Wir müssen drinnen bleiben

Zum dritten Mal seit der Sommerpause wurden beim Testspiel gegen den 1. FC Kaiserslautern am vergangenen Samstag Fans von Eintracht Trier nach Spielende von der Polizei in ihrem Block festgehalten, damit die beiden verfeindeten Fanlager nicht aneinandergeraten. Die Trierer Ultras und fünf weitere Fanclubs kritisieren in einer Stellungnahme, die am vergangenen Mittwoch an verschiedene Medien verschickt wurde, diese Maßnahme der Polizei sowie das Verhalten des Vereins und des Fanprojektes, die sich ihrer Ansicht nach nicht für diese ungewöhnliche Vorgehensweise interessierten. Im Fortsetzungsfalle kündigen sie „kreative und konkrete Antworten“ an. Die Vereinsführung von Eintracht Trier hat darauf einen Tag später mit einer Pressemitteilung reagiert.

TRIER. Der harte Kern der Fans von Eintracht Trier musste am vergangenen Samstag nach dem Testspiel gegen den 1. FC Kaiserslautern länger als gewollt im Block verharren. Nach den Heimspielen gegen Wormatia Worms am 31. August und gegen die TuS Koblenz am 21. September 2012 kam es damit zum dritten Mal zu einer sogenannten Blocksperre für Teile der SVE-Anhänger. Die Trierer Ultra-Gruppierung „Insane Ultra“ kritisiert in einem Schreiben, das auch die „Bonkers“, der Supporters Club Trier 01, die „Suburbia Rebels“, der „Fanclub Wittek“ und die „Reisetruppe Delikat“ unterstützen, diese „fragwürdigen, eskalierenden und menschenunwürdigen Methoden, um zwei Fanlager voneinander zu trennen“. Die Polizei habe zum wiederholten Male durch „fragwürdige Maßnahmen für eine aggressive Grundstimmung unter den Fans“ gesorgt und „wieder einmal Konfliktpotenzial [provoziert], das sicherlich zu vermeiden war“.

In höheren Ligen ist es bei „Problemspielen“ – meist Derbys – üblich, dass die Gästefans in ihrem Block festgehalten werden, um die Anhänger der Heimmannschaft abziehen zu lassen und ein direktes Aufeinandertreffen zu vermeiden. „Es gibt keine generelle Regelung, welcher Block geschlossen wird. Kein Gesetz, wer zu warten hat“, sagt Stefan Minden von der Arbeitsgemeinschaft Fananwälte auf Anfrage von 16vor. „Es kommt sehr auf die Umstände im Einzelnen an. Es ist eine Abwägungsfrage.“

Laut Ultras war das Vorgehen der Polizei unverhältnismäßig. „Ein entspannter Nachmittag ohne Vorfälle, ohne gegnerische Ultras bzw. Anhänger, die die Polizei auf den Plan hätten rufen müssen“, heißt es in der Stellungnahme. Das sieht die Polizei anders: „So etwas machen wir nur, wenn ein Verein mit ‚Klientel‘ da ist“, sagt der Szenekundige Beamte (SKB) Theo Roth gegenüber 16vor. „Laut einem Kollegen hatten die Lauterer eine Menge dabei.“ Und weil es auf deren Seite mehr „Problemfans“ gegeben habe und vor Ort nicht so viele Einsatzkräfte gewesen seien, habe man sich entschieden, den Heimblock zu schließen. „Die Lage war so, dass es für uns einfacher und schneller ging.“ Andersherum bekomme man auf der Strecke zum Bahnhof keine Ruhe.

Kritik übt das Fanbündnis, das allerdings nicht ausschließlich aus friedlichen Kategorie-A-Fans besteht, aber nicht nur an der Polizei, sondern auch am Verein, von dem man sich im Stich gelassen fühle. Der SVE-Vorstand, der Geschäftsführer und die Geschäftsstellenleiterin reagierten inzwischen auf die Vorwürfe in Form einer Pressemitteilung. Zunächst weisen sie die Behauptung zurück, die Polizei habe keine Rücksicht darauf genommen, „ob man im Regen stehen, ein Klo aufsuchen oder auf die Arbeit gehen musste“. „Die Blocksperre wurde diesmal so umgesetzt, dass Fans es sehr wohl möglich war, die Toilette aufzusuchen, wie auch noch unter dem Dach der Gegentribüne zu verweilen“, heißt es in der Stellungnahme des Vereins. Denn: „Entgegen der Annahme im Schreiben der Fangruppierungen ist dem SV Eintracht Trier 05 sehr viel am Wohlergehen seiner Anhänger bei Spielbesuchen gelegen. Es geht aber immer um die möglichst hohe Sicherheit aller Zuschauer“, so die Unterzeichner. „Wir stehen in ständigem Kontakt mit der Polizei. Ziel ist es in Gesprächen, die in naher Zukunft stattfinden, eine für alle Seiten zufriedenstellende Lösung für Besucher im Moselstadion zu finden.“

Mit Befremden registriere der Verein Ankündigungen von „kreativen und konkreten Antworten“ am Ende des Schreibens. „Gerade jetzt, wo es gilt, alles zu mobilisieren, um geschlossen in eine möglichst erfolgreiche Regionalliga-Rückrunde zu gehen, hoffen wir auf echten Zusammenhalt im gesamten Verein.“

Nun hat es sich in der jüngeren Vergangenheit als schwierig erwiesen, die drei Parteien an einen Tisch zu bekommen (siehe dazu „Jeden Einzelfall genau prüfen“ und „Haben es nicht verdient, verschännt zu werden„). Gesprächsbereitschaft scheint zumindest teilweise vorhanden zu sein. „Wenn wir eine Absprache treffen und die wird eingehalten, müssen wir keine Blocksperre machen“, sagt Roth.

Die Ultras wollen zunächst prüfen lassen, inwieweit man sich gegen Blocksperren im eigenen Stadion wehren kann. Von Klagen vor dem Verwaltungsgericht rät Minden wegen der Bearbeitungsdauer ab. „Wenn man einen vernünftigen Dialog führen kann“, so der Frankfurter Rechtsanwalt, „ist das die bessere Alternative.“

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