Kurioses Spiel ohne Sieger

Wieder kein Sieg, wieder zwei Punkte verloren: Eintracht Trier musste sich am Samstagnachmittag mit einem 2:2-Unentschieden bei der SV Elversberg begnügen. Dabei drehte die Mannschaft von Trainer Roland Seitz in Unterzahl einen 0:2-Rückstand. Innenverteidiger Denny Herzig hatte in der 40. Minute die gelb-rote Karte gesehen. Rund 400 Zuschauer im Stadion an der Kaiserlinde sahen ein schwaches und zugleich kurioses Spiel. Die Gastgeber sahen nach zwei Toren durch Marcel Schug und dem Platzverweis für Herzig schon wie der sichere Sieger aus, ehe Trier durch zwei schwere Patzer von Elversbergs Torwart Daniel Kläs innerhalb von drei Minuten der Ausgleich gelang. Seitz haderte zwar wegen der Punktverluste, sagte aber zugleich: “Ich bin nicht unzufrieden, weil wir nach 40 Minuten ein Zeichen gesetzt und nicht verloren haben.”

ELVERSBERG. Stell‘ Dir vor, es ist Fußball, und kaum einer geht hin. Angesichts der Leistungen beider Mannschaften in den vergangen Wochen war es allerdings kaum verwunderlich, dass sich in Elversberg nur die Hartgesottenen einfanden. Wo der Trierer Block in den letzten Jahren regelmäßig aus allen Nähten platzte, war heuer viel Luft zum Atmen. Rund 200 Anhänger wollten ihre Elf an der Kaiserlinde fürstlich sehen. Noch ist für Trier nämlich nichts verloren, weil auch die direkte Konkurrenz im Titelkampf schwächelt. In Elversberg nimmt man das geringe Interesse mit Humor. “Es kann nur besser werden”, war der allgemeine Tenor bei den Saarländern.

Was die Trierer Anhänger allerdings in der ersten Viertelstunde sahen, ließ ihnen bei fast schon vorsommerlichen Temperaturen die Gesichtszüge gefrieren. Triers Hintermannschaft, sonst ohne Abstriche zuverlässig, war völlig von der Rolle. Michael Schug konnte sein Glück wohl kaum fassen. Elversbergs Mittelfeldspieler tauchte zweimal völlig losgelöst von den Gegenspielern auf der linken Seite auf. Cataldo Cozza hatte sich jeweils bereitwillig nach innen orientiert. Freier als im Training konnte Schug vollstrecken. In der achten Minute zum 1:0, sieben Minuten später zum 2:0. Beim ersten Mal mit dem linken Fuß ins kurze, beim zweiten Mal mit eben diesem ins lange Eck.

Jens Kiefer war von der Leistung seiner Mannschaft beeindruckt. “Was wir hier in den ersten vierzig Minuten gezeigt haben, war sicher das Beste in den letzten Wochen”, sagte Elversbergs Trainer. Seitz hingegen kritisierte die Einstellung seiner Spieler in der Anfangsphase. “Wir haben die erste halbe Stunde einfach verschlafen, nach dem Platzverweis aber eine gute Reaktion gezeigt”, so der Trierer Trainer. “Das hätte ich mir von Beginn an gewünscht.” Den Tiefschlaf konnte sich auch Thomas Drescher nicht erklären. “Ich weiß wirklich nicht, was da los war”, sagte der Linksverteidiger, der an der Kaiserlinde anstelle von Torge Hollmann die Kapitänsbinde trug.

Elversberg, zuletzt von Rot-Weiß Essen mit vier Gegentoren gedemütigt, führte ganz locker. Einfacher ging es kaum noch. Schug hatte in der 34. Minute sogar seinen dritten Treffer auf dem Fuß, scheiterte jedoch an der zumindest in dieser Situation aufmerksamen Trierer Abwehr. Die Fehlerkette indes war beileibe noch nicht zu Ende. Denny Herzig kassierte nach wiederholtem Foulspiel die gelb-rote Karte (40.). Dabei hatte Triers Innenverteidiger noch Glück, dass Schiedsrichter Markus Schüller das Einsteigen gegen Abedin Krasniqi nicht als Notbremse wertete.

Nichts deutete jetzt darauf hin, dass die Eintracht dieses Spiel noch würde drehen können. Seitz brachte Torge Hollmann für Jeremy Karikari (42.), Daniel Bauer wechselte auf die Position vor der Abwehr. Die Maßnahme des Trierer Trainers sah nach Schadensbegrenzung aus. Mehr nicht. “In der Situation und bei dem schwer zu bespielenden Platz war mir ein Handwerker dann lieber als der Jerry.” Dass das Spiel innerhalb von drei Minuten kippen sollte, hätte wohl kaum jemand für möglich gehalten. Was Trier mit elf Mann nicht gelang, funktionierte jetzt mit zehn – unter tatkräftiger Mithilfe der Saarländer. “Wir haben uns aufgebäumt und damit Erfolg gehabt”, sagte Drescher.

