“Wollen jetzt nur noch Dreier fressen”

Dank des Treffers von Thomas Kraus bleibt Eintracht Trier weiter im Geschäft um Meisterschaft und Aufstieg in der Regionalliga West. Der SVE besiegte den 1.FSV Mainz 05 II am Samstagnachmittag vor 450 Zuschauern am Mainzer Bruchweg mit 1:0 (1:0) Toren. Damit verkürzte Trier den Rückstand zu Tabellenführer Lotte auf nunmehr neun Punkte, da die Tecklenburger beim 1. FC Köln II nicht über ein 1:1-Unentschieden hinaus kamen. Mönchengladbach hingegen gewann und liegt somit weiter sieben Zähler vor der Eintracht. Deren Kapitän war rundum zufrieden mit dem Erfolg in Rheinhessen. “Wir haben heute gegen eine spielstarke Mainzer Mannschaft gewonnen”, sagte Torge Hollmann. Die Mannschaft habe vieles, wenn auch nicht alles richtig gemacht. Für Martin Schmidt hingegen war die Begegnung “vom Gefühl her ein typisches Null-zu-Null-Spiel”. Der Mainzer Trainer haderte mit der Leistung seiner Mannschaft. “Wir waren nur wenige Minuten gut und ansonsten viel zu ängstlich.”

MAINZ. Der Unterschied in der Auffassung war schon beim Aufwärmen im obligatorischen Fünf-Gegen-Zwei festzustellen. Hier spürbare Schnelligkeit mit einer gehörigen Portion jugendlicher Unbekümmertheit in der Mainzer Ecke, dort eher die kopfgesteuerte Abteilung des Favoriten. Während die Mainzer nur spielen wollten, wussten die Trierer, worauf es heute ankommen würde. Sie waren fast schon zum Siegen verdammt, und das lässt sich gegen die fußballerisch sehr gut ausgebildeten Nachwuchsmannschaften nur über absolute Konzentration erreichen, weil Fehler gnadenlos bestraft werden – so wie beim 0:3 im Hinspiel. Von daher konnte auch Roland Seitz zufrieden sein. “Das bin ich auch”, sagte Triers Trainer, “weil die Grundeinstellung heute gestimmt hat und wir sehr gut gegen den Ball gearbeitet haben.”

Taktisch setzten beide Trainer auf bewährte Systeme: Beide bauten auf eine Viererkette in der Abwehr, auf ein Dreier-Mittelfeld vor dem eigenen Abräumer sowie auf zwei Stürmer. Der Unterschied lag in der Anwendung des Systems. Wo Mainz blitzschnell von Verteidigung auf Angriff umschaltete und ständig alle zehn Feldspieler in Bewegung waren, hatte Trier Mühe, das eigene Spiel effektiv auf engem Raum zu kultivieren. Schmidts Rasselbande beherrschte das Spiel über ihre technische und läuferische Überlegenheit. Für die Eintracht konnte es nur darum gehen, die Organisation des Gegners zu zerstören, um so über Konter oder auch Einzelaktionen vielleicht zum Erfolg zu kommen.

Weil Trier in der Rückwärtsbewegung sicher stand, tat sich kaum etwas am Bruchweg. Kapitän Torge Hollmann spielte im ständigen Wechsel mit Daniel Bauer einen soliden Part als Sechser in Vertretung des gesperrten Jeremy Karikari. Oliver Stang und Denny Herzig erledigten ihre Aufgaben in der Innenverteidigung präzise. Auf den Außenpositionen sind Thomas Drescher und Cataldo Cozza ohnehin Bänke. Mainz fiel es demnach trotz optischer Überlegenheit schwer, in die gefährliche Zone zu kommen. Tormöglichkeiten für die Rheinhessen blieben aus. So hatte auch Hollmann sich das vorgestellt. “Wir haben sie bewusst bis in unsere Hälfte spielen lassen, um dann zu stören und unser Spiel aufzuziehen”, blickte der Trierer Kapitän zurück.

