Die Campus-Gärtner

CampusLandschaft2Am Samstag findet auf der Tarforster Höhe das Sommerfest der Universität statt. Das steht in diesem Jahr unter dem Motto „Mein feiner grüner Campus“ und damit ganz im Zeichen einer besonderen Auszeichnung: Der Bund Deutscher Landschaftsarchitekten (bdla) hatte den Trierer Campus kürzlich zu einem von „100 besonderen Orten“ auserkoren. Tatsächlich wissen nicht nur Studenten die großzügigen Anlagen zu schätzen, auch Menschen aus den angrenzen Wohngebieten zieht es immer wieder hierher. Dass sich die Hochschul-Landschaft und das Campus-Grün meist besser in Schuss präsentieren als so manche innerstädtische Grünfläche, ist zuvorderst das Werk von Peter Stühler und seinem Team. 16vor-Mitarbeiter Marcel Pinger traf den Leiter der Uni-Gärtnerei und sprach mit ihm über lockere Äste und Rollrasen, und weshalb seine Gärtnerei keine Leiharbeiter mehr beschäftigt.

TRIER. Eine „gelungene Synthese von Architektur, Kunst und Landschaft“ sei der Universitätscampus, befand die Jury. Selbst an hoch frequentierten Tagen findet sich hier immer eine ruhige Ecke, mangelt es auf dem 41 Hektar großen Gelände nicht an Gelegenheiten, sich neben den Kunstwerken oder auf einer der zahlreichen grünen Wiesen, an Weihern, Bächen oder unter Schatten spendenden Bäumen zu erholen.

Am Samstag wird der „besondere Ort“ gefeiert, und natürlich wird es dabei viel um Architektur und Kunst gehen. Aber die Prämierung ist auch für Peter Stühler eine Anerkennung. Seit fast 15 Jahren ist er Leiter der Uni-Gärtnerei und mit seinem Team für die Grünflächen auf dem Campus verantwortlich. „Da ist man schon sehr zufrieden, dass die Auszeichnung gekommen ist. Früher hat kein Mensch darüber geredet, aber jetzt bekommen viele mit, was wir eigentlich leisten“, sagt er nicht ohne Stolz. Im Vorfeld des vom Allgemeinen Studierendenausschuss (AStA) heftig kritisierten Sommerfests und der Reihe „Mein feiner grüner Campus“ fielen dann zwar zahlreiche zusätzliche Arbeiten an, aber Stühler sieht es eher pragmatisch: „Klar ist das mehr Aufwand. Aber man stellt sich eben darauf ein, es muss ja laufen.“

CampusGrünWenn Studenten während der heißen Tage den Schatten der Bäume zum Lernen oder einfach nur zum Ausruhen nutzen, scheinen Ereignisse wie letztes Jahr in der Trierer Innenstadt erst einmal weit weg, als ein plötzlich umgestürzter Baum eine Passantin erschlug. Stühler und sein Team sorgen auch dafür, dass Vorfälle wie dieser auf dem Campus nicht passieren. Auf den tragischen Vorfall des letzten Sommers angesprochen, reagiert er mit ernster Stimme. „Alle Bäume müssen ständig auf lockere Äste und Fäulnis kontrolliert werden. Denn wenn etwas passieren würde, dann wäre das nicht nur gefährlich, sondern wir stünden auch mit einem Bein im Knast.“ Der Vorfall in der Stadt sei der „Alptraum jedes Gärtners“, deshalb habe sein Team darauf die Kontrollen auch noch einmal selbst verstärkt. „Neulich habe ich auch wieder zwei Bäume auf dem Parkplatz entdeckt, die kaum noch Blätter bekommen. Dort haben wir dann einen Pilzbefall festgestellt – solche Bäume muss man leider fällen. Da müssen wir immer hinterher sein.“ Stühlers Mannschaft ist auf dem weitläufigen Campus-Areal für fast 7.000 Bäume zuständig – neben ein paar Exoten wie Ginkgo zu großen Teilen heimische Gewächse, vor allem Eichen, Ahorn und Kiefern. Für die Pflege dieses Pflanzenbestandes verwende die Gärtnerei keine Chemikalien und Spritzmittel, nur in Ausnahmefällen werde eine Sondergenehmigung beantragt, so Stühler. Er selbst bestimme nicht, was gepflanzt werde, das werde jeweils durch Architekten und die Landesbaubehörde festgelegt. Meistens sei das auch kein Problem, aber in Ausnahmen stelle dies die Gärtnerei schon mal vor ungeahnte Herausforderungen. So bereitet beispielsweise der neu angelegte Rollrasen zwischen B-Gebäude und N-Gebäude den Gärtnern einige Kopfschmerzen. Dieser wachse momentan noch nicht richtig an und dazu komme, dass man für die Pflege der Fläche eigens einen neuen Luftkissen-Rasenmäher habe anschaffen müssen.

