„Nicht den Kopf in den Sand stecken“

Ohne Punkte im Gepäck hat die TBB Trier die lange Heimreise von Braunschweig an die Mosel angetreten. Am Samstagabend musste sich die Mannschaft von Henrik Rödl bei den New Yorker Phantoms Braunschweig mit 72:78 (29:36) geschlagen geben. Trier hatte sich nach einer schwachen ersten Halbzeit ins Spiel zurückgekämpft, sah gut zwei Minuten vor Ende der Begegnung (68:63) fast schon wie der Sieger aus. Doch dann versagten vor allem Spielmacher Dru Joyce an der Freiwurflinie die Nerven. Auf der Gegenseite bewies der bis dahin schwache LaMarr Greer hingegen Nervenstärke. Philipp Zwiener, mit 26 Punkten bester Trierer Schütze, nahm den Kollegen in Schutz. „Dru spielt eine starke Saison, und Fehler passieren eben“, sagte der Nationalspieler. „Wir gewinnen zusammen, und wir verlieren zusammen. Auch mir ist in der entscheidenden Phase ein Fehler unterlaufen, der eigentlich nicht passieren darf. Aber wir sind eben alle nur Menschen.“

BRAUNSCHWEIG/TRIER. Es hätte sein Spiel werden können. Am Ende hätte Philip Zwiener aber sicher gerne auf die Hälfte seiner insgesamt 26 Punkte verzichtet, wäre dafür ein Sieg herausgesprungen. Triers Nationalspieler brachte die TBB zunächst ganz alleine auf Kurs gegen den Tabellenfünften aus Niedersachsen, steigerte sich kontinuierlich und machte an diesem Abend wohl sein bestes Spiel für Trier seit seiner schweren Sprunggelenksverletzung – ohne den erhofften Erfolg. Im Interview mit Chris Schmidt vom Live-Stream der TBB äußerte er sich entsprechend enttäuscht. „Wir haben auch die Schnauze voll vom Verlieren“, sagte Zwiener. „Aber wir trainieren gut, wir spielen gut, und gehören nicht da hin, wo wir im Moment stehen.“

Dass die TBB in Braunschweig auf ihren Kapitän Dragan Dojcin verzichten musste, bedauerte Rödl zwar. Ausschlaggebend für die Niederlage sei das aber nicht gewesen. „Natürlich hätte ich mir gewünscht, Dragan in den entscheidenden Phasen auf dem Feld zu haben“, sagte Triers Trainer. „Aber Philip und auch Nate Linhart haben beide auf der Position ein großes Spiel gemacht – sie waren unsere Besten.“ Seinen Spielmacher nahm der Offenbacher ausdrücklich in Schutz. „Dru ist am meisten enttäuscht darüber, dass er kurz vor Schluss nicht getroffen hat“, so Rödl. Trotzdem habe Joyce eine starke Leistung abgeliefert. „Er hat das Spiel sehr gut geleitet, und am Ende, wenn es knapp ist, muss ein Point Guard eben den Ball haben. Leider hat er die wichtigen Freiwürfe nicht verwandelt.“

73:71 stand es zu diesem Zeitpunkt für Braunschweig. Joyce hätte 30 Sekunden vor der Schlusssirene den Ausgleich herstellen können. Doch der US-Amerikaner vergab beide Versuche von der Freiwurflinie. Die Niedersachsen zogen durch den bis dahin schwachen LaMarr Greer auf 75:71 davon – die Vorentscheidung zugunsten des Tabellenfünften. Von den nächsten beiden Freiwürfen vergab Joyce wiederum einen, und auch sein letzter Versuch aus der Distanz wurde nicht mit drei Punkten gekrönt. Kurz zuvor hatte Michael Umeh den Sack mit zwei Punkten bereits zugemacht. „Gegen Bonn haben wir das knappe Spiel gewonnen, jetzt haben wir eben verloren“, analysierte Rödl. „Aber das ist der knallharte Kampf in dieser starken Liga, wo man immer in der Endphase bestehen muss – oder eben verliert.“

Rödl fordert mehr Aggressivität

Rödls Forderung, das Spiel gegen die abwehrstarken Braunschweiger schnell zu machen, konnten seine Spieler vor allem in der ersten Halbzeit nur bedingt umsetzen. Die Niedersachsen kontrollierten über ihre sichere Verteidigung das Geschehen auf dem Feld. Zwiener und Linhart hielten Trier im ersten Viertel in der Partie. Schon in der kurzen Pause nach dem ersten Abschnitt mahnte Rödl eine deutliche höhere Aggressivität bei seiner Mannschaft an. Triers Trainer war unzufrieden. Braunschweig bekam zu viele einfache Würfe, während die TBB sich jeden Punkt hart erarbeiten musste. Das änderte sich auch im zweiten Viertel nur unwesentlich. Zu viel Verantwortung lastete auf den Schultern von Zwiener und Linhart. Der angeschlagene Maik Zirbes hingegen fand kaum ins Spiel, Andreas Seiferth konnte ihn nicht adäquat ersetzen. Und Joyce hatte hauptsächlich in der Wurfverwertung seine Probleme

