„Graf Zahl fand ich gruselig“

Neben dem historischen Roman und dem Krimi könnte sich in den nächsten Jahren ein weiteres Genre in Trier etablieren: der Vampirroman. Sandra Baumgärtner hat mit „Seraphim: Carpe Noctem“ gerade den ersten Teil einer geplanten Reihe veröffentlicht. Die gebürtige Ludwigshafenerin, die in Trier lebt und die man dort auch auf Gothic-Partys antreffen kann, stellt ihr Debütwerk am Samstag um 14.30 Uhr in der Mayerschen Interbook vor. Was die Besucher dort erwartet, welche Art von Vampiren sie mag und warum die Handlung ihres Romans in Trier spielt, erzählte sie im Gespräch mit 16vor.

16vor: Lassen Sie mich raten: Als Kind war Ihre Lieblingsfigur in der „Sesamstraße“ Graf Zahl!

Sandra Baumgärtner: (lacht herzhaft) Da fing es noch nicht so an mit Vampiren. Den fand ich gruselig. Als ich Kind war, hatten wir auch relativ lange keinen Fernseher. Ich habe eher „Michel aus Lönneberga“ geguckt. Auch Geistersachen und so was wie „Das kleine Gespenst“ von Preußler. Aber anfangs waren es eher Detektivgeschichten wie „Die drei Fragezeichen“.

16vor: Wie gehen ihre fünf- und sechsjährigen Kinder damit um, wenn sie etwas von dem Vampirthema mitbekommen oder deren Mutter finster gewandet zu einer Gothic-Party geht?

Baumgärtner: (lacht) Meine Tochter würde gerne mal mein schwarzes Kleid anziehen. Beide sind da sehr offen. Sie sind auch nicht verschreckt von den Figuren, weil wir immer ganz klar gesagt haben, dass das Gestalten seien, die wir erfunden haben, und es keine Vampire gebe. Es gebe Geschichten für Erwachsene und dazu zählten auch die von Seraphim und Leander. Wenn am Samstag die Promo-Aktion ist, wollen sie mitkommen und Flyer verteilen. Sie glauben eher an den Weihnachtsmann als an Vampire in Trier.

16vor: Sie haben in Trier Innenarchitektur studiert. Macht sich Ihr Faible für das Düstere auch in der Gestaltung Ihrer Wohnung bemerkbar?

Baumgärtner: Schwarz ist ganz klar mein Favorit. Aber nicht bei der Einrichtung. Zur Gothic-Szene zu gehören, bezieht sich mehr auf mich persönlich. Da möchte ich andere nicht zwanghaft miteinbeziehen. Ich trage sehr gerne schwarz, aber wenn Sie mich auf der Straße sehen würden, wüssten Sie nicht sofort, dass ich der schwarzen Szene angehöre. Ich habe auch eine normale blaue Jeans und eine farbige Winterjacke.

16vor: Vor knapp 200 Jahren ist von John Polidori die erste Vampirerzählung erschienen. Seitdem wurden hunderte, wenn nicht tausende Romane mit dieser Figur veröffentlicht. Um welchen Aspekt bereichert Ihr Werk das Genre?

Baumgärtner: Um das Regionale. Die Handlung spielt in Trier, Marburg und Leipzig. Das ist der Unterschied zu bisherigen Vampirgeschichten. Wobei in den letzten Jahren ein Wandel stattgefunden hat. Zum Beispiel Markus Heitz‘ „Kinder des Judas“ spielt auch in Leipzig. In den vergangenen Jahren wurde der deutsche Vampirroman en vogue.

16vor: Auf dem Cover, das der Trierer Künstler Fantasio gestaltet hat, sind die Kaiserthermen abgebildet. Welche Rolle spielt Trier konkret?

Baumgärtner: Zwei Drittel des Romans spielen in Trier. Die Kaiserthermen, die Barbarathermen und ein bisschen Sommerau sind die Kulisse. Ich wollte die Geschichte nicht irgendwo ansiedeln, womit ich nichts anfangen kann. Ich wollte wissen, wie der Klang der Stimmen ist, wenn sich Seraphim und Leander durch die Kaiserthermen bewegen, wie es dort riecht, ob es dort kalt ist oder warm – diese Aspekte waren wichtig für mich, als ich das Buch geschrieben habe.

16vor: Woher rührt Ihr Interesse für Vampire?

Baumgärtner: Bei mir fing es an mit Anne Rices „Interview mit einem Vampir“. Jahre später ging es mit Bram Stokers „Dracula“ weiter. Ein Vampir ist so ein bisschen ein etwas anderer Prinz. Es ist ein Hauch von Gefahr mit dabei. Natürlich hat auch eine Rolle gespielt, dass Brad Pitt, Tom Cruise und Antonio Banderas in der Verfilmung von „Interview mit einem Vampir“ mitgewirkt haben.

16vor: Wer ist für Sie der reizvollste dunkle Prinz in der Filmgeschichte? Eher ein Ur-Vampir wie Max Schreck oder Bela Lugosi oder einer der jüngeren Generation?

Baumgärtner: Ich denke gerne in schönen Bildern und umgebe mich gerne mit schönen Dingen. Lugosi war potthässlich. Nosferatu und so geht gar nicht. Vor solchen Vampiren habe ich Angst, und ich möchte vor meinen Vampiren keine Angst haben. Ich mag das Schöne an Vampiren. Dass sie gut aussehen und stark, wortgewandt und gebildet sind. Das finde ich an den heutigen Vampiren gut. Vampire dürfen sich ruhig von Blut ernähren und Leute umbringen, aber es muss mit Stil sein. Daher war mein Lieblingsvampir lange Zeit Gary Oldman in „Bram Stoker’s Dracula“. Ich fand es ganz klasse, wie er in dieser einen Szene mit der kleinen blauen Sonnenbrille und Zylinder umherwandelt. Aber auch Antonio Banderas und Brad Pitt fand ich sehr gut.

16vor: Was erwartet die Besucher bei der Präsentation am Samstag?

Baumgärtner: Es gibt eine Kurzlesung von etwa 15 Minuten, wir haben uns ein bisschen was für ein Gewinnspiel ausgedacht und es bekommt jeder, der möchte, einen blutroten Spätburgundersekt in die Hand gedrückt. Zudem erwartet die Besucher eine gutgelaunte Autorin, jede Menge Bücher, die verkauft werden wollen, und ich hoffe, jede Menge Spaß.

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