Trier zähmt zahnlose Tiger

Der zehnte Saisonsieg ist eingefahren. Die TBB Trier besiegte am Samstagabend die Walter Tigers Tübingen souverän und ungefährdet mit 74:58 (35:22) Punkten. Für Henrik Rödl war der Erfolg über die Schwaben ein “großer Schritt in Richtung Klassenerhalt”. Dennoch schränkte Triers Trainer ein: “Noch sind wir nicht durch.” Kollege Igor Perovic begründete den schwachen Auftritt seiner Mannschaft vor 3014 Zuschauern in der Arena mit der Müdigkeit seiner Spieler. “Das war das dritte Spiel für uns in sechs Tagen, so etwas geht an die Substanz – wir hatten einfach keine Energie”, sagte der Serbe.

TRIER. Gestartet waren sie am Neckar als “Tigers”, um an der Mosel als Bettvorleger zu landen. Tübingen, von Rödl als “die Überraschungsmannschaft der Saison neben Ulm” gelobt, blieb gegen Trier alles schuldig. Die TBB hatte gegen die schwachen Schwaben mit Ausnahme einer kurzen Phase im Schlussabschnitt überhaupt keine Mühe, den zehnten Saisonsieg einzufahren. Maik Zirbes, mit 19 Punkten bester Trierer Werfer, führte das auf die “hohe Konzentration” der eigenen Mannschaft zurück. “Wir haben unsere Leistung konstant abgerufen”, sagte Zirbes, der selbst von der Schwäche des Gegners überrascht war. “Ich hatte auch den Eindruck, dass Tübingen nicht so richtig wollte – oder eben einfach nicht konnte.”

Dabei kommen alle gerade jetzt in die heiße Phase der Saison. Das betrifft die Meisterrunde der besten acht Mannschaften ebenso wie den Kampf gegen den Abstieg. Die Tigers konnten sich durchaus noch Hoffnungen auf die Runde der besten Acht machen. Für die TBB hingegen geht nach oben nichts mehr, wohl aber nach unten. Nach wie vor hängt Trier neben anderen am Abgrund. Jeder Sieg kommt einer weiteren Sprosse auf der Leiter zur Rettung gleich. Die aber müssen Rödls Männer angesichts ihrer derzeitigen Schwäche in fremden Hallen ausschließlich vor eigenem Publikum holen. Weil auswärts nichts geht, muss daheim alles gehen.

Da muss man sich dann auf die eigenen Stärken bedingungslos verlassen können. Wie auf die eigene Verteidigung etwa. Triers Prunkstück – von Rödl mit dem ihm gegebenen Material geradezu perfektioniert. Auch Tübingen biss sich daran die Zähne aus. Die Schwaben kamen immerhin mit der Empfehlung von sieben Siegen aus neun Spielen an die Mosel. Davon war überhaupt nichts zu sehen. Trier hielt Tübingen nach zehn Minuten bei mageren sechs Punkten. Auf dem eigenen Konto war zwar auch bei 13 Zählern Schluss. Weil Rödls Männer ihre Gegenspieler jedoch systematisch abkochten, reichte das, um die Mannschaft vom Neckar in Schach zu halten.

Beide setzten mehr auf Zerstörung des Gegners denn auf eigene Kreativität. Folglich war es kein schönes Spiel, sondern purer Kampf um die so wichtigen zwei Punkte. Die Schwaben aber fanden kein Mittel gegen die Moral des leidenschaftlichen Kontrahenten. Wer auch immer auf dem Feld stand, der Wille war jedem Trierer zu jeder Zeit anzumerken. War es vom Start weg Zirbes, der für Sicherheit im Rebound-Spiel unter den Körben sorgte, so holte später der erneut starke Andreas Seiferth die entscheidenden Punkte im zweiten Spielabschnitt. Beide erhielten neben Philip Zwiener ein Sonderlob ihres Trainers: “Philip, Maik und Andreas haben heute sehr gut gespielt”, so Rödl.

