Fernbusanbieter verbessert Angebot

Neben der Farbe ändert sich auch das Angebot der "DeLux"-Busse. Foto: Johann ZajaczkowskiAb dem ersten Juli können Fahrgäste des „DeLux-Express“ an der Endhaltestelle am Frankfurter Hauptbahnhof bequem mit einem Bus in zahlreiche kleinere und größere Städten innerhalb Deutschlands weiterreisen – bei Bedarf sogar bis ins Ostseebad Warnemünde. Möglich wird dies durch die Kooperation des Trier-Luxemburger Unternehmens mit dem jungen Start-up „MeinFernbus“. Die findigen Geschäftsführer bauen ein deutschlandweites Fernbusnetz aus und integrieren den „DeLux-Express“ in das Streckennetz. Am vergangenen Dienstag stellten sie das Konzept vor.

TRIER. Auf den ersten Blick scheinen sich die gemeinsamen Berührungspunkte darauf zu beschränken, den täglichen Broterwerb im Bereich der motorisierten Fortbewegung zu bestreiten: Hier die kommunalen Stadtwerke Trier, die sich als Mitglied des Verkehrsverbundes der Region Trier um den Öffentlichen Personennahverkehr kümmern. Dort das private Luxemburger Unternehmen Voyages Emile Weber, ein traditionsreicher Familienbetrieb, der in den sechziger Jahren sein erstes Reisebüro eröffnete und mittlerweile in nahezu allen Bereichen des Reisens mitmischt.

Beide Unternehmen haben im vergangenen Jahr die gemeinsame Fernbuslinie „DeLux-Express“ aus der Taufe gehoben, die bis zu vier Mal am Tag zwischen Luxemburg und Frankfurt verkehrt. Der Chef des Stadtwerke-Verkehrsbetriebs und Geschäftsführer der Delux-Express GmbH, Frank Birkhäuer, begründet das mit der sinkenden Anzahl an Fernverbindungen: „Trier und Luxemburg sind kleine Städte und keine Ballungszentren, wodurch es immer weniger Schnelltrassen im Fernverkehr gibt.“ Tatsächlich sorgte die Entscheidung der Deutschen Bahn, die einzige verbleibende Intercity-Verbindung einzustellen, im vergangenen Dezember für große Verärgerung – nicht zuletzt im Stadtrat.

Doch seit dem 1. Januar 2013 haben sich die gesamtdeutschen Rahmenbedingungen für den Fernbusverkehr radikal geändert. So beschloss die Bundesregierung gemeinsam mit der Opposition den Wegfall des Monopols der Deutschen Bahn auf Fernlinien. Seitdem sind überall in Deutschland Fernbuslinien möglich, die untereinander und auch mit dem Eisenbahnfernverkehr konkurrieren dürfen.

Bei Voyages Emile Weber weiß man natürlich, dass die Liberalisierung eines Marktes stets mit der Zunahme der Konkurrenz einhergeht. „Wir haben uns also gefragt, wie wir unsere Position als einzelne Buslinie in einem vernetzten Markt absichern können“, so der Vorstandsassistent des Unternehmens, Romain Kribs. Die Antwort lautet: Expansion.

Vom Titisee nach Warnemünde

Bei dem im Juni 2011 in Berlin gegründeten Startup „MeinFernbus.de“ fühlt man sich offenbar gut aufgehoben. Der Geschäftsführer von „DeLux-Express“, Roly Heinisch, weiß zu berichten, dass man sich bei den Kooperationsverhandlungen sehr schnell einig geworden sei – möglicherweise um möglichst schnell mit dem schützenden Schwarm verschmelzen zu können: „Die Konkurrenz wird jetzt aus dem Boden sprießen, ein erfahrener Partner war uns daher wichtig“, so Heinisch.

Das Geschäftsmodell des Unternehmens funktioniert folgendermaßen: Im Prinzip ändert sich für jedes der rund dreißig Partnerunternehmen herzlich wenig; nach wie vor fahren sie ihre interregionalen Ziele an. Diese Fahrten firmieren nun jedoch unter dem gemeinsamen Markendach „MeinFernbus“ und haben eine Festlegung auf das grüne Corporate-Design sowie deutschlandweit gültige Fahrkarten zur Folge. Der Clou ist nun der, dass „MeinFernbus“ aus diesen isolierten Trassen ein einheitliches Streckennetz entwickelt, indem es die Umsteigemöglichkeiten koordiniert und mit Hilfe einer bundesweiten Netzzentrale die Anschlussbusse garantiert.

WerbungDer Geschäftsführer von „MeinFernbus“, Panya Putsathit, zeigt sich selbstbewusst: „Wir wollen der beliebteste Anbieter werden und dafür ein flächendeckendes Streckennetz anbieten. Die Linie von Luxemburg nach Frankfurt passt da gut ins Konzept.“ Der Knotenpunkt Frankfurt soll ausgebaut werden und die Weiterfahrt beispielsweise nach Hamburg und Berlin oder auch Freiburg ermöglichen.

Dabei schlägt man bewusst in die Kerbe, die die Privatisierung der Deutschen Bahn 1994 und die darauffolgende schleichende Abkehr von „unrentablen“ Strecken in die Flächenversorgung geschlagen hat, und bietet Verbindungen an, die per Schiene nur umständlich erreichbar sind. Ergänzt wird das Angebot durch Verbindungen zwischen Metropolen und – so das dritte Standbein – die Möglichkeit, touristische Ziele anzufahren. So kann man sich theoretisch vom Titisee im Schwarzwald über Lauf an der Pegnitz bis zum Rostocker Strandbad Warnemünde kutschieren lassen.

„Halb so teuer wie die Deutsche Bahn“

Als Konkurrent zur Bahn will Putsathit sein Unternehmen jedoch nicht verstanden wissen: „Wir haben ein ganz anderes Kundenprofil.“ Dieses spreche Leute an, die eher dem Onlinedienst „Mitfahrgelegenheit.de“ oder dem PKW – und weniger der Bahn – nahestehen. Dennoch, zumindest bei der Preisgestaltung bilden die Bahnpreise den Referenzrahmen. „Ziel sei es, halb so teuer zu sein wie die Deutsche Bahn“, so Putsathit, der einen Teil seiner Expertise nicht zuletzt bei der Deutschen Bahn AG erworben hat.

Neben den zukünftigen Umsteigemöglichkeiten stellt SWT-Chef Birkhäuer eine Reihe weiterer Neuerungen vor. So sei ab dem 1. Juli die Mitnahme von Fahrrädern zum Preis von neun Euro möglich, darüber hinaus können die Mitreisenden einen kostenlosen WLAN-Zugang in den Bussen nutzen. Wer seinen Proviant auf dem Küchentisch vergessen hat, der kann auf ein Speiseangebot im Bus zurückgreifen. Auch sollen sich sämtliche Strecken künftig bequem über die Internetseite des Unternehmens buchen lassen.

Angesichts dieser Fakten blickt Birkhäuer optimistisch in die Zukunft. Seine Bilanz nach gut einem Jahr Fernverkehrsverbindung zwischen Luxemburg und Frankfurt und anfänglicher Anlaufschwierigkeiten fällt diplomatisch aus: „Seit Anfang des Jahres läuft alles nach Plan.“ Konkrete Zahlen will er nicht nennen. Romain Kribs hingegen erwähnt eine Zahl: Rund 42.000 Passagiere hätten die Busverbindung bislang genutzt. „Dies“, so beendet er seinen Satz, „ist für solch ein junges Unternehmen mehr als beachtlich.“

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