Elversbergs Torwart hilft dem SVE

Denn jetzt war es an Elversbergs Torwart Daniel Kläs, mit haarsträubenden Fehlern zur unfreiwilligen Komik der Begegnung beizutragen. Erst wehrte er das Spielgerät nach Eckball von Drescher und harmloser Kopfballverlängerung von Hollmann nach vorne ab. Thomas Kraus staubte ab – der Anschlusstreffer zum 2:1 (44.). Dann sprang Kläs diesmal nach Einwurf von Drescher wie ein Jugendtorwart unter dem Ball durch. Cozza brauchte in der Mitte nur noch einzuschieben – der Ausgleich zum 2:2 (45.+2).

Cozzas erstes Saisontor brachte Trier ohne viel eigenes Zutun zurück ins Spiel, weil Elversberg seine numerische Überlegenheit nicht nutzte. Krasniqi und Rene Schwall hätten die Saarländer nach dem Seitenwechsel erneut in Führung bringen müssen. Doch entweder standen sich die Stürmer gegenseitig im Weg oder André Poggenborg reagierte glänzend (62.). Das galt auch für die 82. Minute, als Triers Torwart gegen den allein auf ihn zueilenden Christian Grimm rettete. “In diesen Szene müssen wir das Spiel einfach für uns entscheiden”, sagte Trainer Kiefer im Rückblick.

Dazwischen lag jene andere Szene, die die Trierer Gemüter erregte. Drescher ging im Zweikampf mit Adam Fall im Strafraum zu Boden (75.). Doch statt auf Elfmeter entschied Schiedsrichter Schüller auf Schwalbe und Gelb für den Trierer Kapitän. Der war erbost. “Das war ein klarer Strafstoß, weil ich einen Tritt in die Wade bekommen habe. Der Herr in Gelb sollte sich mal Gedanken über seinen Beruf machen, wenn er so einen Unsinn pfeift. Es lag auch an ihm, dass wir hier nicht gewonnen haben”, zürnte Drescher. Seitz ging noch einen Schritt weiter. Auch im Handspiel von Pascal Pellowski gegen Kraus hatte er eine strafwürdige Aktion gesehen (71.). “Wir müssen zwei Elfmeter bekommen”, sagte der Trierer Trainer. “Aber so ist das dann eben – uns hat auch das Quentchen Glück gefehlt.”

Nur daran wollte Hollmann die erneuten Punktverluste aber nicht festmachen. “Ich kann das auch nicht erklären, warum wir nach einem kleinen Negativerlebnis jedesmal so von der Rolle sind”, sagte der etatmäßige Trierer Kapitän. “Wir wehren uns einfach zu wenig und müssen endlich wieder dahin kommen, dass jeder vom Start weg alles für den anderen gibt.” Seine persönliche Situation will er nicht nicht in Vordergrund rücken. “Natürlich ist das nicht schön, dass ich nicht von Anfang an spiele”, räumte er ein. “Aber darum geht es nicht, weil die Zeit der Einzelschicksale längst vorbei ist.” Er tue alles dafür, damit endlich wieder souverän ein Dreier eingefahren werde, ob von der Tribüne oder der Bank aus – oder eben auf dem Platz.

An der Kaiserlinde war aber auch Hollmanns Bemühen vergeblich. Letztlich trennten sich die Namensvetter mit einem leistungsgerechten Unentschieden. “Natürlich ist das zu wenig für uns”, sagte Hollmann. “Aber damit müssen wir jetzt leben.”

SV Elversberg: Kläs – Pellowski, Schwall, Groß, Wolf – Reiß – Jungwirth, Schug (ab 51. Grimm), Fall – Deville, Krasniqi.

Eintracht Trier: Poggenborg – Cozza, Stang, Herzig, Drescher – Karikari (ab 43. Hollmann) – Knartz, Bauer, Zittlau – Kraus (ab 83. Pagenburg), Kulabas.

Tore: 1:0 Schug (8.), 2:0 Schug (15.), 2:1 Kraus (44.), 2:2 Cozza (45.+2)

Besondere Vorkommnisse: Gelb-Rot Herzig (Trier/40.) wegen wiederholten Foulspiels; Gelb-Rot Fall (Elversberg/86.) wegen wiederholten Foulspiels.

Schiedsrichter: Markus Schüller (Korschenbroich)

Zuschauer: 400

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