Lahme Fohlen straucheln in Trier

Nicht auszudenken, was möglich gewesen, wenn… So muss Roland Seitz den souveränen 3:0-Sieg seiner Elf gegen lahme Fohlen als Aufgalopp zur Verteidigung des Bitburger Rheinlandpokals nehmen. Nach dem Erfolg über Fortuna Köln ließ Eintracht Trier am Samstag auch dem Tabellenzweiten und Titelaspiranten Borussia Mönchengladbach II keine Siegchance. 1326 Zuschauer im Moselstadion sahen eine in allen Belangen überlegene Heimmannschaft. Das musste auch Sven Demandt anerkennen. „Trier hat verdient gewonnen“, sagte der Gladbacher Trainer, der mit dem Anspruch, neuer Tabellenführer zu werden, an die Mosel gekommen war. Seitz hingegen war wie schon am vergangenen Mittwoch zufrieden. „Das war richtig gut, was wir gemacht haben.“ Triers Trainer dachte auch an seine Spieler: „Es freut mich einfach für die Jungs, weil wir alle zuletzt so viel auf die Mütze bekommen haben.“

TRIER. Glücklich ist, wer vergisst, was nicht mehr zu ändern ist. Ob Seitz „Die Fledermaus“ von Johann Strauß kennt, ist nicht verbürgt. Wohl aber, dass er sich nach dem Spiel nicht eine Sekunde mit der Vergangenheit beschäftigte. „Ja, so kann man das sagen“, bemerkte er, „weil es nur hypothetisch ist, was gewesen wäre, hätten wir nach dem Spiel in Mainz nicht dieses schreckliche Tief gehabt.“ Was nicht heißen sollte, dass die Gründe für den Absturz nicht doch noch aufgearbeitet würden. „Aber jetzt schauen wir erst einmal, dass wir diesen vierten Platz verteidigen und den Pokal holen.“

Mit einer ähnlich konzentrierten Leistung wie gegen Gladbach ist das allemal möglich. Dabei hatte Demandt seine Mannschaft im Vergleich zur 0:2-Niederlage gegen die Sportfreunde aus Lotte gleich auf vier Positionen verändert. Seitz hingegen war seinem Vorhaben treu geblieben: Die Sieger über Fortuna Köln durften sich auch gegen die Fohlen vom Niederrhein beweisen. Für die stand nicht weniger als die Tabellenführung auf dem Spiel. Dafür musste in Trier ein Sieg her. Der Respekt vor dem Gegner, dem man im Hinspiel immerhin mit 0:4 Toren unterlegen war, prägte dennoch die Spielanlage der Gladbacher.

Die Borussia verteidigte zwar sehr hoch, um so unmittelbar Zugriff auf die Begegnung zu haben. Ballsicherung stand aber zunächst im Vordergrund. Die Eintracht konnte sich das in aller Ruhe ansehen, weil die Elf von Demandt hier das Spiel würde gestalten müssen. Der Favorit hieß Borussia Mönchengladbach – mit dem Anspruch, als neuer Ligaprimus die Heimfahrt antreten zu können. „Von dem Anspruch waren wir heute leider sehr weit entfernt“, sagte ein sichtlich enttäuschter Gladbacher Trainer. „Wir haben im Moment einfach keine gute Phase.“

Weil die Voraussetzungen so grundverschieden waren, tat sich auf dem Platz zunächst kaum etwas. Die optische Überlegenheit der Fohlen war den Gesetzmäßigkeiten dieses Spiels geschuldet. Zählbares aber sprang dadurch nicht heraus. Nur einmal blitzte in der Anfangsphase die Spielfreude der Gladbacher auf. Fabian Bäcker und Marcel Platzek schlichen sich mit einem doppelten Doppelpass gekonnt durch die Trierer Abwehr. Der Abseitspfiff von Schiedsrichter Marco Fritz unterband den Torabschluss. Ansonsten arbeitete die Eintracht auch in der Rückwärtsbewegung schon früh gut gegen den Ball. Und nach leichten Abstimmungsproblemen in der Startphase stand auch die Deckung sicher.

Hin und wieder versuchte der SVE, den hochstehenden Gegner durch Nadelstiche zu piesacken. Wenn vertikal schnell auf den erneut emsigen Chhunly Pagenburg oder auch auf Ahmet Kulabas gespielt wurde, kamen beide in die gefährliche Zone vor dem Gladbacher Tor. Wie Testballons ließen die Trierer ihre sporadischen Angriffe steigen – langsame Annäherung mit Geduld. „Normalerweise haben wir gegen schnelle Teams ja immer unsere Probleme, aber heute haben wir das sehr gut hinbekommen, Gladbach nicht zur Entfaltung kommen zu lassen“, war Seitz mit dem taktischen Verhalten seiner Spieler zufrieden.

