“Wir müssen uns entschuldigen”

Das große Spektakel am Rhein endete mit einer Niederlage für die TBB Trier. Die Mannschaft von Henrik Rödl unterlag am frühen Sonntagabend den Telekom Baskets Bonn mit 65:79 (32:43) Punkten. Die mehr als 500 mitgereisten Trierer Fans unter den 5500 Zuschauern im Telekom Dome sahen eine überlegene Bonner Mannschaft, die ihre Ambitionen auf die Meisterrunde eindrucksvoll untermauerte. “Bonn hat verdient gewonnen”, sagte Triers Trainer nach dem Spiel vor großer Kulisse. “Ich hätte mir bei der tollen Atmosphäre einen etwas knapperen Verlauf gewünscht.” Michael Koch sprach von einem wichtigen Sieg auf dem Weg in die Play-Offs. “Wir haben heute eine komplette Mannschaftsleistung geboten”, sagte Rödls alter Weggefährte aus gemeinsamen Tagen in der Nationalmannschaft.

BONN. Nicht immer lassen sich Vorhaben auch in die Tat umsetzen. Das mussten Rödls Spieler diesmal schmerzlich erfahren. “Natürlich hatten wir uns viel vorgenommen”, sagte Philip Zwiener unmittelbar nach der Schlusssirene. Triers Nationalspieler war die Enttäuschung ins Gesicht geschrieben. “Wir müssen uns entschuldigen für diese Leistung heute – vor allem bei den vielen Fans, die uns so phantastisch unterstützt haben.” Das Bad in der Menge, die ihre Lieblinge trotz der Niederlage feierte, konnte zwar etwas über die große Enttäuschung hinweg trösten. “Aber der Frust ist trotzdem groß, weil wir gekämpft, aber einfach schlecht gespielt haben”, so Zwiener.

Wenn die Beine da nicht von ganz alleine laufen, wann denn dann? Es war ein Privileg für alle Trierer Spieler, sich vor diesem Block warm machen zu dürfen. Ein Winkel im prall gefüllten Bonner Dome leuchtete komplett in den Farben grün und weiß. “Hurra, hurra, die Trierer, die sind da!”, donnerte es zwischen den mächtigen Betonpfeilern hindurch. Über 500 Fans hatten sich auf den Weg an den Rhein gemacht, neun Busse und unzählige Privatwagen machten aus dem Weg eine Trierer Autobahn. “Einfach gigantisch”, meinte auch Zwiener.

Mitten unter seinen Spielern der Trainer: Rödl im schwarzen Anzug, dunkelgrauem Hemd und schwarzer Krawatte. Auch er, der in seinem sportlichen Leben alles erlebt hatte, genoss die Atmosphäre sichtlich. Immer wieder ging der Blick hoch zum Trierer Block, wo die Wunderkerzen brannten. Mit einem Lächeln registrierte der Hesse die Begeisterung in der großen TBB-Familie, die auch er mit seiner Professionalität neu entfacht hat. Alles war also angerichtet für das Spektakel zwischen den alten Rivalen von Rhein und Mosel, für das ewig junge Duell zwischen Bonn und Trier in der Beletage des deutschen Basketballs.

Wäre da nicht die ominöse Uhr im Dome gewesen. Die nämlich spielte verrückt. Ohne Uhr kein Sprungball, ohne Sprungball kein Spiel. Also mussten sie sich auf beiden Seiten eine Viertelstunde in Geduld üben. Hallensprecher Frank Piontek entschuldigte sich zwar: “So eine Panne ist in all den Jahren noch nicht vorgekommen.” An der Verspätung konnte aber auch er nichts ändern. Als es dann los ging, war es das erwartete Spektakel – mit den klar besseren Aktionen der Baskets. “Für uns war entscheidend, dass wir Joyce, Zwiener und auch Zirbes und somit die besten Trierer Scorer von Beginn an zugemacht haben”, analysierte Koch.

Hinzu kam, dass trotz der Rückkehr von Nate Linhart die sonst so aufmerksame und aggressive Verteidigung der TBB nicht wie gewohnt funktionierte. Bonn kam zu oft und vor allem zu leicht zu Punkten, weil unter anderem Maik Zirbes den Kollegen Chris Ensminger unter dem Korb nicht in den Griff bekam. Die Baskets sammelten die Rebounds ein, was ihnen ein ums andere Mal die Möglichkeit mit dem zweiten Ball bescherte. Ferner schlichen sich zu viele leichte Fehler im Passspiel der Trierer ein, was Bonn das Leben in der eigenen Halle zu einfach machte. Acht Punkte Vorsprung (22:14) nach zehn Minuten dokumentierten die Bonner Überlegenheit auch in nackten Zahlen.

