Trierer Ebbe an der Küste

In einem intensiven, aber sehr zerfahrenen Spiel unterlag die TBB Trier am frühen Sonntagabend den Eisbären Bremerhaven mit 64:73 (31:29). Die Norddeutschen sicherten sich den Sieg vor 2950 Zuschauern in der Bremerhavener Stadthalle vor allem durch die Leistungssteigerung in der zweiten Halbzeit. Trier hingegen konnte nach dem Seitenwechsel nicht mehr an sein Spiel im ersten Durchgang anknüpfen. Philip Zwiener sprach von einem „erneut typischen Auswärtsspiel für uns“. Der Nationalspieler, mit 17 Punkten wieder einmal Triers bester Schütze, haderte mit der Niederlage. „Da war sicher mehr drin für uns“, sagte Zwiener, „aber wir sind in der zweiten Halbzeit doch etwas auseinander gefallen.“

BREMERHAVEN/TRIER. Der kleine Bruder zitterte mit. Frederik Zwiener saß bei Moderator Christian Schmidt am Live-Stream der TBB und drückte seinem großen Bruder Philip die Daumen. Das nutzte zumindest in der ersten Halbzeit. Trier war nach dem klaren Sieg über Hagen auch an der Nordsee zunächst hellwach. Bremerhaven, immerhin Kandidat auf die Meisterrunde der besten acht Mannschaften, fand hingegen nur schwer ins Spiel. Das kritisierte auch Douglas Spradley. „Wir haben nur zugeschaut“, sagte Bremerhavens Trainer. „Damit war ich sehr unzufrieden.“ Seine Mannschaft habe wie so oft in der laufenden Saison ihre zwei Gesichter gezeigt. „Wir können jeden schlagen, aber wir können eben auch gegen jeden verlieren“, zürnte der Amerikaner mit den Leistungsschwankungen seiner Spieler.

Triers Kollektiv funktionierte in den ersten beiden Vierteln zwar nicht perfekt, aber doch gut genug, um den Favoriten in Schach zu halten. Zwiener bestimmte den Rhythmus seiner Mannschaft. Der Nationalspieler war der bestimmende Spieler auf dem Feld. Allerdings deutete sich auch da schon an, was der TBB schließlich nach der Pause zum Verhängnis werden sollte. Zum einen lief die Begegnung an Nate Linhart, in den letzten Wochen einer der stärksten Trierer Spieler, vollkommen vorbei. Zum anderen war für die Gäste an diesem Sonntag an der Nordsee Ebbe in der Distanz. 14 Versuche nahm Trier von der Dreier-Linie. Erst vier Sekunden vor dem Ende gelang der erste Treffer aus der Distanz. Zwiener traf, doch zu diesem Zeitpunkt war die Messe längst gelesen.

„Sicher was die schwache Dreier-Quote auch ein Grund für die Niederlage“, sagte Henrik Rödl in seiner Analyse gegenüber 16vor. „Aber man muss eben auch anerkennen, dass Bremerhaven das Spiel zum Schluss verdient gewonnen hat.“ Trier verlor vor allem aufgrund der starken physischen Präsenz der Norddeutschen mit zunehmender Spieldauer den Faden. Nach der 17:15-Führung am Ende des ersten Viertels hangelte sich die TBB auch mit Geschick durch den zweiten Abschnitt. Und das, obwohl Dru Joyce bis zum Seitenwechsel keinen einzigen Punkt erzielen konnte. Der Amerikaner drehte erst nach der Pause auf. Zu spät, denn in den ersten 20 Minuten hätte Trier die Grundlage für den Auswärtssieg legen können.

Nach dem 29:31-Rückstand zum Seitenwechsel bewies Bremerhaven dann jedoch, warum es zu den stärksten Teams der Liga gehört. Die Leistungsdichte bei den Norddeutschen zeigte sich auch darin, dass insgesamt fünf Spieler zweistellig trafen. Auch das trug letztlich zur Niederlage der TBB bei. „Unser Kollektiv hat einfach wie sonst funktioniert“, bedauerte Zwiener. Bei der kämpferischen Einstellung wollte Rödl seinen Spielern indes keinen Vorwurf machen. „Wir haben alles versucht“, sagte der Offenbacher. „Aber gegen eine solche Mannschaft wie Bremerhaven muss man die Chancen, die man bekommt, dann auch nutzen. Das haben wir in einigen Situationen eben nicht getan.“

Folglich drehten die Norddeutschen das Spiel nach der Pause. Sie fanden ihren Rhythmus, während Trier nachließ. Hinzu kam, dass bei der TBB Leistungsträger Linhart einen gebrauchten Tag erwischt hatte. Dem US-Amerikaner gelang ebenso wenig wie dem Kollegen James Washington. Bremerhaven aber nutzte die Schwächen des Gegners konsequent aus. Unter dem Korb hatte Trier im Eins-gegen-Eins zu viele Ballverluste, und aus der Distanz ging nichts. Rödl versuchte zwar, von außen Einfluss zu nehmen, doch die Korrekturen des Trierer Trainers blieben ohne Wirkung. „Sicher ist das ärgerlich, dass wir nicht mehr zulegen konnten“, sagte Zwiener, „aber wir dürfen den Kopf jetzt auch nicht in den Sand stecken.“

Dass Bremerhaven am Ende doch noch den klaren Sieg einfahren konnte, war für Rödl denn auch verdient. „Das ist ja nicht irgendein Gegner, sondern ein Kandidat für die Play-Offs“, betonte er ausdrücklich. „Sicher wäre ein Sieg möglich gewesen, aber dann muss man die entscheidenden Situationen auch für sich nutzen.“ Dem zweiten Auswärtsspiel in Folge am kommenden Mittwoch beim Meister in Bamberg blickt Rödl ohne Sorge entgegen: „Das ist eine Aufgabe für uns, bei der wir uns Respekt verschaffen wollen. Mit dem Anspruch fahren wir dorthin.“

TBB Trier: Linhart (1), Joyce (16), Saibou, Zwiener (17), Dojcin (4), Faßler (3), Seiferth (11), Washington, Picard, Zirbes (4), Bynum (8).

Eisbären Bremerhaven: Everett (13), Canty (2), Smith (10), McNaughton (10), Martin, Gordon (10), Peacock (13), Malu, Johnson, Raffington (4), Smith (2), Cain (9).

Viertelstände: 15:17; 29:31; 45:40; 73:64

Zuschauer: 2950

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