Folglich lauerte der Titelaspirant von der Mosel seinerseits auf Möglichkeiten. Die erste kam, als Drescher den Ball in der 30. Minute mit dem falschen, dem rechten Fuß also in den Mainzer Strafraum schlug. Thomas Kraus schraubte sich genau im richtigen Zeitpunkt hoch und wuchtete das Spielgerät zur Trierer Führung in die Maschen. Die Innenverteidigung der Rheinhessen sah da alles andere als gut aus. Das monierte auch Schmidt. “Wir haben da drei Leute über 1,90 Meter Körperlänge, da darf das einfach nicht passieren”, zürnte der Mainzer Trainer. Nach einer halben Stunde war der SVE zurück im Meisterschaftsgeschäft. Tabellenführer Lotte lag in Köln mit 0:1 Toren zurück; Mönchengladbach musste sich gegen Bochum mit einem torlosen Unentschieden begnügen.

SVE mit Routine zum Sieg

Der Treffer tat der Eintracht sichtbar gut. Die Selbstzweifel schienen weggewischt, das Vertrauen in die eigenen Stärke zurückgekehrt. Jetzt verschoben sich die Kräfteverhältnisse am Bruchweg auch optisch. Trier wollte das zweite Tor noch vor dem Seitenwechsel, um dem nun angeschlagenen Gegner in dessen Unordnung hinein den nächsten Dämpfer zu verpassen. Das gelang nicht, und auf der Gegenseite entschärfte der aufmerksame Herzig mit dem langen Bein die einzige Mainzer Möglichkeit zum Ausgleich durch Deniz Yilmaz, der frei vor Triers Torwart André Poggenborg aufgetaucht war (33.). “Aber viel mehr haben wir auch nicht zugelassen”, sagte Hollmann. “So gesehen, haben wir alles richtig gemacht.”

Hochmotiviert kamen die Trierer aus der Kabine. Die verdiente Pausenführung hatte offensichtlich weitere Kräfte freigesetzt. Fabian Zittlau hätte nach Vorlage von Hollmann erhöhen können (53.). Doch der Ball versprang ihm wenige Meter vor dem Mainzer Tor unglücklich. Dann war es an Herzig, den zweiten Treffer zu besorgen. Diesmal sauste das Spielgerät nach dem Kopfball des Innenverteidigers knapp am Pfosten vorbei (58.). Wieder hatte Drescher geflankt. Das ärgerte den Kapitän. “Wir hätten einfach das zweite Tor machen müssen”, so Hollmann, “aber da hat das Spiel heute leider dem Pokalauftritt in Auw geglichen.”

Seitz brachte deshalb Ahmet Kulabas für Wojciech Pollok, der sich zwar bemüht hatte, aber wie meist gänzlich ineffektiv geblieben war. Kulabas indes sollte in Zusammenarbeit mit Kraus für die Entscheidung sorgen. Weil Mainz gegen die ohne Abstriche sattelfeste Deckung des Favoriten nicht wirklich gefährlich wurde, wäre nach dem zweiten Trierer Treffer die Messe am Bruchweg endgültig gelesen gewesen. So jedoch schwebte bis zum Schlusspfiff von Schiedsrichter Lothar Ostheimer ständig der Rückschlag des Ausgleichs über der Eintracht. Ein krummes Ding der Rheinhessen, eine Standardsituation – und schon wäre die harte Arbeit über 90 Minuten nur bedingt erfolgreich gewesen. Immerhin war Lotte inzwischen der Ausgleich in Köln geglückt, und Mönchengladbach führte gegen Bochum.

Mit seiner ganze Routine brachte der SVE die knappe Führung gegen viel zu hektische Mainzer schließlich über die Zeit. Der Treffer von Thomas Kraus, dem besten Mann auf dem Platz, hält die Eintracht weiter im Geschäft. Was er allerdings wert war, wird sich erst in den nächsten Wochen zeigen. Das weiß auch Hollmann. Wie es aber nun zunächst weitergehen soll, darüber hatte er schon kurz nach Spielende genaue Vorstellungen. “Wir sind jetzt hungrig”, sagte Triers Kapitän, „und deshalb wollen wir jetzt nur noch Dreier fressen – ganz egal, was die anderen machen.”

1. FSV Mainz 05 II: Karius – Schilk, Buballa, Schönheim, Meißner – Schneider, Brill (ab 46. Saller), Gopko (ab 72. Hoilett), Yilmaz – Durm, Lutz (ab 46. Parker).

Eintracht Trier: Poggenborg – Cozza, Stang, Herzig, Drescher – Hollmann – Kuduzovic (ab 73. Knartz), Bauer, Zittlau – Kraus (ab 85. Pintol), Pollok (ab 61. Kulabas).

Tor: 1:0 Kraus (30.)

Schiedsrichter: Lothar Ostheimer (Pfaffenhofen)

Zuschauer: 450

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