Konzerte und Kino in den Kaiserthermen

Die Berliner Band "Abby" spielt am Sonntag bei "Sound & Vision" im Palastgarten. Foto: PromoKino oder Konzert? In den nächsten fünf Tagen kann man in Trier beides an einem Abend haben. Ab heute findet „Sound & Vision“ auf der Palästra an den Kaiserthermen statt. Fünf junge, interessante Bands geben Konzerte, im Anschluss werden Filme gezeigt. Eine inhaltliche oder atmosphärische Verbindung gibt es auf den ersten Blick nicht, das Festival soll offensichtlich möglichst viele Zielgruppen ansprechen. So ist nicht nur die Auswahl der Bands – darunter zwei Teilnehmer des Bundesvision Song Contests 2012 – abwechslungsreich, auch bei den Filmen werden unterschiedliche Genres geboten. 

TRIER. Die Idee hinter „Sound & Vision“ ist einfach: Wieso nicht die beiden Dreh- und Angelpunkte unserer modernen Kultur – Musik und Film – zu einem Erlebnis verschmelzen? Dies dachte sich der künstlerische Leiter Oliver Möller, der maßgeblich an der Planung und Umsetzung des Events beteiligt war. Möller gehört zum 1994 gegründeten Trierer Filmclub „Le Septième Art“, der seit Jahren Filmvorstellungen und andere kulturelle Veranstaltungen organisiert. Die Begeisterung und Faszination an Film und Musik haben ihn und einige seiner Kollegen beim Veranstalter „Schneider Promotion & Transport“ zu „Sound & Vision“ inspiriert.

Das Programm läuft von Mittwoch bis Sonntag wie folgt ab: Ab 18 Uhr werden die Besucher durch unaufgeregte DJ-Sets auf den Abend eingestimmt, um 20 Uhr folgt ein Konzert einer Live Band. Zu guter Letzt wird um 22 Uhr ein aktueller Film gezeigt.

Bei der Wahl des Veranstaltungsortes gab es im Vorfeld einige Schwierigkeiten: Als erste Wahl galt die große Liegewiese im Palastgarten, was die Stadt aber nicht genehmigte. Die Planung begann dann für die östlichste Grünfläche des Palastgartens hinter der Kreisverwaltung. Es stellte sich jedoch heraus, dass zeitgleich auch das „Mosel Musikfestival“ in Trier ein klassisches Konzert aufführt – im Innenhof des Kurfürstlichen Palais‘. Durch diese zeitliche und klangliche Überschneidung musste eine neue Lokalität gefunden werden. Glücklicherweise lief der Austausch mit Hermann Lewen, dem Intendanten des Festivals, so reibungslos und freundschaftlich ab, dass dieser einen neuen Kontakt für die Organisatoren von „Sound & Vision“ knüpfte. So wurde die Palästra der Kaiserthermen, die weitläufige Wiese vor den denkmalgeschützten Ruinen, zum endgültigen Veranstaltungsort.

Die fünf Bands, die in den nächsten Tagen auf dem Festival spielen werden, vertreten sehr unterschiedliche Musikrichtungen – ein vielfältiges musikalisches Angebot war Möller und seinen Mitstreitern wichtig. Die Veranstaltung eröffnen heute die „Pickers“, die sich nicht nur beim Namen (ursprünglich „Teddy Pickers“) von den „Arctic Monkeys“ inspirieren ließen. Einem größeren Publikum bekannt wurden die vier inzwischen in Berlin lebenden Jungs aus dem Saar-Hunsrück-Kreis mit ihrer Nummer „1000 Meilen“, mit der sie für Rheinland-Pfalz beim Bundesvision Song Contest 2012 teilnahmen. Im Anschluss wird der französische Überraschungserfolg „Paulette“ gezeigt, der die Geschichte einer Pariser Rentnerin erzählt, die zur Drogendealerin wird.

Harmonische Lieder zwischen traurig melancholisch und chilliger Freude bieten am Donnerstag „Sea & Air“. Daniel Benjamin und seine Frau Eleni Zafiriadou sind nicht nur ein besonderes Live-Erlebnis, sie passen auch hervorragend ins Programm. Das Duo hat schon Filmmusik für mehrere Streifen geschrieben. Auf der Palästra stimmen sie auf „Silver Linings“ ein – eine romantische Tragikomödie, in der zwei gebrochene Menschen auf skurrile Art und Weise zueinanderfinden.

Wie die „Pickers“ nahmen auch „The Love Bülow“ 2012 an Stefan Raabs Musikwettbewerb teil – für Mecklenburg-Vorpommern mit dem Titel „Nie mehr“. Die fünf jungen Herren aus Berlin und Umgebung gelten als Erfinder des Indie-Rap, da sie Rap, Gesang, Rock, Funk und HipHop verbinden. Dazu gibt es am Freitag den Action- und Science-Fiction-Film „Iron Man 3“, der auf der gleichnamigen Superhelden-Comicfigur basiert.

Treibender Rock, poppiger Indie und die markante Stimme von Sänger Ben Yates machen die Musik von „Between Borders“ aus. Die junge deutsch-australische New-Wave-Band steht am Samstag vor Quentin Tarantinos spannender Django-Version „Django Unchained“ auf der Bühne.

Wenn vier Musiker einer Band einen ziemlich unterschiedlichen Musikgeschmack haben, kann so etwas herauskommen wie „Abby“. Trotz Rave-Elementen kommt bei dem Quartett nichts aus dem Computer. Der tanzbare Indie-Pop ist am Sonntag das Vorprogramm zu „Papadopoulos & Söhne“, in dem ein aus Griechenland stammender Londoner Geschäftsmann von der Finanzkrise gebeutelt wird und ganz von vorn anfangen muss.

Zur Auswahl der Bands sagt Möller: „‚Sea &Air‘, ‚Between Borders‘ und ‚Abby‘ habe ich schon live gesehen und halte sie für herausragend gute Live-Performer. Zudem wollten wir Bands, die vielleicht noch nicht jeder kennt, die aber auf dem Sprung sind die Musikwelt aufzumischen oder dies bereits tuen, nach Trier holen.“ Schließlich sollten sie auch ein wenig die Stimmung des Filmes transportieren. „Deshalb zeigen wir zum Beispiel ‚Sea & Air‘ vor ‚Silver Linings‘ und ‚Between Borders‘ vor ‚Django Unchained‘ und nicht umgekehrt.“

Für eine richtige Festivalatmosphäre werden große Teile der Wiese nicht bestuhlt, sodass man sich auch ins Gras legen kann, um der Musik zu lauschen und die Filme zu sehen. Weil am Samstag um 17 Uhr in der Kaiserthermen die Abschlussveranstaltung vom „Sommerheckmeck“ stattfindet, kann sich an diesem Tag das Programm von „Sound & Vision“ etwas nach hinten verschieben.

Weitere Infos finden Sie unter www.soundvision-trier.de.

Nico Otten

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