Durch Fehler die Ruhe verloren
Das hatten sich die Großeltern und die Mutter von Andreas Seiferth, Centerspieler der TBB Trier, sicherlich anders vorgestellt. Die Familienangehörigen waren aus dem benachbarten Thüringen am Mittwochabend nach Sachsen-Anhalt gereist, um Seiferth im Auswärtsspiel gegen den Mitteldeutschen BC in Weißenfels zu unterstützen. Immerhin avancierte ihr Sprössling mit zwölf Punkten zum drittbesten Akteur der TBB. Doch es setzte mit 72:84 (33:31) die vierte Niederlage in Folge. Der MBC zog nach Punkten gleich und liegt nun vor Trier im engen Mittelfeld der Liga auf Rang elf.
WEISSENFELS. Seiferth war nach der Partie hin- und hergerissen. „Dass meine Familie heute mit dabei war, war schon ein kleiner Höhepunkt für mich“, freute sich der 23-Jährige, der noch vor dem Duschen ein paar Minuten bei seinem Anhang verweilte und diesen dann auf die Heimreise verabschiedete. „Ein bisschen kurios war es schon, als sie vom Hallensprecher als Fans aus Trier begrüßt wurden“, sagte Seiferth mit einem leichten Schmunzeln, um dann nachdenklich hinterherzuschieben: „Es ist natürlich schade, dass wir verloren haben. Ich hätte meiner Familie und vor allem unseren Fans gern einen Erfolg mit nach Hause gebracht.“ Als ein Grund für die Pleite nannte der Zwei-Meter-Mann: „Wir haben wie schon gegen Hagen zu spät getroffen, phasenweise einfach zu hektisch abgeschlossen. Das gilt für das gesamte Team.“
Dabei habe er mit seinen Kollegen im ersten Durchgang lange Zeit den Takt vorgegeben. Nach knapp zwei Minuten markierten die Gastgeber zwar den ersten Treffer, doch Nate Linhart gelang mit einem sehenswerten Einhandwurf aus dem Flug der Ausgleich. Brian Harper brachte anschließend die TBB mit zwei erfolgreichen Versuchen zum 6:2 in Front. Im weiteren Verlauf profitierte Trier davon, dass der MBC einfach nicht in Gang kam und nur einmal beim 9:8 führte (7. Minute). Die ersten zehn Minuten gingen mit 18:16 knapp an die Gäste.
Und das Team von Trainer Henrik Rödl setzte sich weiter ab, lag 24:16 (12.) und kurz darauf mit 28:19 sogar schon um neun Zähler vorn (15.). Die Weißenfelser Wölfe brachten in dieser Phase wenig zustande, arbeiteten sich aber auf 28:24 heran. Selbst das 33:26 von Trier brachte den MBC nicht vollends aus dem Takt. Denn der verkürzte in zwei fulminanten Schlussminuten vor dem Seitenwechsel auf 31:33.
Daran knüpften die Einheimischen, jederzeit von den eigenen Fans nach vorn gepeitscht, nahezu nahtlos an. Nach der Pause startete Trier kurzzeitig besser, und Seiferth markierte mit zwei Freiwürfen nach elf Sekunden die ersten Zähler zum 35:31. Die Antwort der Weißenfelser Wölfe: ein Dreier mit Ablauf der Angriffszeit von Devin Uskoski zum 34:35-Anschluss. Als Djorde Pantelic dann kurz darauf mit einem kraftvollen Dunking zum 38:35 für den MBC einnetzte, baumelte er demonstrativ am Korb, riss danach beide Arme hoch. Der Serbe machte klar: In eigener Halle gibt der MBC die Punkte nicht kampflos her. Auszeit Trier (25.).
Danach blieb es spannend und die Führung wechselte stetig. Letztmals glich Trier dann zum 52:52 aus (28.), ehe der MBC immer weiter davonzog. 60:75 lag die TBB schließlich knapp drei Minuten vor Schluss bereits zurück, als noch einmal Hoffnung aufkeimte. Linhart und Barry Stewart mit zwei Dreiern verkürzten auf 68:75. Doch den Vorsprung ließen sich die Wölfe, die nun wesentlich besser trafen und stabiler in der Defensive agierten, nicht mehr nehmen.
Trainer Henrik Rödl zeigte sich natürlich enttäuscht, zumal es anfangs noch recht gut aussah. „Das ist eine bittere Niederlage. Wir hatten uns viel vorgenommen und eine Menge Energie mitgebracht“, sagte der 44-Jährige. „Kurz vor und dann auch nach der Pause haben wir zwei, drei Fehler gemacht, die zu einfachen Gegentreffern führten. Dadurch haben wir die Ruhe verloren und vor allem MBC-Topscorer Uskoski nicht in den Griff bekommen“, analysierte der Coach. Umgekehrt habe der MBC die bessere Verteidigungsleistung abgeliefert. „Aber das müssen wir jetzt schnell abhaken und möglichst schnell neue Kräfte sammeln für unser Heimspiel am Sonntag gegen die Tigers Tübingen.“
TBB: Linhart (19), Stewart (14), Seiferth (12), Harper (10), Chikoko (8), Howell (5), Doreth (2), Dojcin (2), Mönninghoff, Saibou
MBC: Uskoski (25), Beidler (17), Vilhjalmsson (10), Jeanty (9), Pantelic (8), Heyden (7), Schwarz (4), Timberlake (4), Lieser, Lange, Wachalski
Viertel: 16:18/15:15/25:19/28:20
Zuschauer: 1900
STEFAN THOMÉ
von 16vor