Ein Linhart genügt nicht immer

Die Trierer Lebensversicherung im zweiten Abschnitt hieß – wie so oft in den letzten Wochen – auch heuer Nate Linhart. Der US-Amerikaner legte sich mächtig ins Zeug, um dem Gegner nicht zu hohen Kredit zu geben. Geht es spielerisch nicht, muss die Arbeit eben die Kunst ersetzen. Das alleine hilft aber auch nicht, wenn die einfachen Dinge nicht gelingen. Waren sie dran, wie etwa beim 34:30, kamen die Fehler. Zwiener warf unbedrängt am Korb vorbei, Zirbes hätte den Ball nur antippen müssen, griff aber daneben.

Was Linhart hier, war sein Landsmann dort. Ensminger beherrschte die Zone unter den Körben. Der inzwischen 38-jährige Amerikaner war weder von Zirbes noch von Andreas Seiferth zu beherrschen. Zehn Zähler für Ensminger, zehn für Linhart. Der Unterschied aber lag auch in der Breite. Bei Bonn sammelten alle Punkte – und vor allem Rebounds. 26 für die Baskets bis zur Pause, nur deren 14 für die TBB. Trier musste praktisch bei jedem Angriff der Rheinländer zweimal verteidigen. Das kostet Kraft, das kostet Konzentration, das kostet zu viel Energie. “Unser Rebound-Spiel war einfach zu schlecht”, räumte auch Zwiener ein. “Und außerdem haben wir die Fastbreaks nicht richtig ausgespielt.”

Elf Punkte Rückstand zur Pause waren ohnehin schon eine hohe Hypothek für Rödls Mannschaft. Was sich aber nach dem Seitenwechsel abspielte, glich beinahe schon der frühzeitigen Kapitulation. Bonn spielte sich gegen jetzt überforderte Trierer in einen wahren Rausch. Benas Veikalas traf von der Distanzlinie, wie er wollte. Der Litauer war einfach nicht auf der gegnerischen Rechnung. Keiner kümmerte sich um ihn, niemand beachtete ihn. Und so konnte Veikalas in aller Ruhe Maß nehmen. Ein Mal, zwei Mal, drei Mal – und jedes Mal sauste der Ball durch den Ring. “In der Phase haben wir das Spiel sicher verloren”, so Rödl. “Wir konnten die Partie danach einfach nicht mehr drehen, auch wenn die Mannschaft bis zum Schluss gekämpft hat.”

Bis auf 25 Punkte Differenz schraubten die Rheinländer ihre Führung hoch, nahmen dann aber hin und wieder einen Gang heraus. Nur so konnte Trier das Ergebnis erträglich gestalten. Die Dominanz der Baskets aber bestimmte auch die Atmosphäre auf den Rängen. Im Trierer Block machte sich leichte Resignation breit, weil der Verlauf des Spieles wenig Anlass zu Frohsinn gab. Als die Hand von Zvonko Buljan im Gesicht von Zirbes landete, war noch einmal Feuer unter dem Dach – unabhängig vom Spiel. Bonn hingegen feierte, und als mit Linhart Triers Bester im Schlussviertel auch noch mit seinem fünften Foul gehen musste, war die Messe im Bonner Dome endgültig gelesen.

Selbstkritisch ging Zwiener mit seinem eigenen Spiel um. “Das war heute eine ganz schwache Leistung von mir”, sagte der Nationalspieler. “Aber es hilft nichts. Wir dürfen den Kopf jetzt nicht in den Sand stecken, müssen analysieren, was wir falsch gemacht haben, um zurück in die Erfolgsspur zu kommen.” Mit diesen Fans im Rücken ist Zwiener davon überzeugt, das schon in einer Woche umsetzen zu können. “Natürlich, unsere Fans sind unser sechster Mann. Das hat man auch heute wieder gesehen. Zusammen holen wir uns den Heimsieg gegen Würzburg!”

Telekom Baskets Bonn: Serapinas (9), Ensminger (12), Veikalas (14), Jordan (4), Gaffney (12), Buljan (4), Mangold (6), Thülig (2), Hain, Koch (2), Battle (7), Wohlfarth-Bottermann (7)

TBB Trier: Linhart (14), Joyce (11), Saibou, Zwiener (8), Dojcin (4), Faßler (2), Seiferth, Washington (5), Picard, Zirbes (8), Bynum (13).

Viertelstände: 22:14; 43:32; 63:47; 79:65

Zuschauer: 5500

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