Rock, Ring und Blumen im Haar

Oben Fan, in der Mitte Beach und unten Cowboy – dieser Horrorlook lässt selbst Modemuffel erschaudern. Foto: Michael JuchmesÜber 80.000 Musikfans läuteten am Pfingstwochenende bei „Rock am Ring“ die Open-Air-Saison ein. Zu Iron Maiden, Kings of Leon, Linkin Park, Metallica und Co. feierten die Besucher eine viertägige Mega-Party. Obwohl man beim Outfit für solche Anlässe eigentlich nur wenig falsch machen kann, hinterließen leider einige Anwesende in diesem Punkt einen wenig applauswürdigen Eindruck … findet zumindest 16vor-Kolumnist Michael Juchmes. Daher gibt’s von ihm in der neuen Ausgabe von „IN Trier – Trends auf der Spur“ einen Überblick über die aktuelle Festivalmode.

Worum geht’s bei einem Festival? Na klar: In erster Linie um Musik. Danach kommt die Party und – nicht zu vergessen – Flirten, Spaß und einfach nur ein wenig Aufmerksamkeit. Die lenkt man natürlich mit dem passenden Outfit auf sich. Auch wenn der Standard-Look – Band-T-Shirt, Shorts und Boots – im Gegensatz zu mancher Horrorkombi nur wenig Anlass zur Kritik gibt: Wirklich auffallend ist die Schwarz/Beige/Braun-Zusammenstellung nicht. Manche Ring-Besucher versuchten daher beim ersten Großevent der Saison, bevor es in wenigen Wochen zu „Southside“, „Nature One“ und „Rock-A-Field“ geht, mit anderen Mitteln Blicke auf sich zu ziehen.

Dieses Mal gestaltete sich das ein wenig schwieriger als in den Jahren zuvor, denn einige Trends wurden schon vor Monaten zu Grabe getragen. Während 2013 noch viele junge und zumeist gertenschlanke Festivalbesucher in Ganzkörper-Suits und Tierkostümen von Bühne zu Bühne eilten, konnte man in diesem Jahr nur wenige Verkleidungskünstler bewundern. Auch die seinerzeit so beliebten Wollmützen mit Tiergesichtern entpuppten sich nicht nur aufgrund von Temperaturen jenseits der 30-Grad-Marke als Ladenhüter – die Teile sind einfach nicht mehr gefragt!

Im Trend lag man bei „Rock am Ring“ geschlechterübergreifend mit Jeans-Shorts, je kürzer desto besser, und Bemalung. Damit sind keine Tattoos gemeint, sondern sinnfreie Sprüche für eine Nacht, aufgetragen mit einem überteuerten „Festival-Stick“. Oberhalb der Gürtellinie trugen die Mädels kurze Tops, meist in zurückhaltenden Farben, die Jungs Achselshirts, von hauteng bis XXL, mit Ethno-Mustern oder floralen Prints. Ratsam ist dieses offenherzige Kleidungsstück – die Brustwarzen müssen nicht unbedingt bedeckt sein – nur für Kerle, die regelmäßig ein Fitnessstudio von innen sehen. Wer einige Kilo zu viel auf den Rippen hat, sollte lieber zu Oversize-Shirts greifen. Übrigens auch meine erste Wahl! Kopfschmuck musste natürlich auch sein: künstliche Blumen im Haar für Mädels, sportliche Caps für Jungs.

Pretty in black! Das Trio hat alles richtig gemacht: Shorts, lockere Shirts und die dazu passenden Accessoires. Foto: Michael JuchmesKlingt doch eigentlich ganz einfach: Shorts, ein nettes Shirt, dazu Sneaker, etwa Vans oder Chucks – fertig ist der einfache, aber effektive Festivallook. Leider nein! Viele Besucher nutzten „den Ring“, um ein letztes Mal Scheußlichkeiten aller Art aufzutragen, bevor diese endgültig den Weg in den Kleidercontainer – oder einen Onlinemarktplatz – antreten. Vor allem im Bezug auf karierte Shorts und Bruchstrich-Hosen (von 3/4 bis 7/8) kennen manche Männer keine Gnade. Ein kurzer Blick in den Spiegel oder ein kritischer Kommentar des besten Kumpels hätten häufig im Vorfeld zu einem Umdenken geführt.

Taschen gab’s nur wenige zu entdecken: Tausende Festivalfans langten bei den DASDING-Geschenken zu und verstauten ihr Hab und Gut in einem quietschgelben Turnbeutel mit Smiley. Damit kehrten sie den Trend – Turnbeutel statt Jute – einfach um. Rucksäcke waren ebenfalls selten zu sehen, denn bei großer Hitze ist schweres Gepäck eher hinderlich und schweißtreibend dazu. Auch in Sachen Schmuck galt: Weniger ist manchmal mehr! Kaum Ringe, nur wenig Gehänge – und das, obwohl Björn und Gustaf, die Frontmänner von Mando Diao, mit großen Statement-Ketten zum spacigen Overall-Look den Weg für Männerschmuck-Freunde ebneten.

Nicht schön, aber originell: Festivalbesucher in grellem Vintage-Look sorgten für jede Menge Lacher. Foto: Michael JuchmesNicht nur die Indierocker aus Schweden setzen Akzente: US-Rapper Left Boy – der ursprünglich aus Österreich stammt, mit dem Publikum aber konsequent auf Englisch kommunizierte – trug Gymshorts im Glitzerlook. Woodkid setzte, ähnlich wie die Mädels von Haim und Fanta 4, auf einen legeren XXL-Look. Wer einen Blick über den großen Teich wirft, der muss feststellen, dass dort das Outfit der Musik längst den Rang abgelaufen hat. Bestes Beispiel: das „Coachella“-Festival in Kalifornien, das bereits im April über die Bühne ging. Selbst die hiesige Presse stürzte sich mit Begeisterung auf die dort entstandenen Promi-Schnappschüsse.

Bei „Rock am Ring“ gab’s nur wenige VIPs zu entdecken. Lediglich Bonnie Strange trieb sich häufig im Zuschauerbereich umher. Sie zog die Blicke der Umstehenden mit indischem Körperschmuck und modischer Entourage auf sich … zumindest die der wenigen Anwesenden, denen der Name des It-Girls ein Begriff ist. Beim „Coachella“ mischten sich – nur um einige Beispiele zu nennen – Solange Knowles, Dita Von Teese und Alessandra Ambrosio unters gemeine Volk. Nicht nur outfittechnisch eine vollkommen andere Liga …

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