Zurück an die Spitze

Deutscher B-Jugendmeister, Westdeutscher Hallenmeister, Meister der Großregion: Die Liste seiner Titel ist lang und wird in Zukunft sicher noch länger. Dominik Werhan aus Mertesdorf ist einer der erfolgreichsten Nachwuchsläufer des Post-Sportvereins Trier. Wegen eines Virus musste der 19-Jährige zuletzt allerdings mehr als ein halbes Jahr mit dem Laufen aussetzen. Nach seiner langwierigen Erkrankung will sich der gebürtige Trierer wieder an die Spitze der deutschen Jugendläufer kämpfen. In der neuen 16vor-Serie “Auf dem Sprung nach oben – Talente aus Trier” stellt Jörn Pelzer wöchentlich vielversprechende Trierer Nachwuchssportler vor.

TRIER. Ursprünglich hatte Dominik Werhan immer eine ganz andere Leidenschaft als das Laufen. Wie viele Jungs in seinem Alter fing er zunächst mit dem Fußballspielen an. „Seit ich vier Jahre war, habe ich bei der SG Ruwertal gespielt“, erzählt der in Mertesdorf aufgewachsene 19-Jährige. Ein Bekannter der Familie hat den Mertesdorfer Lauftreff geleitet und ihn so erstmals zum Laufen gebracht. „Da bin ich ab und zu mitgelaufen.“ 2004, mit zehn Jahren, nahm er beim Ruwertal-Lauf in Mertesdorf teil und lief unter den teilweise sehr viel älteren Jugendlichen auf den dritten Platz. „Ich habe dann von meiner Schule aus bei den Schullaufmeisterschaften teilgenommen“, erzählt er. Dominik wurde Erster und fiel Volkhart Rosch, Trainer beim Post-Sportverein Trier, auf. Er schrieb Dominik an und lud ihn zum Training beim PST ein. „Ich habe mir das angeschaut und es machte mir sofort viel Spaß.“

Ein Wechsel zum PST kam aber zunächst nicht in Frage: „Ich habe immer wieder abgesagt, weil ich lieber Fußball gespielt habe.“ Erst mit 15 Jahren entschied er sich endgültig für den PST, Fußball spielte der Teenager aber trotzdem noch nebenbei. „Es ist mir sehr schwer gefallen, mich vom Fußball zu trennen.“ Und so kickte er – bis er 16 Jahre alt wurde – bei den Altherrenfußballern in der Mertesdorfer Sporthalle mit. „Seitdem laufe ich nur noch. Ich würde gerne nochmal Fußball spielen, aber das Verletzungsrisiko ist zu hoch“, sagt der Bayern-Fan, der am liebsten die Langstrecken von 3000 bis 10.000 Meter läuft.

Dass er sich endgültig für das Laufen entschied, war wohl im Nachhinein die beste Entscheidung, die Dominik treffen konnte. Mittlerweile kann er auf eine lange Liste von Erfolgen zurückblicken, im Medaillen-Regal in seinem Schlafzimmerschrank ist kaum noch Platz für weitere Trophäen. Besonders an das letzte Jahr wird sich der Schüler des Balthasar-Neumann-Gymnasiums noch lange erinnern. Zusammen mit seinen Vereins- und Trainingskollegen Marcel Knüttel, Lucas Theis und Alexander Bock wurde Dominik deutscher U23-Meister im Halbmarathon.

Mit 8:26,42 Minuten lief er im gleichen Jahr erstmals die 3000 Meter unter 8:30 Minuten und wurde damit nicht nur in seiner Jugendklasse, sondern auch in der Männerklasse westdeutscher Hallenmeister. Gleichzeitig stellte er damit die U20-Jahresbestzeit über diese Distanz auf. Nur wenige Tage später folgte sozusagen sein erster internationaler Titel. Im französischen Metz holte er den erstmals vergebenen Titel „Meister der Großregion“ über 1500 Meter gegen Konkurrenten aus Luxemburg, Frankreich und Belgien.