Tübinger Strohfeuer im Schlussviertel

Nationalspieler Zwiener führte die Kollegen, John Bynum schloss die Lücken, Nate Linhart zeigte sein Kämpferherz. Offensichtlich aber war die Angst aller vor der Distanzlinie. Die niedrige Erfolgsquote in den letzten Wochen schien die Angst der Trierer noch zu potenzieren. Selbst Dru Joyce zuckte zurück, wenn er die weiße Linie vor sich sah. Achtmal versuchten sie es bis zur Pause, achtmal ging der Ball daneben. Die sichere Hand fehlt derzeit einfach. Tübingen machte es kaum besser. Ein Treffer bei ebenfalls acht Anläufen schrieben lediglich drei Punkte aufs Konto der Tigers.

Das aber reichte nicht, um am Gegner zu bleiben. Denn der Rest der Trierer Kunst genügte vollkommen, die immer schwächer und fahriger spielenden Schwaben klar zu beherrschen. Beim 35:22 am Ende des zweiten Viertels hatte die TBB Tübingen mit 13 Punkten Vorsprung sicher im Griff. Von Perovics Mannschaft kam kaum noch Gegenwehr. Sie schien sich schon früh in ihr Schicksal ergeben zu wollen. “Wir waren einfach sehr müde nach den letzten Spielen”, räumte der Serbe ein. “So hat uns auch die Energie gefehlt.”

Auch nach dem Seitenwechsel das gleiche Bild: Tübinger Stillstand ohne echte Lust und Bewegung; Trierer Dynamik und Wille. Die TBB zeigte beileibe keine Glanzleistung, aber das war bei diesem lustlosen Gegner auch kaum möglich – und auch nicht nötig. Die Schwaben wollten einfach nicht mitspielen. Hier und da blitzte etwas Elan auf, aber der verschwand ebenso schnell wie eine Eintagsfliege nach Mitternacht. Trier hielt den Vorsprung konstant zwischen 13 und 16 Punkten, beschränkte sich zudem auf das, was elementar erforderlich war, um die beiden Punkte sicher zu machen.

Was Tübingen unter normalen Umständen leisten kann, zeigte es ansatzweise im letzten Spielabschnitt. Quasi als Entschuldigung beim Publikum für den bis dahin indiskutablen Auftritt, setzten die Schwaben jetzt ihrerseits den Gegner unter Druck. Luis Campbell schien auf einmal Lust auf Basketball zu haben. Bis dahin hatte der US-Amerikaner nur sein Trikot spazieren getragen. So nahmen die Tigers mit ein paar gelungenen Aktionen Tuchfühlung zu Trier auf, das seinerseits über Zirbes und den Dreier durch Joyce konterte. Rödls Spieler hatten sich nur ganz kurz durch Tübingens Strohfeuer irritieren lassen.

Die Souveränität war schnell zurück im Trierer Spiel. Und als Zirbes Sekunden vor dem Ende die letzten beiden seiner insgesamt 19 Punkte machte, stelten die Tigers ihre leichte Gegenwehr endgültig ein. Spieler und Trainer hoffen jetzt auf einen ähnlichen Lauf am kommenden Samstag im Heimspiel gegen die Artland Dragons. “So wie heute kann es weiter gehen”, sagte Rödl. “Mit der gleichen Energie, dann bin ich auch für das nächste Spiel zuversichtlich.”

TBB Trier: Linhart (11), Joyce (7), Saibou, Zwiener (12), Dojcin (6), Faßler (2), Seiferth (10), Washington (2), Picard, Zirbes (19), Bynum (5), Dietz.

WALTER Tigers Tübingen: Nash (7), Simon (6), Duggins (12), Albus, Campbell (8), Redding (4), Young (3), Spoden (2), Roller, Cukinas (12), Hodzic (4).

Viertelstände: 13:6; 35:22; 57:41; 74:58

Zuschauer: 3014

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