Eine Fernbuslinie weniger (update)
Immer neue Fernbuslinien drängen auf den Markt – für Trier mit dem traurigen Ruf als am schlechtesten angebundene Stadt Deutschlands eigentlich ein Segen. Dass es bei einem solchen Boom schnell zu Sättigungserscheinungen kommen beziehungsweise dennoch Probleme bei der Nachfrage geben kann, dürfte jedem spätestens seit den Gerüchten um den Rückzug des ADAC aus dem Geschäft bekannt sein. Nach nicht einmal einem Jahr stellt jetzt das Wittlicher Unternehmen „Likaliner“ seine Busverbindung von Trier nach Köln ein. Schon seit Wochen gab es Schwierigkeiten bei der Ticketbestellung. Zuletzt wurden häufig nur noch Kleinbusse eingesetzt.
TRIER. Am heutigen Dienstag verkündete „Likaliner“ in einer Rundmail an Kunden, die direkte Busverbindung nach Köln „bis auf Weiteres“ einzustellen. Die Auslastung der Expressverbindung in die Domstadt sei „weit hinter unseren Erwartungen geblieben“, heißt es in dem Schreiben. Jedoch versichert das Unternehmen, dass es „nur ein Abschied auf Zeit“ sei und man bald mit einem „dichteren Netz und einer höheren Frequenz“ zurückkommen werde.
Noch am Montag – also nur einen Tag vor Bekanntgabe der Einstellung der Linie – erklärte dessen Geschäftsführer, Professor Orhan Kocagöz, gegenüber 16vor, dass „Likaliner“ zur Zeit lediglich „sehr kurzfristig“ plane – und rechtfertigte dadurch entstandene Buchungsprobleme. Von Problemen oder gar einem Ende der Linie war in der gestrigen Stellungnahme noch keine Rede, stattdessen schob Kocagöz den schwarzen Peter auf die Behörden: „Wir warten seit Monaten auf eine Entscheidung der Genehmigungsbehörden bezüglich der Haltestellen, die wir in Bitburg, Prüm, Mayen und Wittlich einrichten möchten.“
Kunden machten 16vor auf Schwierigkeiten mit dem Unternehmen aufmerksam. Auch auf der Facebookseite von „Likaliner“ fallen die öffentlich gestellten Anfragen unmittelbar ins Auge: Monatelang wartete die Kundschaft auf die Möglichkeit, Tickets für eine bestimmte Fahrt zu buchen. Das Unternehmen – mit Twitter und Facebook durchaus in den sozialen Netzwerken präsent – reagierte zwar meist umgehend darauf, aber mit Vertröstungen: Man habe die Fahrten noch nicht ins System eingepflegt oder die Buchung sei „aus technischen Gründen nicht möglich“. Auch am Telefon erhielten Kunden identische oder ähnlich lautende Aussagen. Zudem fiel auf, dass die Fahrten bei „Likaliner“ generell kaum buchbar waren. So wurden die ersten zehn Tage des Mais auf der Seite am 30. April zur Buchung freigegeben, einen Tag vorher. Auch der Verfasser dieses Beitrags blieb glücklos bei dem Versuch, eine Fahrt zu buchen. Und selbst über die auf der Webseite angegebene Telefonummer meldete sich niemand.
Die mangelnde telefonische Erreichbarkeit erklärte Kocagöz indes bereits am Montag mit dem Kostendruck der Branche, so habe man sich lieber auf die neuen Medien spezialisiert. Über E-Mail, Facebook und Twitter könnte man das Unternehmen schnell erreichen. Wichtig sei doch, „dass die Fahrgäste bequem, günstig und schnell nach Köln kommen. Das konnten wir in der Vergangenheit ganz gut leisten“.
Dass das Unternehmen von Auslastungsproblemen geplagt wurde, konnten auch einige Fahrgäste bestätigen. Oft seien die Fahrzeuge kaum belegt gewesen, hieß es; meistens kamen daher gar keine Reisebusse, sondern nur noch Kleinbusse zum Einsatz. Zuletzt konnte ein Kunde zwar noch erfolgreich eine Fahrt für seine Mutter buchen. Diese staunte jedoch nicht schlecht darüber, dass sie der einzige Fahrgast war.
Zwar fahren mehrere Fernbuslinien Trier an und verbinden die Stadt unter anderem mit Luxemburg, Frankfurt, Straßburg und Freiburg, Konkurrenz erfuhr „Likaliner“ auf der Strecke nach Köln jedoch lediglich durch teurere Regionalzüge und zwei Intercitys der Deutschen Bahn. Das Angebot der Wittlicher Firma war offensichtlich dennoch für zu wenige Kunden attraktiv.
UPDATE:
Am Mittwoch erklärte der für die Zulassung von Haltestellen zuständige Landesbetrieb Mobilität (LBM), dass „die alleinige Verantwortung an der langen Bearbeitungszeit bei Likaliner selbst“ liege. Denn der Busanbieter wollte zuvor eine Haltestelle am Flughafen Köln/Bonn einrichten, schloss jedoch nicht die dafür notwendige Nutzungsvereinbarung mit dem Flughafenbetreiber ab. Stattdessen teilte das Unternehmen dem LBM am 12. Mai mit, dass es auf diese Haltestelle verzichte und nun nur die anderen Haltestellen zur Genehmigung beantrage. Deren Zulassung durch den LBM erfolgte ebenfalls noch am 12. Mai.
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von Marcel Pinger