Dominiks bisher größter Erfolg liegt allerdings schon über zwei Jahre zurück. 2010 in Ulm lief der damals 16-Jährige allen Konkurrenten davon und wurde deutscher B-Jugendmeister über 3000 Meter. „Ich bin auf alle meine Erfolge stolz, darauf aber am meisten“, sagt er und holt seine Goldmedaille aus dem Medaillen-Regal. Der erste Platz bei den B-Jugendmeisterschaften 2010 war gleichbedeutend mit der Nominierung für die Jugendnationalmannschaft. Ein paar Tage später, beim Sieg im U18-Länderkampf gegen Polen, durfte Dominik zum ersten Mal im Nationaltrikot laufen.

Seit diesem Jahr hat er seinen Platz im Nationalteam allerdings vorerst wieder verloren. Ein Virus setzte ihn mehr als ein halbes Jahr außer Gefecht. Mittlerweile ist Dominik aber zurück im Training und will sich wieder nach vorne kämpfen. Für die Deutschen Jugendmeisterschaften 2013 setzt er sich deshalb zunächst bescheidene Ziele: „Ich hoffe, dass ich gesund bleibe und dass ich auf der Straße oder der Bahn unter die ersten zehn komme.“

Auch wenn er schon einige Preisgelder gewonnen hat, weiß Dominik, dass er vom Laufen alleine später nicht leben kann. Nach seinem Abitur, das er im Sommer abschließen möchte, fängt er eine Ausbildung zum Bankkaufmann an. Das Laufen will er aber keineswegs aufgeben: „Ich will langfristig gesehen in der Spitze in Deutschland mithalten und mich dort etablieren“, wagt er einen ersten Ausblick in die Zukunft. Sein größtes Ziel: eine Europameisterschaft bei den Männern zu laufen. „Wenn ich ein paar Jahre lang verletzungsfrei trainieren kann, könnte ich es schaffen, nominiert zu werden.“

Dass er dazu einmal den Post-Sportverein verlässt und zu einem anderen Verein wechselt, kommt für ihn nicht in Frage: „Der PST ist ein Top-Verein und mit Volkhart Rosch habe ich einen Trainer, der sich um alles kümmert und wirklich alles für uns macht. Das kenne ich aus keinem anderen Verein.“ Trainer Rosch rufe regelmäßig nach dem Training an und analysiere die Läufe mit ihm. „Er führt Trainingsbuch und macht das alles sehr professionell. Wir werden sogar auf mögliche Dopingkontrollen vorbereitet.“

Dass er in seinen jungen Jahren überhaupt einmal zu einer Dopingkontrolle antreten muss, hat Dominik lange nicht für möglich gehalten. Umso überraschender und kurioser war es, als die Nationale Anti-Doping-Agentur im Vorfeld der Deutschen Meisterschaften 2010 an der Haustüre klingelte. „Ich war gar nicht zu Hause, sondern in der Fahrschule um die Ecke“, erinnert er sich. Die Kontrolleure seien dann in die Fahrschule gekommen, um ihn abzuholen. „Ich war so überrascht, dass ich gar nicht in der Lage war, eine Probe abzugeben“, erzählt er weiter. „Die Kontrolleure sind danach sogar mit in die Fahrschule zurück und haben mich solange im Auge behalten, bis ich die Probe abgeben konnte.“

Heute kann er darüber lachen, damals war es für ihn ein kleiner Schock. „Hätte man ihn mit einer Nadel gestochen, wäre kein Blut gekommen“, erinnert sich auch Dominiks Mutter. Sieht man die Dopingprobe vor den Deutschen Jugendmeisterschaften 2010 als gutes Omen für seine Goldmedaille, kann die nächste Kontrolle doch schon bald wieder kommen.

Jörn Pelzer

“Auf dem Sprung nach oben – Talente aus Trier”: Lukas Achterberg

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