Was die Zukunft bringt

Die letzten fünf Studentinnen des Diplomstudiengangs Modedesign der Fachhochschule Trier präsentierten am vergangenen Samstag in der Tiefgarage der Sparkasse in der Theodor-Heuss-Allee ihre Abschlusskollektionen. Dabei kamen nicht nur Fans avantgardistischer Männermode, sondern ebenfalls Anhänger von Naturmaterialien auf ihre Kosten. Natürlich durfte auch der Nachwuchs bei der „show zwölf“ beweisen, das kreatives Potenzial in ihm steckt: Drei Bachelor-Absolventinnen ließen ihre Visionen von Bekleidungskultur über den Catwalk defilieren.

TRIER. „Aus und vorbei“ heißt es für den Diplomstudiengang Modedesign. Die letzten Old-School-Absolventen des Fachbereichs Mode der FH Trier präsentierten in der kühlen Atmosphäre der Sparkassen-Tiefgarage – die im letzten Jahr bereits als Partylocation herhalten durfte – ihre Abschlussarbeiten. Nun ist der Weg endgültig frei für die Generation Bologna, den Nachwuchs im Studiengang „Bachelor of Arts in Mode“. In diesem werden den jungen Kreativen in nur sechs Semestern die Grundlagen der Bekleidungsgestaltung vermittelt – eine recht kurze Zeit als Vorbereitung auf den Schritt in die harte Wirklichkeit des Berufsalltags.

Bei der Modenschau in der Theodor-Heuss-Allee machten drei frisch gebackene Bachelors den Anfang. Nach drei Jahren des Studiums präsentierten sie Ergebnisse, die sich – zumindest für den Laien – kaum von den Arbeiten der „Großen“ unterscheiden lassen. Ohne großes Tamtam und ohne Vorgeplänkel betraten die ersten Models nach einem kurzen Einspieler den Catwalk, der auf beiden Seiten von Zuschauern gesäumt wurde. Diese konnten zu Beginn die Stoffkreationen von Lisa Frisch bestaunen, die unter dem Motto „Aus der Haut“ einen Trend aufgriff, der offensichtlich auch in Zukunft die Modewelt beeinflussen wird: Leder, hier in Kombination mit Cord. Die Farben: Naturtöne, Senfgelb und warmes Braun, mit einzelnen bunten Momenten.

Einem deutlich anderen Stil lässt sich Johanna Schrots Kollektion „Heimat“ zuschreiben. Ihre Aufarbeitung der Familiengeschichte mit Blick in die Zukunft materialisierte sie mit Hilfe eines modernen Großstadtlooks, transparenten Kleidern und Blusen in Grau und Greige, dazu schwarze Basics, Strickaccessoires und Fotoschmuck. Ähnlich in der Farbwahl die Kollektion von Marie Estelle Paquette. Die 23-jährige und damit jüngste Absolventin beschäftigte sich unter dem Motto „Onomatopoesis“ mit der Visualisierung von Audiosequenzen. Aus den von ihr gewonnenen Bildformen ließ sich die Designerin beispielsweise zu asymetrischen Kleidern mit Printmuster – kombiniert mit schweren Boots – und einer ungewöhnlichen Highwaist-Hose inspirieren. Für Farbakzente im grauen Stoffdickicht sorgen Rot und Orange.

Von der Heimat in die Ferne

Danach durften die Diplomandinnen die Aufmerksamkeit der Gäste für sich beanspruchen. Den Anfang machte Anna Bermes mit „I’m off!“, einem „abenteuerlichen Trip durch die verschiedenen Klimazonen“. In Stoff umgewandelt bedeutete dies: Herrensafari trifft Homodisco beziehungsweise Glanzshorts und -hosen in Gold und Blau treffen auf Flowerprints, funktional anmutende Mäntel und viel nackte Haut. Die Highlights: ein gelber Bademantel, äußerst praktisch anmutende Ledertaschen und ein Camouflage-Cape. Die kontrastreiche Kollektion traf den Geschmack des Publikums und wurde mit frenetischem Applaus belohnt.

Ebenfalls ein Blickfang, jedoch um einiges leiser: „Not afraid to grow up“ von Laura Keil, ein Traum in Weiß mit silber- und goldfarbenen Ornamenten. Die fragilen Entwürfe ließen wenig Raum für Fantasie, waren jedoch nicht ordinär, sondern vielmehr elegant und clean. Die gesamte Kollektion – die Ausnahme: ein blasses Schlauchtop – kann trotz Transparenz als äußerst tragbar bezeichnet werden.

Gleiches gilt für den zeitgemäßen Street Style der Jungdesignerin Michelle Vincon. Die lässigen Outfits ihrer Arbeit „Urban Hybrid“ hätten sich einige der Zuschauer, darunter Professoren, Kommilitonen und Freunde der Absolventinnen, gerne für den heimischen Kleiderschrank gesichert. Trotz zurückhaltender Farbwahl (grau, braun, schwarz) überzeugten die Outfits mit raffinierten Schnitten.

Ein noch geradlinigeres Konzept verfolgte Kathrin Balk mit „So wie du, nur anders!“. Ihre Herrenkollektion ist reduziert auf skulptural anmutende Formen, beispielsweise kastige Hosen und übergroße Shirts. Die Farben: Grau und Schwarz, außerdem Azurblau und Orange. Während die weiblichen Models zuvor auf mörderischen Wedges über den Catwalk stolzierten, durften die Jungs bei ihr auf bequeme Gesundheitslatschen zurückgreifen.

Last but not least die Abschlusskollektion „Oser rêver“ von Katharina Miller, die mit transparenten, locker-leichten Kleidern, Mänteln und Pullis in Nude-Tönen aus selbst gewobenen Stoffen verzauberte. Das Highlight ihres Defilees: ein Ledermantel mit angesetztem Strickteil.

Und jetzt?

Nach einer Stunde neigte sich die kurzweilige Show bereits dem Ende entgegen. Die Designerinnen mit Bachelor-Abschluss haben nun die Möglichkeit, mit Praktika Fuß in der Arbeitswelt zu fassen oder sich für den zweijährigen Masterstudiengang einzuschreiben. Die Diplomandinnen werden ihr Glück in der kreativen Welt versuchen – ausreichende Praxiserfahrung in Designateliers und -agenturen können bereits viele vorweisen. Hoffentlich wird die Jobsuche für alle ein leichtes Spiel: Bisher waren die Trierer Modedesigner in der deutschen Textilwirtschaft äußerst gefragt. Ob der Ruf der hiesigen Talentschmiede auch für die Absolventen mit den neuen Abschlüssen gilt, bleibt jedoch abzuwarten.

Wer mehr über die Entwürfe der acht kreativen Köpfe erfahren möchte: Bis zum 14. Juni gibt eine Ausstellung im Café Kokolores einen tieferen Einblick in die Kollektionen. Weitere Informationen liefern außerdem die Internetseiten www.show12.de und www.modedesign-trier.de.

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