„Haben es nicht verdient, verschännt zu werden“

Im Vorstand von Eintracht Trier bleibt personell alles beim Alten: Ernst Wilhelmi, Harry Thiele und Roman Gottschalk wurden in der Jahreshauptversammlung am Dienstagabend in ihren Ämtern bestätigt. 80 von insgesamt 587 stimmberechtigten Mitgliedern nahmen an der Versammlung im Penta-Hotel teil. Mehr als ein Viertel davon gehörte der Trierer Fangruppierung „Insane Ultra“ an, die ihre Meinung über den Vorstand bei der Stimmabgabe deutlich machte. 

TRIER. Das für den Jugendbereich zuständige Vorstandsmitglied Roman Gottschalk erhielt eine Gegenstimme, der für die Finanzen verantwortliche Harry Thiele drei und Vorstandssprecher Ernst Wilhelmi 22. Für dieses Ergebnis sorgten Mitglieder der Trierer Ultras. Wilhelmi wollte die Wahl darum nicht unkommentiert annehmen. „Ich bin enttäuscht über mich selbst. 22 Gegenstimmen tun mir weh.“ Er habe monatelang den Dialog gesucht, was aber abgelehnt worden sei. „Wir sind ein Verein, wir müssen zusammenhalten“, appellierte er an die Ultras. „Wir sind alle nur Menschen. Auch ein Vorstand darf Fehler machen. Wir haben es nicht verdient, dass wir vernannt und verschännt werden“, verwies er auf Beleidigungen bei Spielen, in Eintracht-Foren und in Leserbriefen auf Internet-Portalen.

Auch die Ultras meldeten sich zu Wort. Ein Sprecher von „Insane Ultra“ sagte, dass viele Anliegen nicht umgesetzt worden seien und man sich mehr Resonanz wünsche. „Wir wollten mit der Abstimmung ein Zeichen setzen.“ Im Laufe des Abends schienen sich die Wogen beider Parteien jedoch etwas zu glätten. Die Bereitschaft, wieder miteinander zu reden, ist anscheinend auf beiden Seiten noch vorhanden. „Wir sind weiterhin bereit, einen Dialog zu führen. Zwietracht bringt uns nichts“, sagte Wilhelmi am Schluss der Versammlung.

Grund für den Missmut der Ultras ist vor allem das aus ihrer Sicht sportlich unbefriedigende Abschneiden der Eintracht in der vergangenen Saison, für das sie den Vorstand mitverantwortlich machen. Die Regionalligamannschaft hatte die Möglichkeit aufzusteigen, belegte am Ende aber nur den vierten Platz. Zudem schied sie überraschend im Halbfinale des Rheinland-Pokals aus. Mit einem Sieg im Finale wäre der SVE für den DFB-Pokal qualifiziert gewesen. Das hätte dem Verein allein 115.000 Euro an Fernsehgeldern beschert.

Aber nicht nur deshalb muss Eintracht Trier weiter sparen. In der abgelaufenen Spielzeit gab es ein Defizit von 250.000 Euro. Das Minus setzt sich zusammen aus niedrigeren Zuschauereinnahmen – so sind die Einnahmen aus Dauer- und Tageskarten von 357.000 Euro im Jahr 2009 auf inzwischen unter 300.000 Euro gesunken -, zugesagten, aber nicht erhaltenen Sponsorengeldern und einer Mehrwertsteuernachzahlung von 55.000 Euro. Die Nachzahlung hängt noch mit dem Ausbau der Haupttribüne im Moselstadion 2003 zusammen, den die Stadt vorfinanzierte. Damals hat der Verein die Mehrwertsteuer erstattet bekommen. Durch private Darlehen habe man jedoch alle Verpflichtungen erfüllen können, versichert Harry Thiele. „Wir haben kein Liquiditätsproblem.“ Nichtsdestoweniger muss die Eintracht ihren Etat für die nächste Saison abermals um 20 Prozent kürzen (16vor berichtete).

„Der Vorstand sorgt seit Jahren dafür, dass vernünftig gewirtschaftet wird“, betonte Aufsichtsratsvorsitzender Frank Natus in seinem Bericht. Auch  Kassenprüfer Willi Fettes hatte nichts zu beanstanden. Die Bücher vom Zeitraum 1. Juli 2010 bis 30. Juni 2011 seien ordnungsgemäß geführt worden.

Damit die Einnahmen von Sponsoren steigen, soll sich der bisherige Geschäftsstellenleiter Dirk Jacobs seit 1. Juli als Geschäftsführer ausschließlich um deren Akquise und Betreuung kümmern. Zu seiner Qualifizierung für diese Aufgabe gab es mehrere Fragen von Mitgliedern. „Dirk Jacobs hat sich seit fünf Jahren dafür qualifiziert“, antwortete Thiele. Einen Großteil der Sponsorengelder habe Jacobs akquiriert.

Wichtige Förderer sitzen auch weiterhin im Aufsichtsrat. Neu im Kontrollgremium des Vereins sind der frühere Finanzvorstand Dieter Friedrich, der Unternehmer Alexander Jelen (Bruder des früheren Tennisprofis Eric Jelen) und Michael Grasmück, der eine Online-Marketing-Agentur betreibt, die auch die Homepage des SVE verwaltet. Ausgeschieden sind Günter Schlag, Matthias Schneider und Rüdiger Premm.

Schon viele Aufsichtsräte und Vorstände hat Josef Kurz kommen und gehen sehen. Am Dienstagabend wurde er für seine 70-jährige Vereinszugehörigkeit geehrt. Damit ist er jedoch nicht am längsten im Verein. Der ehemalige Spieler Klaus Müller, der mit seiner Frau anwesend war, ist seit 1932 Mitglied beim SVE.

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