Der Bunker lebt (Teil 2)
Beim dienstältesten Trierer Musikevent rocken wieder Anfang nächsten Jahres 16 Bands auf drei Bühnen das Exzellenzhaus. Von altgedienten Veteranen bis zu hoffnungsvollen Newcomern, von Bluesrock bis Hardcore, über charmant und leise bis infernalisch laut – „Der Bunker bebt“ bietet einen erstklassigen musikalischen Start ins neue Jahr und einen einzigartigen Blick auf die Trierer Rockszene. In einer dreiteiligen Reihe stellt 16vor mit einem Kurzportrait und einem Fragebogen einige der interessantesten Bands vor. Heute geht es im zweiten Teil um „MNMNTS“, „Candy Apple Grey“ und „Feinripp“
MNMNTS
Energischer Hardcore/Punk auf Ritalin-Entzug, sehr empfehlenswert. Hart und laut, aber mit einem Händchen für Songs und Melodien. Da bleibt kein Shirt trocken. Für alle, die beim Tanzen gerne blaue Flecken kriegen.
Seb Rittel (Gitarre), Jonas Winter (Bass) Jan Gruben (Schlagzeug), André Oldenburg(Gitarre) und Seb Winter (Gesang).
Webseite:www.facebook.com/mnmntspunk
Hörbeispiele: http://soundcloud.com/mnmnts/showerpissing
16vor: Fender oder Marshall?
Seb spielt ’nen Fender Bassman, Andre ’nen Orange Overdrive. Also dann wohl eher Fender. Generell sind wir eher Puristen und stehen auf klassische Röhrenamps ohne Modellingquatsch.
Es macht einfach grundsätzlich Sinn, sich als Band auch über Sound und Equipment zu unterhalten, beziehungsweise sich zu fragen, ob mein Equipment auch zu meinem Stil passt, auch als Punkband. Gerade live kann man da einiges falsch machen.
16vor: Woodstock oder Wacken?
Besucher beider Festivals wissen/wussten offenbar nicht, wo es zum
Frisör geht.
16vor: Limo oder Jägermeister?
Nur Wasser. San Pellegrino, leicht unter Zimmertemperatur, mit einem Streifen Limettenschale verfeinert. Und zu feierlichen Anlässen bitte den Megameister. Eiskalt, ohne Schnickschnack.
16vor: Für das Geld oder nur zum Spaß?
Das klingt jetzt vermutlich pathetisch, aber jeder sollte die Musik machen, die einem am Herzen liegt, alles andere ergibt sich dann. Wer ’ne Band startet, mit dem Ziel, Kohle zu machen, lässt es am Besten gleich bleiben. MNMNTS bedeutet für uns Spaß, klar. Aber wir stecken auch Zeit, Kohle und Arbeit rein, und ohne eine gesunde Portion Idealismus käme das alles nicht zustande. Viel wichtiger sind Netzwerke aus Musikern, Veranstaltern, Magazinen oder Konzertvenues, die sich gegenseitig unterstützen und non-profit-mäßig agieren. Das halten wir für eine unterstützenswerte Sache.
Candy Apple Grey
Regionale Indie-Rock-Größen. Seit über 20 Jahren im Geschäft. Neil Young mit der Muttermilch aufgesogen, Pixies und Hüsker Dü bei den Hausaufgaben gehört, dann eigene Songs geschrieben. Indie-Rock-Brett mit viel Gitarre und Scheiß-auf-den-Trend-Attitüde. Kurz vor Kult.
Uwe Heil: Git., Willi Hoff: Bass, Udo Neyses: Voc., Stefan Laudwein: Drums, Achim Neu: Git.
Webseite: www.myspace.com/candyapplegreyrocks
Livevideo: http://www.youtube.com/watch?v=TWUN9bliIe4
16vor: Fender oder Marshall?
Fender! Sind einfach die besseren und flexibleren Amps. Marshall Amps werden grundsätzlich komplett überbewertet. Sind das Synonym für Rock. In Wahrheit überlassen wir sie gerne Leuten wie Slash oder Hair-Metal-Bands.
16vor: Woodstock oder Wacken?
Für Männer in unserem Alter natürlich Woodstock, die Mutter aller Festivals. Hat Millionen von Menschen weltweit beeinflusst und zum Nachdenken gebracht, mit Sicherheit auch uns, weil hier neue Ideen und Einstellungen transportiert wurden. Da war Musik noch Kommentar und Statement, Hendrix zersägt die amerikanische Nationalhymne und das nicht, um einen Witz zu landen. Weit weg von cool und witzisch, sondern mit Herz und Hirn! Wacken ist natürlich lustig, aber mit „Roberto Blanco“-Auftritten zeigt man hier auch, wes Geistes Kind man ist. Hauptsache witzig? Nicht mit uns.
16vor: Limo oder Jägermeister?
Paul Breitner bei Eintracht Braunschweig mit dem Jägermeister-Logo auf der Brust, das war erstklassig. Damals noch ein Getränk für alte Männer, die zuviel fetten Schweinebraten gegessen hatten. Heute schmeckts immer noch ziemlich eklig, auch wenn man’s auf 25 Grad runterkühlt. Limo trinken wir aber auch nicht gerne.
16vor: Für das Geld oder nur zum Spaß?
Natürlich für den Spaß, wenn’s Geld gibt, umso besser. Aber zuallererst soll Musikmachen Spaß machen. Was kann’s Besseres geben, als aus dem Nichts einen Song zu schaffen, etwas in die Welt zu setzen, das vorher nicht da war. Hat natürlich auch viel mit Sex zu tun. Wenn das Kind dann auch noch anderen gefällt, um so besser.
Feinripp
Zeitloses deutsches Liedermaching mit zackigen Texten und charmanten Latin-Grooves. Ein bisserl Blues ist auch dabei. Für Freunde der entspannten Klänge.
Ursula Schäfer Wirth: Perc., Voc.; Andreas Huber: Bass, Voc.; Gerd Senftleben: A-Git., Voc., Songwriting.
Webseite mit Hörbeispielen: www.feinripp-musik.de
16vor: Fender oder Marshall?
Weder noch! Wir spielen Akustik (unplugged auf Neudeutsch). Es macht mir zunehmend mehr Spaß, ist nicht so ermüdend und lässt den Liedern und der Stimme mehr Platz. Für uns sind die Lieder, auch die Texte und die Aussage hinter der Musik, wichtig, und dadurch tritt der Chill-Out-Charakter etwas zurück.
16vor: Woodstock oder Wacken?
Weder noch! Eher eine Mischung aus Burg Waldeck oder New Orleans Bluesfestival. Burg Waldeck, weil doch mehr „Inhalt“ gewälzt wurde, als in den kommenden tausend Jahren Medienschaffen bei voraussichtlich fortschreitender inhaltlicher Leere. Auch wenn die Themen auf der Burg doch sehr zeitgeistig waren. New Orleans Bluesfestival, weil das unsere musikalischen Wurzeln sind.
16vor: Limo oder Jägermeister?
Ich glaube, allen in der Band gerecht zu werden, wenn ich sage: „Wir mögen beides nicht“. Wein, Bier, auch mal etwas Härteres, aber nichts Süßes.
16vor: Geld oder Spaß?
Spaß sowieso, denn darum machen wir’s!
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von Uwe Reinhard