Das vergangene Jahr im Vorbeigehen anschauen

Erinnern Sie sich noch an die wichtigsten Ereignisse in Deutschland im vergangenen Jahr? Wenn Sie Ihre Erinnerung auffrischen und zudem noch ausgezeichnete Fotos und Karikaturen sehen möchten, lohnt sich ein Besuch der „Rückblende 2011“, die bis 20. März im Kurfürstlichen Palais gezeigt wird. Die Ausstellung der Landesvertretung Rheinland-Pfalz und des Bundesverbandes deutscher Zeitungsverleger zeigt die besten politischen Bilder des Jahres 2011.

TRIER. Anfangs, 1985, war es nur eine Ausstellung. Unter dem ehemaligen, rheinland-pfälzischen Staatssekretär Dr. Karl-Heinz Klär wurde 1995 ein Wettbewerb daraus, bei dem eine unabhängige Jury die besten Fotografien und Karikaturen auswählt. Für die „Rückblende 2011“ hat die Jury 1250 Arbeiten von 247 Fotografen und 62 Karikaturisten, die das im weitesten Sinne politische Leben in Deutschland im vergangenen Jahr dokumentiert und interpretiert haben, begutachtet und bewertet. Dank der Freundschaft zwischen Klär und dem ehemaligen ADD-Präsidenten Dr. Josef Peter Mertes sind die Ergebnisse seit einigen Jahren auch im Kurfürstlichen Palais in Trier zu sehen.

Manche Ereignisse wiederholen sich – wie die Proteste gegen Castor-Transporte oder Infektionen durch den Ehec-Erreger. Manche Ereignisse dauern an – wie der Einsatz der Bundeswehr in Afghanistan oder die Finanzkrise. Und manche Ereignisse sind einmalig – wie das Einfangen einer medienwirksam entlaufenen Kuh oder Thomas Gottschalks Rücktritt als Moderator von „Wetten, dass…?“.

Die Aufgabe von Bildjournalisten ist es, aussagekräftige oder bewegende Aufnahmen davon zu machen. Das Medium setzt jedoch Grenzen. Denn „wie fotografiert man ‚Währungskrise‘?“, fragt Dr. Gregor Mayntz, Vorsitzender der Bundespressekonferenz und Jurymitglied der „Rückblende“, im Vorwort des Ausstellungskataloges. Oder was in den Köpfen nach „Fukushima“ abläuft?

Karikaturisten haben es da etwas leichter, da sie einen größeren Einfluss auf die Gestaltung des Bildes haben und zudem mit Text arbeiten können. So sind zum Verständnis der Fotos, auch wenn sie mehr sagen als die sprichwörtlichen „tausend Worte“, Beschreibungen oft unverzichtbar. Gerade solche Bilder, auf denen die Gestik oder die Mimik von Personen vielsagend ist – zu dieser Kategorie gehören die meisten ausgestellten Fotos –, versteht man häufig erst, wenn der Anlass bekannt ist.

Angesichts der unterschiedlichen Möglichkeiten der Darstellungsformen überrascht es kaum, dass es – vorausgesetzt es wurde bei der gezeigten Auswahl in Bezug auf die Häufigkeit der Themen nicht verzerrend selektiert – bei den Fotos und bei den Karikaturen andere thematische Schwerpunkte gibt. Während bei den Fotos gleich mehrere Bilder zu Ehec, zum Papstbesuch und zum Afghanistan-Einsatz zu sehen sind, geht es bei den größten Themenblöcken der Karikaturen um die Euro-Krise, die Krise der FDP und die Einführung der Frauenquote in Chefetagen. Zwei Arbeiten setzen sich auf sehr rührende Weise mit dem Tod Loriots auseinander. Fotografisch sind diese Zustände oder Ereignisse deutlich schwieriger umzusetzen.

Das Spektrum an Wirkungen ist bei beiden Medien ähnlich. Beim Grad der Wirkungen ist das realistische Foto der optisch verzerrten Karikatur oft überlegen. Die Ausstellung versucht, einen möglichst vielschichtigen Eindruck zu vermitteln. Gezeigt werden Bilder von Politikern in einer unpolitischen Situation, zum Beispiel als Nicolas Sarkozy von Angela Merkel zur Geburt seiner Tochter einen Teddy-Bären geschenkt bekommt, daraufhin seine Frau anruft und das Telefon an Merkel weiterreicht. Zu sehen sind symbolträchtige Bilder wie das des kaum noch sichtbaren Ex-Bundeswirtschaftsministers Rainer Brüderle in einem Paternoster auf dem Weg nach unten, lustige Schnappschüsse von gähnenden und dösenden Kardinälen während einer Predigt von Papst Benedikt und dokumentarische Bilder wie das des Bauern, der seine Gurken wegen der Ehec-Krise vernichten muss. Und zur Ausstellung gehören ergreifende Fotos, wie das der Bundeswehrsoldatin, die am Rande einer Trauerfeier den Verwandten eines bei einem Bombenanschlag in Afghanistan getöteten Kameraden umarmt. John MacDougall erhielt für dieses Bild den mit 7000 Euro dotierten 1. Preis.

Der Karikaturenpreis der deutschen Zeitungen wurde nach 1999, 2001 und 2007 zum vierten Mal an Klaus Stuttmann verliehen. Er zeichnete Angela Merkel, die mit den Worten „Ist doch nur ein kleiner Knirps!“ einen Schirm öffnet, der jedoch immer größer und größer wird und sie schließlich durch die Luft hinfortträgt.

An dieser Stelle möchte der Verfasser einen Tipp abgeben: Sofern sie wieder Fotos einreichen, wird entweder Marc-Steffen Unger, der 2009 und 2011 jeweils den zweiten Preis erhielt, gewinnen oder Marcus Brandt, der 2011 nicht nur den 3. Preis und einen Sonderpreis bekam, sondern auch noch mit zwei weiteren Bildern im Katalog vertreten ist.

Die Ausstellung „Rückblende 2011“ kann bis zum 20. März montags bis donnerstags von 9 bis 12.30 Uhr und von 14.30 bis 15.30 Uhr und freitags von 9 bis 13 Uhr besichtigt werden. Weitere Infos unter rueckblende.rlp.de.

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