Einblick in die rechte Musikszene

TRIER. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft Kreis/Bezirk Trier lädt zu Veranstaltungen im Rahmen ihrer „GEW-Aktionstage gegen rechts“ ein. Im Vordergrund steht dabei rechtsradikale Musik.

Der Sänger grölt Gewaltparolen, die Skinheads toben und die Arme gehen hoch zum Hitlergruß: Als Thomas Kuban zum ersten Mal ein Neonazi-Konzert mit versteckter Kamera dreht, ermöglicht er Einblicke in eine Jugendszene, in die sich kaum ein Außenstehender hineinwagt. Sechs Jahre später hat er rund vierzig Undercover-Drehs hinter sich, auch in Ländern jenseits deutscher Grenzen. Ein Lied begegnet ihm auf seiner „Konzerttournee“ immer wieder: „Blut muss fließen knüppelhageldick, wir scheißen auf die Freiheit dieser Judenrepublik…“. Hochbrisant ist das Material, das Thomas Kuban im Lauf der Jahre zusammengetragen hat – einzigartig in Europa, wahrscheinlich sogar weltweit.

Mit Rechtsrock junge Menschen zu ködern und zu radikalisieren – diese Masche zieht bei vielen jungen Leuten: Längst hat sich rund um die Musikveranstaltungen auch ein blühender Markt entwickelt: CDs der einschlägigen Bands werden in Eigenregie produziert und in Szeneläden oder über das Internet verkauft.

Der Journalist Thomas Kuban hat all das mit versteckter Kamera dokumentiert und ist dabei ein hohes Risiko eingegangen. In keinem Verhältnis dazu steht das Interesse der Öffentlichkeit an seinen Bildern. Besonders deutlich wird dies bei der erfolglosen Suche nach Unterstützung für ein Filmvorhaben, von dem er sich große Wirkung verspricht: Eine Reise durch Deutschland und Europa, zurück auch an Orte, an denen er versteckt gedreht hat. Im Fokus stehen dabei politische Entscheidungsträger, Behörden und Bürger. Kuban versucht so, Antworten zu finden auf die Fragen: Warum kann auf der rechtsextremen Partymeile über alle Grenzen hinweg gefeiert werden und wie lässt sich das verhindern?

Der Regisseur Peter Ohlendorf hat Thomas Kuban auf seiner Reise mit der Kamera begleitet. Diesen Beobachtungen sind Sequenzen des Undercover-Materials gegenübergestellt. In den Dokumentarfilm sind quasi fiktionale Elemente integriert, die sich aus Sicherheitsgründen ergeben: Der Protagonist des Films muss unerkannt bleiben, sein Name ist folglich ein Pseudonym. Die eigenwillige Verkleidung dient nicht nur seinem Schutz, sondern thematisiert in ihrer Überpointierung zugleich die Rezeption seiner Person durch die Gesellschaft. Auch die Stimme von Thomas Kuban wird unkenntlich gemacht. Die Sprachebene ist analog zur Verkleidung frei entwickelt, sie orientiert sich aber an seiner realen Identität und hält sich streng an Fakten.

Am Donnerstag um 16 Uhr wird der Film „Blut muss fließen“ für Sozialpädagogen, Erzieher und Lehrer im Exhaus gezeigt. Hier ist der Eintritt frei. Um 19 Uhr läuft die Doku im Broadway (Eintritt: drei Euro). Am Freitag gibt es an selber Stelle um 10 Uhr eine kostenlose Filmvorführung für Schüler. An allen Terminen nimmt der Regisseur Peter Ohlendorf teil.

Anders als im Prospekt und dem Plakat irrtümlich ausgewiesen, liegt keine Alterbegrenzung ab 16 vor. Anmeldungen für alle Veranstaltungen unter bezirk.trier@gew-rlp.de oder Fax: 0651/140247.

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