Bei Braunschweig aber lief der Ball, und Trier drohte unmittelbar nach dem Seitenwechsel sogar ein neuerliches Debakel – wie zuletzt in Oldenburg. Punkt um Punkt sammelte die Mannschaft von Sebastian Machowski. Als Umeh auch noch aus der Distanz zum 41:29 traf, hatte Rödl genug gesehen. Auszeit TBB, und Triers Trainer redete seinen Spielern eindringlich ins Gewissen. So würde hier nichts zu holen sein. Das half. Die Niedersachsen verloren den Faden, während Trier jetzt zu seinem Spiel fand. Zwiener traf, Linhart traf, Joyce machte die Freiwürfe. Nach 30 Minuten hatten sich Rödls Männer zum 50:50-Gleichstand herangekämpft.

Der psychologische Vorteil lag nun bei Trier, weil Braunschweig schon wie der sichere Sieger ausgesehen hatte, dann aber nach einer fulminanten Aufholjagd der TBB den Ausgleich hatte hinnehmen müssen. Angeführt von Zwiener und Linhart nutzten sie die Gunst der Minuten. Bis auf sechs Zähler Vorsprung schraubten sie die Führung. Umeh und Branko Jurovic holten die Niedersachsen zurück ins Spiel. Beim 71:71 in der letzten Spielminute stand die Partie auf des Messers Schneide. Dann unterlief ausgerechnet Zwiener der vielleicht spielentscheidende Ballverlust. Braunschweig holte sich über Immanuel McElroy die Führung zurück, und Joyce vergab die so wichtigen Freiwürfe.

„Wir dürfen jetzt den Kopf nicht in den Sand stecken“, forderte Zwiener unmittelbar nach der Schlusssirene. „Das bringt uns keinen Schritt weiter.“ Er selbst habe für das Spiel gegen Ludwigsburg ein gutes Gefühl. „Mit unserem Publikum im Rücken werden wir die Partie gewinnen – da bin ich ganz sicher.“ Davon geht auch Rödl aus, der gegen den direkten Konkurrenten im Abstiegskampf die Köpfe frei haben will. „Der Allstar Day verschafft uns eine kleine Pause, die wichtig ist“, betonte Triers Trainer. Von einem Vier-Punkte-Spiel gegen die Schwaben aus der Barockstadt will der Offenbacher allerdings nichts wissen. „Für uns ist immer das nächste Spiel das schwerste, und auf das werden wir uns jetzt intensiv vorbereiten.“

New Yorker Phantoms Braunschweig: Umeh (12), Kulawick (9), Mittmann (9), Visser (10), Jorovic (9), Schneiders, Greer (11), Dennis (2), Sant-Roos, Gertz, Theis (2), McElroy (14).

TBB Trier: Linhart (16), Joyce (13), Saibou, Zwiener (26), Faßler (2), Seiferth (2), Washington (6), Picard, Zirbes (4), Bynum (3).

Viertelstände: 17:16; 36:29; 50:50; 78:72

Zuschauer: 3300

Washington bleibt in Trier

Die TBB Trier hat sich mit Aufbauspieler James Washington auf eine Vertragsverlängerung geeinigt. Der 24-Jährige war als College-Rookie zur TBB gestoßen und wurde zunächst mit einem vierwöchigen Tryout-Vertrag ausgestattet. Jetzt wurde Washington bis zum Ende der laufenden Saison verpflichtet, außerdem enthält der neue Kontrakt die Option der Verlängerung um ein weiteres Jahr. Das gab der Verein am Samstag in einer Pressemitteilung bekannt.

„Wir sind froh, ihn in unserem Team zu haben“, sagte Henrik Rödl zur Personalentscheidung. „James ist ein junger Spieler mit viel Potenzial, der sehr professionell arbeitet und in den vergangenen Wochen gezeigt hat, dass er uns weiterhilft.“ In seinen bisherigen sechs Einsätzen stand der Absolvent der Middle Tennessee State University rund 20 Minuten pro Partie auf dem Feld und kam auf Werte von 6,2 Punkte und 2,5 Rebounds im Schnitt.

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