme, sei ja niemandem mehr vermittelbar, soll Ackermann vor den Ostertagen in kleinem Kreis erklärt haben.

Als der Trierer Bischof an Gründonnerstag erfuhr, dass der Limburger First-Class-Flieger Franz-Peter Tebartz-van Elst vorhat, sein gerade erst fertiggestelltes Bischofshaus samt Privatkapelle wieder abzureißen und stattdessen in die Dombauhütte umzuziehen, reifte bei Ackermann der Entschluss, nun rasch zu handeln. Diesen Entschluss will er heute Abend um 18 Uhr in einer Vesper im Dom bekanntgeben. 16vor liegt das Manuskript für Ackermanns Mitteilung in eigener Sache bereits vor. Dort heißt es unter anderem: „Wenn es damals nach mir gegangen wäre, dann wäre ich ohnehin nie in den Bischofshof gezogen. Da hat man nämlich nicht einmal einen Ausblick auf den Dom“. Und überhaupt: „Zu meinem Vorgänger Reinhard Marx mag so eine feudale Residenz gepasst haben, aber doch nicht zu einem einfachen Arbeiter im Weinberg des Herrn, wie ich es bin.“ Am Freitag, als sich der Bischof durchs Gartenfeld hinauf auf den Weg zum Kreuzweg auf dem Petrisberg machte, testete er bei ein paar Seminaristen schon mal die Wirkung seines Plans. Die waren hellauf begeistert, boten Ackermann gar ein Zimmer in einer WG an. Ein angehender Priester, der anonym bleiben möchte, erklärte gegenüber 16vor: „Ich habe unserem Bischof spontan vorgeschlagen, dass ich auf hunderttausend.de eine Annonce für ihn schalten könnte. Ist ja heute alles nicht mehr so einfach mit der Wohnungssuche“.

Weniger erfreut über Ackermanns Umzugspläne ist man im Domkapitel: Dompropst Werner Rössel, der an der Ecke Windstraße / Domfreihof (siehe Bild unten) in einer Kurie residiert, soll regelrecht entsetzt sein: „Ich habe mich doch hier nicht jahrelang als Generalvikar für den Marx zum Horst gemacht, damit ich jetzt meine schöne Wohnung räumen muss“, machte er an Karfreitag in der Sakristei des Doms seinem Ärger Luft. Kurzzeitig soll sogar die Karfreitagsliturgie auf der Kippe gestanden haben. Allen voran Prälat Franz-Josef Gebert sei es dann aber im letzten Moment gelungen, Rössel wieder zu beruhigen – mit den Worten: „Mensch Werner, du kannst zur Not auch bei mir wohnen“. Gebert bewohnt eine Kurie an der Südseite des Domfreihofs, im Gegensatz zum Bischof hat er einen schönen Blick auf die Kathedrale. Doch Rössel wie auch Gebert ist klar: Hat Ackermann erst einmal seinen Hof geräumt, sind als nächstes die Domkapitulare und Weihbischöfe an der Reihe. In die Kurien könnten dann kinderreiche Familien einziehen, die auf dem Trierer Wohnungsmarkt bislang bekanntlich kaum Chancen haben.

Apropos: Der angespannte Wohnungsmarkt macht auch Ackermann zu schaffen. Angeblich signalisierte er bereits Interesse an einer Zwei-Zimmer-barrierefreies-Bad-Wohnung im Schammatdorf. Dort wohne schließlich auch der OB und die Ministerpräsidentin, ein Bischof falle da nicht weiter ins Gewicht. Doch im Schammatdorf bedeutete man Ackermann sofort, dass die Warteliste zu lang sei und er sich erst keine Hoffnung machen solle, alsbald eine Wohnung zu bekommen.  Als wahrscheinlicher gilt deshalb inzwischen, dass der Bischof die seit Jahrzehnten verwaiste Wohnung des früheren Turmwächters von St. Gangolf beziehen wird. Es sei sowieso eine Schande, dass solch exklusiver Wohnraum in so zentraler Wohnlage leer stehe, hatte Ackermann schon bei früherer Gelegenheit in einem Interview mit der in Wiesbaden erscheinenden Immobilien Zeitung geäußert.

Wenn die städtische Denkmalpflege mitspiele, dann werde er sich in Höhe der Turmuhr einen Wintergarten einbauen lassen, damit er den Blick über den Hauptmarkt und die Altstadt besser genießen könne. Zudem soll das Bauwerk durch einen gläsernen Aufzug an der Nordseite ergänzt werden und die Wohnung mithilfe von Geothermie beheizt werden, weshalb in den nächsten Tagen umfangreiche Probebohrungen auf dem Hauptmarkt anstehen. Die neue Bescheidenheit habe eben ihren Preis, heißt es hinterm Dom

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