Vom Spiel zum Schlichten zum Sport zum Schwitzen

Mit großen Schritten geht es auf den Herbst zu. Beim Joggen und Fahrradfahren werden schon bald wieder Handschuhe und lange Unterhose nötig sein. Temperaturmäßig zieht es Sportler langsam wieder in die Halle. Aber es muss nicht immer Fußball oder Tennis sein, um sich mit anderen fit zu halten. Wie wäre es denn mal mit Einradhockey oder Kopfballtischtennis? In der Reihe „Triers Trend- und Randsportarten“ stellt 16vor jeden Monat eine außergewöhnliche Sportart vor. Heute: Intercrosse.

TRIER. Sie laufen, sie passen, sie schießen auf das Tor und der Ball zappelt im Netz. Die Rede ist nicht von einem gelungenen Angriffsspielzug der Trierer Eintracht, sondern von einer Szene aus dem Abschlussspiel des Intercrosse-Teams der Universität. Mit Wurfgeräten ähnlich einem Köcher spielen sich pro Mannschaft fünf Spieler einen tennisballgroßen Weichgummiball zu, um ihn am gegnerischen Torhüter vorbei in eine Art Straßenhockeytor zu befördern.

Die Sportart Intercrosse ist eine Abwandlung des indianischen Spiels Lacrosse und wurde in seiner Ursprungsform von den nordamerikanischen Ureinwohnern betrieben, um Streitigkeiten zwischen verschiedenen Stämmen zu schlichten, ohne Krieg führen zu müssen. Dementsprechend hart und körperbetont geht es mitunter auf dem Spielfeld zu. Aus der Idee, diesen Sport auch im Schulunterricht zu betreiben, geht schließlich die entschärfte Version Intercrosse hervor, die überwiegend in der Halle gespielt wird. Schutzausrüstung trägt dabei nur der Torwart, da der Ball beim Schuss aufs Gehäuse weit über 100 Stundenkilometer schnell werden kann.

Rasanter, abwechslungsreicher Mannschaftssport

„Eine Besonderheit ist, dass beim Intercrosse Männer und Frauen zusammen in einer Mannschaft spielen“, erläutert Übungsleiter Tim Lösch seine Passion. Auch das Zusammenspiel von Sportlern unterschiedlicher Leistungsstufen stelle absolut kein Problem dar. „Man lernt die grobe Technik innerhalb von einer Viertelstunde und macht schnell Fortschritte. Beim Abschlussspiel können sogar Einsteiger schon mitmachen.“ Dennoch fällt auch in dieser Sportart kein Meister vom Himmel. Um präzise Pässe schlagen und fangen zu können und den Ball im Tor zu versenken, braucht man nichtsdestoweniger Übung und Routine.

Vor rüden Bodychecks und Attacken wie im Lacrosse muss man sich jedoch nicht fürchten. „Intercrosse ist ein No-Contact-Game, das heißt Körperkontakt ist nicht erlaubt“, so Lösch. „Außerdem darf der Spieler, der den Ball hat, nicht gehen, sondern muss entweder laufen oder stehen“. Nach spätestens fünf Sekunden kann der Ball abgespielt oder wahlweise auf das Tor des Gegners abgefeuert werden. Einfache Regeln, die dieses exotische Spiel zu einem rasanten, abwechslungsreichen Mannschaftssport machen.

„Ich wollte einfach mal etwas ganz anderes machen. Es sollte nur auf jeden Fall Teamsport sein“, erzählt Martin Staedtler. Wie die anderen im Training hat er den Dreh mit dem Wurfgerät raus und versenkt die Gummikugel ein ums andere Mal im Netz. „Es ist einfach ein extrem schneller Sport, bei dem ich als kleinerer Spieler auch meine Wendigkeit ausspielen kann“, erklärt der Student begeistert.

Tempowechsel und viele kurze Sprints zollen aber auch ihren Tribut. Nach dem Training, gesteht Trainer Lösch, merke er es am ehesten in den Beinen. „Wenn wir Torschusstraining machen, kann es aber auch mal sein, dass man seine Arme spürt“. Verletzungen kommen, abgesehen von dem obligatorischen Muskelkater, nicht häufiger vor als bei anderen Ballsportarten auch.

Olympischer Gedanke im Kollektiv

Auch bei Turnieren ist die Hochschulgruppe als eine von nur acht deutschen Mannschaften regelmäßig vertreten. In unregelmäßigen Abständen geht es dabei auch mal nach Frankreich oder Italien. „Wir sind zwar mehr spaßorientiert als einige andere Vereine, landen am Ende aber immer auf den mittleren Plätzen“, zeigt sich Lösch zufrieden mit den Leistungen seiner Truppe. Außerdem hat der Sport noch eine weitere Besonderheit zu bieten. Selbst auf großen Turnieren wie den Weltmeisterschaften werden häufig erst am Abend vor den Wettkämpfen die Mannschaften zwischen Teilnehmern aus den verschiedensten Ländern per Losverfahren zusammengestellt. Olympischer Gedanke im Kollektiv, eine Eigenart, die sonst kaum eine Sportart zu bieten hat.

Wer Lust bekommen hat, auch mal den Schläger zu schwingen, benötigt nichts weiter als Sportkleidung und Hallenschuhe. Das Training findet montags und freitags von 17.30 Uhr bis 19 Uhr statt. Weitere Informationen gibt es unter www.intercrosse-trier.jimdo.com.

Triers Trend- und Randsportarten, Teil IV: Padel
Triers Trend- und Randsportarten, Teil III: Ultimate Frisbee

Triers Trend- und Randsportarten, Teil II: Headis
Triers Trend- und Randsportarten, Teil I: Einradhockey

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