Der Marathon-Slam

Die Deutschen lachen im Durchschnitt sechs Minuten am Tag. Am vergangenen Samstagabend wurden in der Mensa der Hochschule Trier für manche der 500 Besucher bis zu viereinhalb Stunden daraus. Unter dem Motto „Master meets Mensa“ kamen dort acht, bereits bei „Trierer Comedy Slams“ erfolgreiche Komiker zusammen, die im Rahmen des „Master Comedy Slams“ um den neunten Constantin-Comedy-Preis wetteiferten. Das Programm der Veranstaltung vom Kultur Raum Trier e.V. war vielseitig, mit Tanz- und Musikeinlagen und einer großen Portion Komik. Aber auch deutlich zu lang.

TRIER. Sich vor 500 Menschen auf eine Bühne zu stellen und Witze zu erzählen, erfordert Mut. Denn lustig ist eben nicht jeder. Dass die acht Kandidaten, die am Samstagabend in der Mensa der Hochschule auf der Bühne standen, viel Humor im Leben abbekommen haben, hatten sie zuvor schon bewiesen. Mit erfolgreichen Auftritten bei den „Trierer Comedy Slams“ der vergangenen Saison hatten sie sich für den „Master Comedy Slam“ qualifiziert.

Andreas Weber eröffnete den Wettbewerb in senfgelber Hose und mit Fönfrisur und ließ das Publikum an seinem Wissen über Mode teilhaben – ein Halbwissen aus Klatschzeitschriften beim Friseur. Das durch Alain Frei, einen Stand-up-Comedian aus der Schweiz, zuvor schon eingeheizte Publikum war vom ersten Moment an mit herzhaftem Gelächter dabei. Dennoch brauchte die Stimmung bis kurz vor der ersten Pause, um richtig aufzukochen. Dafür sorgte unter anderem Martin Spitzer, der aktuelle Radiohits umdichtete und das Publikum animierte, bei dem Wort „Trier“ jedes Mal auszurasten – was dieses auch tat.

Dem Kabarettisten „Der Dozent“ gelang es zwar, mit seinen politisch-gesellschaftlich kritischen Themen das Publikum zum Lachen, aber nicht auch zum Nachdenken anzuregen – wie es beim Kabarett eigentlich der Fall sein sollte. Seine Witze über Hartz-IV-Beziehende waren eher flach. So hatte er vielleicht einfach nur Glück, dass er bei seinem Rundgang, um Ein-Euro-Jobs zu verteilen, in der ersten Reihe zufällig auf „Kevin“ traf, dem anzusehen war, dass sein Name schon häufiger für Witze herhalten musste.

Özcan Cosar schaffte den Spagat (sowohl im übertragenen Sinne als auch buchstäblich) zwischen vorbereitetem Programm und der spontanen Interaktion mit dem Publikum. „Achtzig Prozent ist safe“, sagte er im Gespräch. Das ist der einstudierte Teil. Und zwanzig Prozent „lebt es“ durch das Publikum. Er nahm die Bühne komplett für sich ein, nutzte die Fläche, um die Verhältnisse als Türke in Deutschland mit viel Körpereinsatz darzustellen.

Uwe Wolff ging mit den Geschichten seines dealenden Bruders und dem Finden seiner inneren Mitte (durch Räucherstäbchen) eher unter und spielte sich nicht in die Mitte der Herzen. Der junge Chris Tall weckte das Publikum aber anschließend mit seiner spontanen, frischen Art wieder auf, bezog es in seine Hassgeschichten über die Schule mit ein und machte vor allem Witze auf seine eigenen Kosten. „Chris, what is your biggest wish for the future?“, wollte der Englischlehrer einst von ihm wissen. Chris: „My biggest wish for the future is to become a nice girl one day!“

Auf großer Mission war „Der Tod“, der mit seiner Image-Kampagne „Denn Tod kann auch Erlösung sein“ für sich warb. Verdeckt unter seiner schwarzen Kutte, wollte er mit schriller, hoher Stimme das Publikum dazu bringen, sich ihm anzuschließen. Mit Konfetti und Blumenkette brachte er die Lacher zwar auf seine Seite – die Zuschauer aber nicht, denn wer folgt schon gern dem Tod? Auch, wenn er noch so schön tanzt.

Thomas Franz sang, begleitet von Keyboard-Musik, über Themen, die an diesem Abend in verschiedenen Nummern immer wieder zu finden waren: Furzen und Masturbation. Die Reaktion des Publikums (Lachen) zeigte, dass diese Sujets für viele zeitlos komisch sind.

In drei Auswahlrunden entschieden die Zuschauer, welche Kandidaten ihnen am meisten gefallen hatten – die besten vier durften erneut gegeneinander antreten (zu diesem Zeitpunkt – gegen 23.30 Uhr – war die Luft deutlich raus und das Publikum müde). Aber schließlich wurden auch noch die Gewinner gekürt: Den zweiten Platz – der in diesem Jahr das erste Mal ebenfalls ausgezeichnet wurde – sicherte sich Chris Tall. Sieger des Abends wurde Özcan Cosar, der mit seinen Klischees über Türken und Deutsche viel Raum für Amüsement gab. Bei seiner Zugabe-Nummer über das „harte Leben“ als Türke – jetzt Deutscher – wurde das Publikum um kurz vor eins noch einmal richtig munter.

Einen Trick, um lustig zu sein, „gibt‘s nicht“, findet Cosar, der 2008 durch einen Freund zur Comedy kam. „Es gibt Menschen, die was erzählen und das ist lustig, und manche sind einfach lustig“ – zu welchen er zählt, möchte er lieber das Publikum entscheiden lassen. Und das hat sich schließlich für ihn entschieden.

Malte Legenhausen

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