Dem Lama folgen

Ein neues Trendgetränk erschaffen? Jan Klein ist der Erfinder von "Mari". Foto: Gianna NiewelDas „Ma“ steht für Mate, importiert aus Brasilien, „ri“ für Riesling von der Mosel. Hinzu kommt ein Schuss Holunderblütensirup, fertig ist „Mari“. Der Fertigcocktail hat das Zeug zum Trendgetränk – und zu mehr. Jan Klein, Jungwinzer aus Kröv an der Mosel, hat zusammen mit Studenten den Wein-Mix in der Flasche erfunden. In Hamburg, Dortmund oder Leipzig ist „Mari“ noch ein Geheimtipp auf der Getränkekarte, in Trier läuft der Absatz bereits gut.

TRIER. Etwas verspätet hechtet der junge Mann in die Weinbar, die Wangen noch gerötet von der Kälte draußen. Er habe auf dem Rückweg von Luxemburg im Feierabendstau gestanden, entschuldigt er sich, während er seine Jacke auszieht und sich auf den Stuhl fallen lässt, es ging „um den Vertrieb“. Entschlossen greift er nun in seinen Rucksack, zieht zwei Glasflaschen mit gelblich schimmernder Flüssigkeit heraus und stellt sie auf den Tisch: „Das ist es!“ Man muss ihm nicht viele Fragen stellen, ein Stichwort reicht und Jan Klein beginnt zu plaudern: „Mari“ prangt in roten Majuskeln auf den Etiketten der beiden Flaschen und lässt den 36 Jahre alten Winzer aus Kröv an der Mosel gesprächig werden.

„Mari“, das steht für „Mate“ und „Riesling“, die Hauptzutaten des Getränks. Die Idee zu dem Weincocktail entstand aus der Not heraus: „Ich vertrage kein Bier, umso lieber trinke ich guten Wein. Aber am Tag nach einer Feier möchte ich nicht verkatert sein.“ Riesling und Mate zu kombinieren, das habe ihm schon länger vorgeschwebt. Während der Weinlese vor zwei Jahren hätten die vagen Pläne dann Kontur angenommen. Mit dem Holunderblütensirup als dritter Zutat solle das Getränk, das knapp sechs Volumenprozent Alkohol enthält, natürlich gesüßt werden.

Es folgte eine zweiwöchige Phase aus Tüfteln, Schmecken, Ausprobieren – mit dieser und mit jener Sorte Sirup, mal mit mehr, mal mit weniger Mate. Testen musste Kleins Team, besonders die beiden Studenten Christian Goergen und Niklas Oberneder. Goergen hat schon als Kind bei der Weinlese auf dem Gut geholfen und ist nun, Anfang 20, mit daran beteiligt, dass aus unfertigen Bleistiftkritzeleien gefüllte Flaschen werden konnten. Am Küchentisch in der Wohngemeinschaft der Studenten in Kaiserslautern haben die drei Männer sich schließlich auf das ideale Mischverhältnis und die entsprechenden Sorten geeinigt: Die Mate-Blätter importiert Klein aus Brasilien, der Holunderblütensirup stammt aus Österreich, der Riesling von seinem Weingut, dem Staffelter Hof in Kröv.

Nun fehlte es dem neuen Getränk noch an einer Bezeichnung sowie einem Logo. Via Facebook rief Klein Freunde und Fremde dazu auf, sich einen Namen zu überlegen – aus knapp 30 Vorschlägen wählten er und sein Team die Abkürzung
„Mari“.

Das Logo klügelten Studenten der Universität Wien in dem Kurs eines befreundeten Dozenten, dem Trierer Matthias Spaetgens, aus. Klein zeigt auf seinem Smartphone ein Foto von einer Flasche, die ein bunter Tukan ziert. Der Jungwinzer wischt mit dem Finger über den Bildschirm. Auf dem nächsten Foto sieht die gesamte Flasche mit ihrem schwarz-weißen Ethno-Muster aus, als habe ein Naturvolk sie gestaltet. Letztlich überzeugt hat Klein ein blaues Lama auf cremeweißem Hintergrund. Zum einen, sagt er, weil das Tier den Bezug zu Südamerika herstelle, woher die Mate stammt. Zum anderen seien Lamas gesellig und zutraulich und aufgrund dieser Eigenschaften gut geeignet als Botschafter des Getränks. Deshalb auch der Slogan: „Join the Lama“.

Gelungenes Design: "Mari" dürfte vor allem Leute mit Geschmack ansprechen. Foto: Gianna NiewelIm April dieses Jahres hat der Winzer die fermentierten Blätter der Teepflanze zwei bis drei Tage im Riesling ziehen lassen und die Mischung mit Sirup gesüßt, zehn Tage später waren 80.000 Flaschen „Mari“ abgefüllt. Noch vor Leipzig, Dortmund oder Hamburg seien es vor allem die Trierer Restaurants und Bars, die den Weincocktail orderten: Bestellen kann man „Mari“ etwa im „Weinsinnig“, im Café Momo und dem Blesius Garten. Mit einem Preis von rund fünf Euro im Verkauf liegen die 275 Milliliter in der Regel knapp unter vergleichbaren Cocktails wie „Hugo“ oder „Aperol Spritz“.

Dass „Mari“ langlebiger sein wird als ebendiese Szenegetränke, bezweifelt Klein nicht: Es sei natürlich hergestellt und bestünde aus qualitativ hochwertigen Produkten, sei aufgrund der Mate belebend und eigne sich als Flaschengetränk viel eher zum Tanzen und Feiern, als ein Cocktail im Glas. Ansprechen möchte er mit „Mari“ vor allem ältere Studenten und Erwachsene, denen es wichtig sei, „nicht irgendetwas“ zu trinken. Wenn ihm das rund 500.000 Mal gelungen ist, dann verdienen er und seine Helfer. Geht es nach dem Jungwinzer, soll das in spätestens zwei Jahren der Fall sein.

Der Grund übrigens, wieso er und sein Team sich für die Abkürzung „Mari“ entschieden haben – und nicht etwa für „Mariho“, in der auch der Holunderblütensirup als dritte Komponente inbegriffen wäre – ist simpel: Ist „Mari“ erst in aller Munde, kann Klein sich durchaus vorstellen, die Kombination aus Riesling und Mate mit Granatapfel oder Ingwer zu ergänzen. Der Name „Mari“ lässt ihm diesen Freiraum.

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