Wer bei dem Begriff „Gärtnerei“ nur an Grünpflege denkt, liegt falsch. Stühler und seine Leute sind auch zuständig für die Müllentsorgung des gesamten Campus, inklusive Innenräume. Auch der Transport der Möbel gehört dazu. Und wenn es richtig kalt wird, dann müssen sie zum Winterdienst raus. In der warmen Jahreszeit, wenn die eigentliche Gartenarbeit ansteht, stelle das nun prämierte Unigelände mit seinen Hängen und Bepflanzungen auch eine Herausforderung für die Gärtner dar, aber „es ist auf jeden Fall schöner als normale Grünflächen, das ist auch so gewollt“. Spezielles technisches Gerät brauche sein Team dafür nicht, lediglich spezielle Bergschuhe für die Arbeit an besonders steilen Stellen seien eine obligatorische Absicherung. Mit einem Unimog, zwei Traktoren und fünf Rasenmähern sei der Fuhrpark überdies angemessen ausgestattet.

Und genau wegen dieses Fuhrparks fällt auf die Gärtnerei auch die Müllentsorgung der gesamten Universität zurück. Allein den Grünabfall schätzt er auf 20 bis 30 Kubikmeter Grünschnitt und Unkraut. Ungenutzt blieben diese Reste aber nicht, sondern sie würden kompostiert und wieder als Dünger eingesetzt. Allerdings spielt der von Menschen verursachte Müll auch keine unbedeutende Rolle. Wie für die Stadt Trier auf ihren eigenen Flächen bedeute dieser auch für die Gärtner viel Zusatzarbeit. „Das ist ärgerlich, wenn man anderer Leute Dreck wegräumen muss. Je nachdem, wer da gefeiert hat, ist das richtig viel.“ Einer seiner Angestellten leere morgens die Müllräume und danach, so Stühler; manchmal habe dieser dann den ganzen Tag im Gelände mit Müll zu tun. „Wir haben auch schon erlebt, dass Leute ihren privaten Hausmüll und ihre Entrümpelungen illegal bei uns entsorgt haben. Deswegen mussten wir auch die Müllcontainer einzäunen, weil es einfach überhand nahm. Allerdings haben wir auch immer wieder Adressen im Müll gefunden, die Leute wurden dann ausfindig gemacht und mussten zahlen.“ Auf die Studenten selbst hegt Stühler jedoch keinen Groll: „Der Müll auf den Außenanlagen stammt nicht nur von Studenten, das muss man schon klar sagen. Viele Studenten sind auch sehr ordentlich und räumen ihren Kram weg.“ Die Außenanlagen der Uni seien so nicht nur für Studenten Naherholungsgebiete, sondern auch für die Höhenstadtteile Triers. So kämen gerade an Wochenenden mit gutem Wetter viele Anwohner und Jugendliche aus den umliegenden Siedlungen und ließen reichlich Material zurück.

CampusLandschaftMit diesem Aufgabenspektrum wirkt Stühlers Gärtnerei wie eine eigene kleine Firma innerhalb der Universität. So beschäftigt sie sieben feste Mitarbeiter und neun studentische Hilfskräfte. Trotz der jährlichen Kosten von rund 450.000 Euro – davon allein 65.000 Euro, die für die Müllentsorgung aufgebracht werden – scheint sie nicht vor Auftragsvergaben an Fremdfirmen bedroht. Denn die früher praktizierte Vergabe an externe Dienstleister sei für die Universität sogar teurer gewesen als eine Lösung mit eigenem Personal, so Stühler. Diese Aufgaben seien deshalb wieder in den Aufgabenbereich der Gärtnerei zurückgekehrt, wodurch in dieser ein zusätzlicher Arbeitsplatz entstehen und neues Gerät angeschafft werden konnte. Gerade in der aktuellen Debatte um Leiharbeit dürfte dabei auch interessant sein, dass die Gärtnerei alle früheren Leiharbeitsverhältnisse beendet und in feste Verträge überführt hat. Stühler begründet das mit der hohen Personalfluktuation, die zuvor mit den Leiharbeitsfirmen geherrscht habe – aber auch ökonomisch: „Die Leute gingen für 800 Euro im Monat Vollzeit arbeiten und dann muss man einmal sehen, was die Uni für einen Leiharbeiter tatsächlich bezahlt hat – dazwischen liegen Welten. Denn das ist nicht gerade sozial und man bezahlt gleichzeitig viel Geld an die Leiharbeitsfirma. Es ist gut, dass die Uni das geändert hat. Seit letztem Jahr haben alle einen festen Vertrag von der Uni und wir hoffen, dass wir sie nächstes Jahr auch unbefristet einstellen können.“

Die studentischen Hilfskräfte machten den Festangestellten keine Konkurrenz, versichert er. Diese seien nur für acht Stunden pro Woche von April bis September eingestellt, hauptsächlich zum Unkraut jäten. Für die Gärtner sei das gut, so Stühler, da man sich dadurch auf die wesentlichen Aufgaben konzentrieren könne. Auch die Studenten seien froh über die Gelegenheit, für ihr Studium etwas hinzuverdienen zu können. Vorkenntnisse brauche man dafür übrigens kaum, so Stühler. Es reiche ihm, wenn man schon einmal im elterlichen Garten gearbeitet habe, denn den Rest lerne man einfach dazu.

Marcel Pinger

Das komplette Programm des Uni-Sommerfestes finden Sie auf folgender Homepage

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