Spektakuläres Viertel führt zum Sieg

Gruß und Dank an die Fans: Vielleicht eines der wortreichsten Banner der Basketball-Bundesliga-Geschichte. Foto: ThewaltSchwer war es, vor dem Spiel die Stärke des Gegners einzuschätzen. Mit Medi Bayreuth kam am Freitagabend zwar ein Abstiegskandidat in die mit knapp 5000 Besuchern gefüllte Arena, doch mit dabei war auch ein neuer Trainer. Erst ein grandioses drittes Viertel ließ die Trierer in einem umkämpften Spiel die Überhand gewinnen. Gäste-Coach Mike Koch sah in diesem Abschnitt den Knackpunkt zum 79:71-Sieg der Moselaner, von denen gleich fünf Spieler zweistellig punkteten.

TRIER. In einer langen Saison werden gerne Anekdoten bemüht, um auf ein Spiel Lust zu machen. Sie sollen jedes Aufeinandertreffen in einem besonderen Licht erscheinen lassen, denn häufig könnten Vorberichte mehr oder minder auf verschiedene Gegner gleichzeitig passen.

Zu der Begegnung gegen Bayreuth gibt es einige Anekdoten. So findet die Premiere des neuen Trainers Mike Koch, vormals acht Jahre in Bonn an der Seitenlinie aktiv, in Trier statt. Ähnlich ging es seinem Bruder Stefan mit Würzburg, der sein erst zweites Spiel an der Mosel vor gut einem Monat coachte. Oder dass schon bei den Telekom Baskets Bonn Predrag Krunic einer der Vorgänger von Mike Koch war, wie jetzt in der Barockstadt. Oder dass der Vorgänger von Krunic, Marco van den Berg, in Trier debütierte. Das heutige Spiel verspricht jedoch auch so sportliche Brisanz.

Die Bayreuther stehen auf einem Abstiegsplatz, was nach dem Einstieg des Namenssponsors im Sommer wohl keiner erwartet hatte. Eher wurde ein sicherer Mittelfeldplatz mit Aussicht auf die Playoffs ins Auge gefasst. Es wird höchste Zeit für die Gäste, die aktuell längste Niederlagenserie der Liga (sieben Niederlagen in Folge) zu beenden. Denn zu den nächsten vier Gegnern gehören die drei großen „Bs“ (Brose Baskets, Berlin, Bayern München), wo Siege so schwer einzufahren sind, wo sonst nirgends.

Die Starting Five der TBB setzt sich aus Jermaine Anderson, Trevon Hughes, Mathis Mönninghoff, Vitalis Chikoko und Andreas Seiferth zusammen. Es ist der deutsche Allstar, der der Anfangsphase seinen Stempel aufdrückt. Seiferth kann mehrmals in der Zone, teilweise mit Foul, punkten. Auch Chikoko kann nah am Korb einnetzen, Bayreuth findet keine Möglichkeit, dagegenzuhalten. So ziehen die Gastgeber mit 12:5 davon.

Doch die Spieler von Coach Koch kämpfen sich heran, schnappen sich Offensivrebounds und damit neue Wurfgelegenheiten. Dadurch können sie das Ergebnis drehen und sogar in Front gehen. Erst das Umstellen auf Raumverteidigung bremst die Gäste aus. Anderson kann für die Trierer zum 19:19 mit einem Buzzer Beater ausgleichen.

Das nächste Viertel steht im Zeichen der ausgelassenen Chancen für das Team von Henrik Rödl: Durch eine schauderhafte Dreipunkte- und Freiwurfquote der TBB können die Wagnerstädter den Abstand vergrößern. Dank des guten Zonenspiels und vielen gezogenen Fouls wird der Vorsprung aber gering gehalten. Erst Laurynas Samenas kann anderthalb Minuten vor der Halbzeit den zweiten Wurf von außen verwandeln – bei elf Versuchen ist das bitter nötig. In die Halbzeit geht es dann mit 37:36.

Das dritte Viertel gehört schließlich der TBB. Es folgt Highlight auf Highlight: Mönninghoff mit Dunking, And One von Hughes, Steal von Hughes samt „Alley Oop and One“ von Jermaine Bucknor, wieder Hughes mit Fastbreak-Punkten nach Ganzfeldpass von Bucknor, erneut Punkte mit Foul von Chikoko nach wunderschöner Passstafette und als Sahnehäubchen ein Vier-Punkt-Spiel von Mönninghoff.

Trier zieht davon, trotz dem Aufbäumen der Big Men Brian Qvale und Ronald Burrell, die bis dahin von der Trierer Verteidigung kontrolliert wurden. Dank 27 Punkten gehen die Moselstädter mit 64:52 in den Schlussabschnitt.

Hier kühlt die Offensive merklich ab. Nur zwei Punkte gelingen in den nächsten fünf Minuten, doch auch die Oberfranken können nur wenig Zählbares auf die Tafel zaubern. Trotzdem reicht es, um noch mal Spannung aufzubauen, als William Conroy durch einen Distanzwurf auf 68:63 verkürzt.

Nun wird es Zeit für die Führungsspieler: Anderson sorgt nach starkem Drive für Punkte, Seiferth erkämpft sich einen Steal und „Buck“ kontrolliert das Spiel regelmäßig mit seiner Ruhe als Point Forward, erkämpft sich zudem schwierige Rebounds. Stolze 4.864 Zuschauer stehen von ihren Plätzen auf und sorgen für eine tolle Stimmung. So kann drei Minuten vor der Schlusssirene mit einem 6:0-Lauf wieder ein Polster von elf Punkten hergestellt werden. Die Führung lassen sich die Hausherren auch nicht mehr nehmen – 79:71 lautet der Endstand.

Es war das erwartet umkämpfte Spiel, das durch ein dominantes drittes Viertel die TBB auf die Siegerstraße brachte. Außer Warren Ward konnte jeder eingesetzte Römer punkten, eine Mannschaftsleistung, die dem Trainer gefallen haben dürfte. Diese konnte sogar die Dreipunkte-Quote von nur 19 Prozent kaschieren, denn speziell im vierten Viertel verzichtete die Trierer Offensive fast gänzlich auf den an diesem Abend wackligen Distanzwurf. Eine weise Entscheidung, die den Sieg einbrachte.

TBB Trier: Petric (n. e.), Ward (0), Hughes (11), Seiferth (12), Schmidt (2), Mönninghoff (13), Samenas (6), Chikoko (8), Bucknor (13), Anderson (14)

Medi Bayreuth: Spöler (n. e.), Simon (3), Conroy (11), Hamilton (8), Zeis (0), Chambers (n. e.), Schmitz (5), Heyden (6), Burrell (11), Weems (14), Qvale (9), Wyrick (4)

Viertelstände: 19:19, 37:36, 64:52, 79:71

Zuschauer: 4864

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