Wieder wollen Römer Gallier besiegen

Der Frühling ist da, die Sonne scheint und wie jedes Jahr schnüren sich Massen von Menschen ihre Joggingschuhe oder schwingen sich auf die Sättel ihrer noch winterschläfrigen Drahtesel. Aber muss es immer das althergebrachte Laufen oder Radeln sein? Gibt es nicht auch andere Möglichkeiten, um an die Belastungsgrenze zu gehen, den Körper in Schwung zu bringen und dabei auch noch Spaß zu haben? Parkour, Kopfballtischtennis, Ultimate Frisbee und Co. – in der neuen Serie „Triers Trend- und Randsportarten“ stellt 16vor jeden Monat eine ungewöhnliche Sportart vor. Heute: Einradhockey.

Auch „Die Römer“ schwingen sich zum Sporttreiben auf ihre Sättel. Unter ihrem Allerwertesten dreht sich jedoch nur ein Rad, das dem Fahrer ein Höchstmaß an Balance abverlangt. Damit nicht genug, versuchen sie, mit einem Eishockeyschläger einen Tennisball im gegnerischen Tor unterzubringen.

„Der Sport belastet den gesamten Körper und verlangt dem Spieler alles ab“, weiß Trainer Christian Dirr (39) zu berichten. Zusammen mit Uli Morrissey (41) ist er für die erste rheinland-pfälzische Einradhockeymannschaft verantwortlich. Anfang der 90er Jahre kamen beide auf einem Jongliertreffen das erste Mal mit dem Sport in Kontakt. Vor anderthalb Jahren gründeten sie in Trier „Die Römer“ als neues Sportangebot der MJC Trier. An diesem Samstag findet in der Wolfsberghalle das erste Einradhockeyturnier in Deutschlands Südwesten statt.

„Obwohl das Einradfahren auf den ersten Blick vielleicht eine Einstiegshürde darstellt – Einradhockey hat in den letzten zehn Jahren einen starken Schub erfahren“, erzählt Dirr. Und die noch frische Kooperation mit der Eishockeymannschaft EHC Trier verspricht für die kommenden Jahre sowohl technisch-taktische Weiterentwicklung als auch möglicherweise die ein oder andere personelle Verstärkung.

Überhaupt finden sich in der Sportart neben Schlägern und Toren viele Elemente aus dem Eishockey wieder. Viele Regeln und einige Spielzüge ähneln denen ihrer Vettern auf Eis sehr. Allerdings geht es beim Einradhockey wesentlich fairer und körperloser, jedoch nicht weniger verbissen zu. „Fairness und Spaß stehen bei uns im Vordergrund und das wollen wir den Kindern und Jugendlichen von Anfang an so vermitteln“, erklärt der Pionier, der wie sein Kollege Spieler und Trainer in Personalunion ist. „Alter, Größe, Gewicht und auch Geschlecht spielen keine Rolle“, nennt er eine weitere Besonderheit. Die Mannschaften sind weder geschlechtsspezifisch noch nach Altersklassen unterteilt. „Die Mischung macht’s. Jeder hat seine Stärken und kann diese auch ausspielen.“ Während Morrissey als Ältester Erfahrung und Spielübersicht einbringt, können die teilweise erst neunjährigen Nachwuchsspieler mit Wendigkeit und jugendlicher Unbekümmertheit überzeugen.

Die 12-Jährige Carolin hat sich das Einradfahren selbst beigebracht. Dann hatte ihre Mutter von dem neuen Angebot der MJC Trier gelesen. „Zuerst konnte ich mir das überhaupt nicht vorstellen, aber dann hab ich es ausprobiert und es hat richtig Spaß gemacht“, erzählt sie und lässt sich auch von „ein paar blauen Flecken, die eben dazugehören“, nicht abschrecken.

Besonders für Jugendliche kann die Sportart für ihre weitere Entwicklung prägend sein. „Auf dem Einrad muss man immer seine innere Mitte finden“, erklärt Dirr philosophisch. Körperlich sind, anders als bei anderen, lauf-intensiven Ballsportarten, langfristig keine Beeinträchtigungen an den Gelenken zu erwarten. „Das Treten in die Pedale ist ein geschlossener Kreis, nicht vergleichbar mit beispielsweise dem Abstoppen beim Volleyball.“ Dennoch werden nahezu alle konditionellen und koordinativen Fähigkeiten, sowie Rumpf- und Beinmuskulatur beansprucht. Da wundert es nicht, dass selbst der Trainer zugeben muss, dass ihm danach alles weh täte.

Doch trotz des vollen Körpereinsatzes – auf dem Heim-Turnier an diesem Samstag (Beginn 10 Uhr in der Wolfsberghalle) haben „Die Römer“ noch die Außenseiterrolle inne. Ungeachtet dessen haben sie sich nach sorgfältiger Analyse aller Gegner ein ehrgeiziges Ziel gesetzt: das Halbfinale. Aber wenn es nicht klappt, ist das für die Trierer Truppe kein Drama. „Eigentlich spielen wir ja, um Spaß zu haben“, greift die 23-jährige Simone Winkhardt einer möglichen Enttäuschung vor. In jedem Fall werden alle ihre Einsatzzeiten bekommen und Turniererfahrung sammeln. „Weil wir so viele Spieler haben, treten wir mit zwei Mannschaften an“, sagt Dirr.

Langfristiges Ziel: Sturm auf die „Gallier“

Langfristig sind die Augen der ambitionierten Sportler nach oben gerichtet. Mit jedem Turnier wollen sich die Trierer in der Tabelle nach vorne arbeiten, um sich auf Wettkämpfen mit besseren Gegnern messen zu können. „Wir haben sogar einen Fünf-Jahres-Plan“, verrät Uli Morrissey mit einem Augenzwinkern. „2017 wollen wir eine der erfolgreichsten Einradhockeymannschaften Deutschlands, „Die Gallier“ aus Mörfelden, schlagen.“ Das wäre in doppelter Hinsicht ein historischer Sieg und stünde den forschen, motivierten Römern aus Trier gut zu Gesicht.

Noch ein weiteres Ziel haben sie sich für die kommenden Jahre gesteckt. Sie wollen andere Sportbegeisterte in der näheren Umgebung mit ihrer Leidenschaft anstecken und bei Mannschaftsgründungen unterstützen. Bislang befinden sich „Die Römer“ im Südwesten noch allein auf weiter Flur, die nächsten Turniere finden im Ruhr- oder Rhein-Main-Gebiet statt. Mit weiteren Mannschaften in der Umgebung käme für die Trierer schon vor dem Duell gegen „Die Gallier“ echte Derbystimmung auf.

Bis dahin heißt es aber: weiter fleißig trainieren. Immer mittwochs um 18.30 Uhr werden in der Barbara-Grundschule die Schläger geschwungen und Pedale getreten. Und wer noch nicht Einrad fahren kann, bekommt im Zirkus-Workshop des Jugendzentrums Mergener Hof von Uli Morrissey Tipps und Tricks verraten.

Weitere Infos finden Sie auf der Homepage der DJK/MJC Trier.

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