„… dann verkaufen wir ab übermorgen Angeln“

Ingo Popp prägte fast 30 Jahre lang als Konzertveranstalter das kulturelle Leben in der Region. Dazwischen war er mit unterschiedlichem Erfolg auch Mitinhaber einer Bar („Havanna“), Restaurantleiter („Popp-Kantine“) und Mitbetreiber einer Kleinkunstbühne („Casino am Kornmarkt“). Demnächst eröffnet er – ja, Sie lesen jetzt richtig – ein Kaufhaus. Im „Kaufhaus Popp“ verkauft der Trierer alles von Postkarten bis Porzellanfiguren. Einziges Kriterium für das Sortiment: Es muss ihm gefallen.

TRIER. Noch ist der Weg durch das Kaufhaus Popp in der Neustraße 22 beschwerlich: Im Gang zur Kasse machen Kisten und Kartons ein Durchkommen zu einer kleinen Herausforderung, hier stapeln sich unausgepackte Schuhkartons, dort sind einige der deckenhohen Regale noch leer. Immerhin: Die Kaffeemaschine steht nicht nur an ihrem vorgesehenen Platz in der Feinkosttheke zwischen italienischer Pasta und Milchreis, sie funktioniert auch schon.

Nur noch einige Tage gibt Inhaber Ingo Popp sich selbst und den vielen Helfern, die bereits seit mehreren Wochen auspacken, sortieren, aufstellen, wieder umräumen. Dann, so der Plan, soll das Kaufhaus Popp eröffnen. Einen genauen Termin nennt der 50-Jährige ausdrücklich nicht, zwei bereits genannte Daten konnten er und sein Team in der Vergangenheit nicht einhalten: „Wie bei allen Großprojekten“, scherzt er.

Ingo Popp – auffallend bunter Schal, markante Hornbrille, oft ein schelmisches Lächeln auf den Lippen – ist kein Unbekannter in Trier: Er war Mitbetreiber des „Havanna“, hat das „Casino am Kornmarkt“ geleitet, das Restaurant „Popp-Kantine“ geführt und mit der Eventfirma Popp Concerts – bei der er sich jetzt aus dem operativen Geschäft zurückgezogen hat – die Toten Hosen, Udo Jürgens und Prince nach Trier geholt. Nun also ein Kaufhaus, nachdem die bisherigen Projekte alle „irgendwie ein Ende gefunden haben“.

Design und Mode, die schönen Dinge des Lebens, hätten ihn schon immer interessiert. „Ab sofort werde ich sie verkaufen und darauf freue ich mich.“ Was genau er dort auf rund 300 Quadratmetern an die Kundschaft bringen möchte? „Alles, alles, alles“, sagt der Ladenbesitzer, der in Zukunft von drei Mitarbeitern unterstützt werden wird. Um genau zu sein: Alles, was ihm gefällt und in der Regel fernab vom Geschmack der Masse ist. Die Postkarte mit der Aufschrift „Egal was die Frage ist, Schokolade ist die Antwort“ kostet einen Euro, für so manchen Teppich, etwa von Missoni, müssen die Kunden bis zu 8000 Euro bezahlen. Die Ware kommt aus der ganzen Welt.

Sein aktuelles Lieblingsstück – Popp stellt sich auf die Zehenspitzen und hievt eine Figur von einem der Regale – ist „Die amerikanische Familie“ des spanischen Porzellanherstellers Lladró. Ob die Figur tatsächlich so heißt, weiß Popp nicht. Ist ihm aber auch egal – er nennt sie so. „Ich verfolge keine Absichten, kein System, keine Richtung, ich habe kein Programm, keinen Stil, keine Anliegen“, zitiert Popp Gerhard Richter von einer Postkarte. „Genauso sehe ich das auch“, sagt er und stellt die Figur zurück ins Regal.

Gleich daneben warten mehrere Mülleimer aus Draht darauf, verkauft zu werden, etwas weiter vorne im Laden gibt es eine Auslage mit Obst und Gemüse, die Äpfel und Bananen, die Blumenkohle und Möhren sind faustgroß – und aus Marzipan. „Wenn ich morgen Angeln sehe, die mir gut gefallen, verkaufen wir ab übermorgen Angeln.“ Geht es nach dem gebürtigen Trierer, finden hoffentlich viele Kunden Gefallen an dem von ihm ausgewählten Sortiment: Zwanzig Jahre, so Popp, soll das Kaufhaus sein Steckenpferd bleiben.

Gianna Niewel

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