Trier beherrscht Spiel und Gegner

Dann ging es Schlag auf Schlag. Daniel Bauer setzte dem eigentlich schon toten Ball nach einer missglückten Flanke von Fahrudin Kuduzovic energisch nach. Triers Mittelfeldspieler wuchtete das Spielgerät in den Fünfmeterraum, wo Benjamin Pintol mit dem Kopf zur Stelle war. Gegen die völlig indisponierte Abwehr der Fohlen drückte er die Kugel zur 1:0-Führung über die Linie (40.). Gladbach war sichtlich geschockt, und Trier legte gegen den angeschlagenen Konkurrenten souverän nach. Kulabas nach Hereingabe von Kuduzovic an den Pfosten, Pagenburg war da – 2:0.

Effektiver ging es nicht mehr. Zwei Möglichkeiten, zwei Tore, was Demandt an der Seitenlinie in schiere Verzweiflung trieb. Seine Mannschaft hatte zu wenig investiert, um dem Spiel auch offensiv ihren Stempel aufzudrücken. Die Fohlen hatten sich von einer konzentrierten, geduldigen und abgezockten Trierer Elf schlicht abkochen lassen. Demandt war früh aus der Kabine zurück; die Pausenansprache des gebürtigen Kölners hatte nur kurz gedauert.

Eindringlich instruierte Gladbachs Trainer seine beiden Neuen. Marcel Podszus und Alexander Bieler sollten den Fohlen Beine machen. Doch wie so oft, wenn technisch starke, aber unerfahrene Nachwuchsmannschaften gegen eine erfahrene Truppe zurück liegen, stottert der Motor dann erst so richtig. Die Eintracht hatte das Spiel auch nach dem Seitenwechsel weitgehend im Griff und kam ihrerseits zu Möglichkeiten. Bauer hätte erhöhen können (54.), ebenso Pintol (57.) Beide Male war Gladbachs Torwart Janis Blaswich mit starken Paraden auf dem Posten. Kam Gladbach dann doch einmal zum Abschluss, arbeitete Triers Hintermannschaft konzentriert. Hollmann rettete für seinen bereits geschlagenen Schlussmann André Poggenborg gegen Yuki Otsu vor der Linie. Poggenborg entschärfte den Ball nach Fernschuss von Dennis Dowidat (68.).

Insgesamt aber kam zu wenig vom Tabellenzweiten. „Weil uns nach dem Ausfall vom Tim Heubach auch eine Persönlichkeit auf dem Platz fehlte, die die jungen Spieler führen kann“, sagte Demandt. Trier war dem dritten Treffer deutlich näher als Gladbach dem Anschlusstor. Der fiel, als der eingewechselte Denny Herzig zunächst den Ball verpasste, Kulabas aber dort stand, wo ein Stürmer stehen muss. Unhaltbar für Blaswich vollstreckte er ins lange Eck (79.). Die Gegenwehr von Demandts Elf war endgültig gebrochen.

Seitz konnte es sich erlauben, für den ausgepumpten Pagenburg Thomas Kraus und für den an der Leiste verletzten Jeremy Karikari Denny Herzig zu bringen. Später kam noch Christoph Anton für Kuduzovic. Das änderte nichts am souveränen Auftritt der Eintracht. „Heute war zu sehen, was wir leisten können, wenn jeder für jeden kämpft“, sagte Torschütze Kulabas. Er hatte seinem Trainer den Wunsch nach einem Treffer erfüllt. Aber auch Kulabas wollte nicht mehr zurückblicken. „Natürlich ist das bitter, aber unser Ziel ist der Pokal.“ Machbar sei das allemal. „Weil wir endlich wieder Fußball spielen – jetzt, da wir aus diesem tiefen Loch geklettert sind.“

Eintracht Trier: Poggenborg – Cozza, Zittlau, Hollmann, Drescher – Karikari (ab 72. Herzig) – Pintol, Bauer, Kuduzovic (ab 83. Anton) – Kulabas, Pagenburg (ab 58. Kraus).

VfL Borussia Mönchengladbach II: Blaswich – Schumacher (ab 46. Bieler), Janeczek, Dams, Odenthal – Bastürk, Otsu (ab 70. Mandiangu), Dowidat, Tobor – Bäcker (ab 46. Podszus), Platzek.

Tore: 1:0 Pintol (40.), 2:0 Pagenburg (45.), 3:0 Kulabas (79.)

Schiedsrichter: Marco Fritz (Korb)

Zuschauer: 1326

Print Friendly, PDF & Email

von

Schreiben Sie einen Leserbrief

Angabe Ihres tatsächlichen Namens erforderlich, sonst wird der Beitrag nicht veröffentlicht!

Bitte beachten Sie unsere Kommentarrichtlinien!

Noch Zeichen.

Bitte erst die Rechenaufgabe lösen! * Time limit is exhausted. Please reload the CAPTCHA.