Moderner und schöner vielleicht – billiger wohl nicht

Vor einem Jahr hat der Internetauftritt der Stadt Trier noch einen Preis bekommen – als eine der „gruseligsten Seiten im Netz“. Nachdem sich zu Beginn des Jahres bereits die Tourist-Information Trier mit einer neuen Homepage präsentiert hat, will die Stadt nun auch alle anderen städtischen Seiten komplett erneuern. Moderner, schöner und vor allem kostengünstiger soll www.trier.de künftig sein. Nach der bevorstehenden Abstimmung im Stadtrat muss der Auftrag zunächst erst einmal ausgeschrieben werden. Bis die neue Seite ans Netz geht, wird es also noch eine Weile dauern.

TRIER. „Willkommen in der wohl ältesten Stadt Website Deutschlands!“ Mit diesen Worten beginnt die Laudatio zum Spooky Award des Monats Mai 2010, verliehen an „trier.de“ durch den Fachblog „designtagebuch.de“, der bei Webdesignern zur Pflichtlektüre gehört und unter anderem mit dem Grimme Online Award ausgezeichnet wurde. Statt zu einem Rundgang durch die Antike lade die Homepage der Stadt ein zu „Sightseeing durch die Webantike“, heißt es in der Begründung weiter, das Navigieren gleiche „einer holprigen Fahrt über Pflastersteine“, die Stadt präsentiere sich in „ausgetretenen Römerlatschen“ – „So ein inniges Verhältnis zur Geschichte gehört ausgezeichnet.“

Zum Zeitpunkt der Preisverleihung befanden sich die Seiten der Tourist-Information Trier (TIT) bereits in Überarbeitung. Bei der Präsentation des neuen Internetauftritts gestand Wirtschafts- und Kulturdezernent Thomas Egger (FDP) denn auch ein: „Wenn es eine ‚Goldene Himbeere‘ für Internetauftritte gäbe, so hätte sie die alte Website der Tourist-Information Trier verdient gehabt. Doch auch nach dem Relaunch der TIT-Seiten hagelte es Kritik in Hinblick auf Nutzerfreundlichkeit und Design, unter anderem von der Leserschaft von 16vor. Die Grünen äußersten im Stadtrat Unverständnis darüber, warum die Neugestaltung der Homepage nicht gemeinsam mit dem Auftrag für eine Überarbeitung der Internetseiten der Stadt vergeben wurde. Egger verwies darauf, dass die TIT als eingetragener Verein bereits seit 1996 eine von der Stadt unabhängige Internetplattform betreibe. Gleichzeitig versicherte er, die Website der TIT ließe sich später auch problemlos in den neuen Internetauftritt der Stadt Trier einbinden.

Die Stadt selbst ist seit 1998 im Internet vertreten, 2005 bekam sie ihren ersten und einzigen Relaunch. Der neue Internetauftritt soll „das Erscheinungsbild der Stadt optimieren“, „neue und erweiterte Interaktionsmöglichkeiten des Web 2.0“ einbeziehen und den „Aufwand für die Pflege vereinfachen“, heißt es in der Vorlage der Verwaltung, die am vergangenen Donnerstag im Steuerungsausschuss des Stadtrats diskutiert wurde. „Grundlegendes Ziel ist es, die unterschiedlichen Webauftritte innerhalb des Rathauses auf Dauer zu konsolidieren und in einer einheitlichen Plattform anzubieten.“ Dazu gehören nach Ansicht des federführenden Amts für Presse und Kommunikation ein neues Web-Design, ein neues Programm zum Einstellen der Inhalte (also ein neues so genanntes Content Management System) und die Zusammenführung von Internet und Intranet zu einem System.

Ob die neue Homepage es den Bürgern unter anderem ermögliche, auf alle städtischen Formulare zuzugreifen und direkt mit ihrem Sachbearbeiter zu kommunizieren, möchte Karl Biegel von der CDU wissen. Oberbürgermeister Klaus Jensen erklärt, dass der neue Internetauftritt zunächst „eine Menge Entwicklungsarbeit in den entsprechenden Ämtern erfordere“, welche dann aber auch die technischen Voraussetzungen für solche und ähnliche Funktionen schaffen sollen.

Wie schon bei der Überarbeitung der TIT-Seiten sind auch dieses Mal die Kosten für das Projekt ein wichtiges Thema. Bisher zahlt die Stadt für den Unterhalt der Seite jährlich 40.000 Euro an den Dienstleister „rdts“. Dafür stellt dieser alle technischen Funktionen sicher, führt Wartungen durch und schult und berät Mitarbeiter im Rathaus. Mit der Neuausschreibung sollen diese Kosten um die Hälfte auf künftig 20.000 Euro jährlich gesenkt werden. Für die Neukonzeption des Internetauftritts rechnet die Stadt mit Kosten in Höhe von einmalig 70.000 Euro. Die Personalkosten auf Seiten der Stadt sind nicht mit einberechnet, weder bei den aktuellen noch bei den geplanten Ausgaben. Die Texte würden von vielen verschiedenen Personen aus dem Rathaus beigesteuert, man könne nicht jede einzelne Stunde von jeder Abteilung erheben, erklärt Bürgermeisterin Angelika Birk. Ebenfalls nicht mit einberechnet wurde die Stelle eines Online-Redakteurs, wie Jensen auf Nachfrage von Petra Kewes (Grüne) zu den künftigen Personalkosten bekannt gibt. Dieser soll im Zuge der Erneuerung von „trier.de“ eingestellt werden und sich künftig ausschließlich um die Pflege des Internetauftritts kümmern.

Die Stadt ist rechtlich verpflichtet, den Auftrag für die neue Hompepage öffentlich auszuschreiben. „rdts“ und „click around“, die beiden Firmen, die den Internetauftritt der Stadt und des Tourismusamtes bisher betreuen, wollen sich zu dem Vorhaben nicht äußern. In der Vorlage für die Erneuerung von „trier.de“ heißt es lediglich, das Rathaus arbeite bisher sehr effizient mit „rdts“ zusammen. Außerdem ist von einem starken Wettbewerb in der Branche die Rede. Wer also den Zuschlag für die neue Seite erhält, ist völlig offen.

Nach der einstimmigen Zustimmung im Steuerungsausschuss gilt die Verabschiedung der Vorlage durch den Stadtrat als sicher. Danach kann die Ausschreibung erfolgen. Die Überarbeitung der TIT-Seiten hat etwa ein Jahr gedauert. Möglicherweise bleibt Trier also noch bis zum Jahr 2013 die Stadt mit der „ältesten Website Deutschlands“.

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