“Kreis muss mit Geld rüberkommen” (update)

Überraschender Besuch beim Fanprojekt Trier: Bürgermeisterin Angelika Birk (Grüne) war am Mittwochabend trotz anderweitiger Verpflichtungen bei der Auszeichnung der Projektarbeit mit dem Qualitätssiegel der Koordinationsstelle Fanprojekte (KOS) in Frankfurt zugegen. Birk mahnte nach dem 16vor-Artikel über die Finanzprobleme des Exzellenzhauses als Träger die Beteiligung des Landkreises Trier-Saarburg bei der Finanzierung an. Am Donnerstagnachmittag nun konterte Thomas Müller von der Pressestelle des Kreises in Abstimmung mit Landrat Günter Schartz (CDU) gegenüber 16vor die Auffassung der Bürgermeisterin. „Wir werden uns finanziell nicht mehr an dem Projekt beteiligen“, sagte Müller. In dieser Hinsicht sei die Position des Landrates eindeutig. „Und wir werden auch keinen Antrag bei der Sparkasse zur Kostenübernahme stellen“, so der Pressesprecher weiter.

TRIER. Damit hatte Thomas Endres nicht gerechnet. Der Leiter des Fanprojektes Trier war überrascht, als ihm kurz vor Beginn der Veranstaltung Bürgermeisterin Angelika Birk angekündigt wurde. Ursprünglich hatte Endres nicht mit der Sozial- und Sportdezernentin gerechnet – der Terminkalender der Grünen-Politikern sieht gerade in der Vorweihnachtszeit kaum Raum für zusätzliche Termine. Doch Birk wollte nach dem 16vor-Artikel von Mittwoch über die Finanzschwierigkeiten des Projektes, in die unter Umständen auch das Exzellenzhaus als Träger geraten könnte, selbst im bis auf den letzten Platz gefüllten Raum in der Metternichstraße klar machen: „Die Stadt Trier wird das Exhaus nicht hängen lassen!“

Zugleich machte die Grüne deutlich, dass sie den Kreis Trier-Saarburg bei der Finanzierung des Projektes nicht aus der Verantwortung entlassen werde. „Der Kreis muss jetzt mit dem Geld rüberkommen“, sagte Birk. “Ich werde diesbezüglich dort noch einmal nachdrücklich nachhaken.” Schließlich sei der Kreis in der Pflicht, seinen Beitrag zu leisten. Die Stadt habe im laufenden Jahr ihren Anteil eingebracht, und das könne sie auch für das kommende Jahr garantieren. „Wir müssen aber auch unserer eigenen Haushaltssituation Rechnung tragen“, betonte die Grüne. Gerade ihre Dezernate seien vom Sparzwang angesichts des horrenden Schuldenstandes der Stadt betroffen. Um rund eine Million Euro hatte der Steuerungsausschuss die Ausgaben in Birks Zuständigkeitsbereich zuletzt zusammengestrichen.

Derweil zeichnet sich jedoch ab, dass die Sparkasse sehr wohl bereit sein könnte, wie schon in den Jahren 2009 und 2010 die Finanzierung des Kreis-Anteils zu übernehmen. Bisher hat die Bank allerdings noch keinen entsprechenden Antrag vorliegen. „Den muss der Kreis stellen, das ist nicht Aufgabe der Stadt Trier“, betonte Birk. „Ich kann das nicht für die Kollegen dort erledigen.“ Immerhin erhalte der Kreis 46 Prozent der Überschüsse bei der Sparkasse, die Stadt aber nur 44 Prozent. Schriftlich will Birk nun bei Landrat Günther Schartz (CDU) auf den Anteil des Kreises drängen.

Unterstützung erfährt Birk dabei durch Ernst Wilhelmi. Der Vorstandssprecher von Eintracht Trier kündigte am Mittwochabend an, sich in einem Brief ebenfalls an Schartz zu wenden, “damit die Finanzierung dieses wichtigen Projekts auch weiterhin gesichert ist”. Zuvor hatte bereits Gerd Wagner von der Koordinationsstelle Fanprojekte (KOS) in Frankfurt an die Politik appelliert, das Trierer Projekt nicht fallen zu lassen. “Die Träger dürfen einfach nicht jedes Jahr vor dem Problem stehen, um Geld betteln zu müssen”, sagte er.

Wagner machte die „hervorragende Arbeit der Trierer Kollegen“ am Beispiel der Gewaltprävention fest. „Die Projekte können Gewalt nicht verhindern, weil diese kein fußballspezifisches, sondern ein gesellschaftliches Problem ist“, betonte er. „Aber die Projekte schaffen wichtige Rahmenbedingungen, um sich dem Problem anzunähern und es in den Griff zu bekommen.“ Wagner übergab die Auszeichnung an Endres, Markus Ankerstein und Hilger Hoffmann. Das Qualitätssiegel ist für drei Jahre gültig.

Kreis beteiligt sich nicht mehr

Am Donnerstagnachmittag machte Thomas Müller von der Pressestelle des Landkreises auf Anfrage von 16vor die Position von Landrat Günther Schartz (CDU) deutlich. Müller betonte, dass der Kreis die benötigten 15.000 Euro für das Trierer Projekt nicht zur Verfügung stellen werde. „Wir sind der Auffassung, dass die Finanzsituation des Kreises keinen Spielraum lässt.“ Müller konterte die Aussage von Birk, der Kreis solle einen Antrag bei der Sparkasse zur Kostenübernahme stellen, mit dem Hinweis, dass auch die Stadt einen solchen Antrag stellen könne. „Von uns wird es keinen Antrag bei der Sparkasse geben, das ist definitiv“, betonte der Pressesprecher.

Schartz habe von einem „Goodwill des Kreises in den Jahren 2009 und 2010“ gesprochen. Seither habe sich die Sichtweise auf das „rein städtische Projekt“ jedoch geändert. Man müsse eben auch klar sehen, wem das zugute komme: einem städtischen Projekt und den Fans eines Fußballvereins aus der Stadt Trier. „Wir sparen an Stellen, wo es anfängt weh zu tun“, zitierte Müller den Landrat. „Da können wir uns nicht mehr an einem Projekt beteiligen, das in die städtische Aufgabe fällt.“ Müller verwies auf das neun Millionen Euro große Defizit des Kreishaushaltes. „Sicher ist das bedauerlich für das Projekt, aber nach unserer Auffassung ist jetzt die Stadt in der Pflicht, Initiative zu zeigen – beispielsweise mit einem eigenen Antrag bei der Sparkasse.“

Zugleich kritisierte Müller den Deutschen Fußballbund (DFB). „Das ist der mitgliederstärkste und reichste Verein in Deutschland“, so der Pressesprecher. „Es kann doch nicht sein, dass der DFB seine Förderung von Zuschüssen der öffentlichen Hand abhängig macht, die an allen Ecken und Enden sparen muss.“ Es sei ferner nicht einzusehen, dass der Kreis so genötigt werde. „Das werden wir nicht mitmachen, da ist unsere Position eindeutig.“

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