Inas Abend

Man kann nicht sagen, dass Männer im Publikum bei Ina Müller nichts zu lachen gehabt hätten. Foto: Michael JuchmesRund 3700 Zuschauer wollten sich am vergangenen Sonntag das neuerliche Gastspiel von Nordlicht Ina Müller in der Arena nicht entgehen lassen. Die Entertainerin mit der großen Klappe punktete beim Publikum nicht nur mit den Songs des aktuellen Albums „48“, sondern auch mit Spott gegen das starke Geschlecht.

TRIER. Schwarze Highwaist-Hose, gestreifte Bluse, goldene Kette – Ina Müller hat sich für das Trierer Publikum in Schale geworfen. Seriös ist hier jedoch nur das Outfit, was den Anwesenden spätestens nach dem ersten Song klar wird: Die 48-jährige Moderatorin und Sängerin stürmt ins Publikum und zerrt einen wehrlosen Mann ins Rampenlicht. Thorsten, so sein Name, führt seit 19 Jahren eine mehr oder minder glückliche Ehe. Deren Aggregatzustand umschreibt er freimütig mit „Hassliebe“. Bei solch einer ehrlichen Antwort kann sich selbst der Profi das Lachen nicht verkneifen.

Mit diesem Einstieg und eingängigen Songs wie „Sie schreit nur noch bei Zalando“ und „Teenager“ zieht Ina Müller das überwiegend weibliche Publikum auf ihre Seite. Es wird gelacht und gesungen, geklatscht und gepfiffen, obwohl auf der Bühne nur wenig passiert: Fünf unauffällige Musiker und zwei Sängerinnen unterstützen die blonde Entertainern, bleiben als schmückendes Beiwerk jedoch im Hintergrund. Das Publikum taut vor allem dann auf, wenn Ina mit den Männern hart ins Gericht geht: Behaarung? Nein, danke! Jugendwahn und abgelegte Frauen? Warum denn überhaupt! Und dann ständig dieser Sex! Das starke Geschlecht kann ja nicht ohne – und denkt ständig daran! Ein Klischee jagt leider das nächste.

Auch wenn hier Spontaneität vorgegaukelt wird: Die amüsanten Anekdoten aus dem Leben einer Frau in den Wechseljahren sind fester Bestandteil des Programms – und leider ein wenig altbacken. Aber wer hätte es gedacht: Klimakterium-Witze wie anno dazumal sind immer für einen Lacher gut. Noch wundersamer als die Wirkung der abgelegten Pointen ist lediglich das Erscheinungsbild der Vorreiterin im Kampf alternde Frau gegen promiskuitiven Mann. Mit einem faltenlosen Gesicht, einem straffen Hals und einer Figur ohne offensichtliche Problemzone wirkt die Sängerin wie Mitte/Ende 30. Ob es ihr daher so leicht fällt, über die angeblichen Begleiterscheinungen des Alterns zu philosophieren? Zumindest scheint die Kreativität nicht darunter zu leiden.

Die norddeutsche Antwort auf Barbara Schöneberger: Ina Müller. Foto: Michael JuchmesZum Schluss, nach einem Spaziergang durch die Halle und einem spontanen Plausch mit einem der jüngsten Fans, bittet Ina Müller die Gemeinde an die Front, direkt an den Bühnenrand. Zwei Zugaben lang darf das Publikum dem Star aus dem Norden ganz nah sein. Beinahe so unterhaltsam und intim wie ein Abend im „Schellfischposten“ – nur ohne Shantychor und berühmte Gäste.

Print Friendly, PDF & Email

von

Schreiben Sie einen Leserbrief

Angabe Ihres tatsächlichen Namens erforderlich, sonst wird der Beitrag nicht veröffentlicht!

Bitte beachten Sie unsere Kommentarrichtlinien!

Noch Zeichen.

Bitte erst die Rechenaufgabe lösen! * Time limit is exhausted. Please reload the CAPTCHA.