Kennen Sie … die Rosenvilla?

Verwunschen inmitten von Gru?n liegt die seit 2008 unter Denkmalschutz stehende Villa von Peter und Leonie Lambert heute an einer der verkehrsreichsten Straßen von Trier – genau gegenu?ber vom Moselstadion. Foto: Bettina LeuchtenbergVerwunschen wie Dornröschens Schloss steht die Trierer Rosenvilla hinter einem filigran verzierten Zaun. Das zweiteilige Gartentor mir zartem Blumendekor lenkt den Blick auf das von hohen Bäumen umgebene freistehende Haus. Ein geschwungener Weg führt durch niedrige Beete zum unter einer Holzveranda liegenden Eingang. Die Geschichte der Villa erschließt sich, wenn man die zahlreichen Verzierungen und Details entdeckt, die vor allem mit einem Motiv spielen: der Rose.

Die Adresse des Hauses im Norden Triers verrät, was es mit der Rosenvilla auf sich hat, denn die heutige Peter-Lambert-Straße trägt seit 1990 den Namen ihres Bauherrn. Peter Lambert, geboren 1859, war zu Lebzeiten ein in der ganzen Welt bekannter Rosenzüchter und Gartenbauer. Schon sein Vater und dessen Brüder waren Blumenzüchter, doch Peter Lambert ist mit seiner 1891 gegründeten „Baum- und Rosenschule“ noch weitaus erfolgreicher. 1899 heiratet er die Luxemburgerin Leonie Lamesch, die aus einer Rosenzuchtfamile stammt, in der Peter Lambert lernte. Im selben Jahr noch erbauen die frisch vermählten Rosenfreunde ihr privates Wohnhaus im Norden von Trier. Die Rose muss eine besondere Anziehungskraft auf das Paar ausgeübt haben, denn selten findet man Berufs- und Privatwelt in einem Haus auf so malerische Art und Weise vereint wie hier.

Das Haus hat mit seinem runden Treppenturm und den aufwändig verzierten Erkern ein wenig den Charakter eines kleinen Schlosses. An der heutigen Straßenseite schmiegt sich ein Giebel mit überdachtem Freisitz an den runden Treppenturm. Für schönes Wetter liegt direkt daneben eine ausladende Terrasse, von der man heute nicht mehr auf die ehemals in unmittelbarer Nähe liegenden Nutzflächen der Firma Peter Lambert sehen, sondern eher den Stand der Dinge im Moselstadion verfolgen kann. Während die Hausflächen selbst schlicht verputzt sind, liegt das Augenmerk des Architekten auf den zwei Erkern, die der Trierer Bildhauer Carl Kaurisch aus heimischem Rotsandstein ausgeführt hat.

Die idyllische Seite der Rosenzucht ist das Pflu?cken der vollen Blu?ten und das Binden von Sträußen. Vielleicht sehen wir hier ein Porträt von Leonie Lambert? Foto: Bettina LeuchtenbergDie besonders interessante Seite des Hauses ist der Mosel zugewandt. Direkt neben dem Eingang befindet sich einer der beiden Erker auf einer voluminösen Sandsteinbrüstung im ersten Geschoss. Auf der Konsole mit einer Girlande aus Äpfeln, Eicheln und Nüssen liegen drei quadratische Bildfelder. Links wird das Motiv der Obst- und Nussgirlande in noch ausladender Form wieder aufgenommen, überhöht von einem Frauenkopf mit Weintraubenschmuck im Haar. Das rechte Feld ist sein Pendant, diesmal sind es jedoch prall gefüllte Rosenblüten sowohl in der Girlande als auch im Haar der Dame. Im mittleren Feld wird dargestellt, wie solch Frucht- und Blumenpracht erst zustande kommen kann. Eine Putte mit Landschaftsplan auf den Knien sitzt inmitten einer Felsenlandschaft mit einer Architekturruine im Hintergrund. Noch ungeordnet ist das Ambiente, welches mit Hilfe von Werkzeug, Zirkel, Maßdreieck und Flächenmesser erst gestaltet werden muss. Neben diesen Symbolen für den Gartenbau weist ein Bündel Rosen auf die Rosenzucht im Betrieb von Peter und Leonie Lambert hin.

Der zweite Erker wird von drei mannshohen Fenstern im Erdgeschoss an der Westseite des Hauses gebildet. Fünf hohe schmale Pilaster umrahmen die Seiten, den oberen Abschluss bilden gestaltete Gesimse. Die oberen Streifen und die äußeren Sandsteinfelder zeigen Szenen aus der Natur. Ein Knabe flötet unter einem Baum; Vögel, Ginkoblätter und ein Fuchs beleben das Schauspiel. Mit einem Bienenstock, Wassertieren und einer Eule wandert das obere Band bis zum rechten Pfeiler, der zwei Kinder zeigt, die auf einem Baum klettern, dessen Ast gerade kracht. Informativ wird es wieder in der Mitte. Die beiden inneren Lisenen sind mit Wappenfeldern geschmückt, die Daten und Fakten zum Wohnhaus liefern. Hier erfahren wir zum Beispiel, dass das Wohnhaus von Carl Walter entworfen wurde, der es auch 1907 erweiterte. Immerhin hatten die Lamberts mindestens drei Kinder. Vielleicht sind es ja Familienszenen, die hier zu sehen sind. Links bindet ein Junge ein Rosenbäumchen an einen Pfahl, während ein Zweiter dessen Duft genießt. Rechts sitzt ein Mädchen unter einem Rosenbaum und bindet einen Strauß. Ergänzt wird diese Szene von einem Zweig eines Apfelbaumes, in dem auch ein Porz Viez hängt. Links beschreiben ein Beutel mit Sämereien sowie einem Setzdorn eine typische Tätigkeit im Gartenbau.

Auf drei quadratischen Feldern des Erkers ist alles zu sehen, was Peter Lambert beruflich anbot: Vom Gartenbau u?ber Obstbau bis hin zur Rosenzucht. Foto: Bettina LeuchtenbergIm Inneren des Hauses setzt sich die Rose als Gestaltungselement weiter fort, so als Stuck im Treppenhaus, in Bleiglasfenstern und auch geschnitzt in der Haustür. Hier hat Peter Lambert die Ideen für hunderte von Rosensorten bekommen, die auf Weltausstellungen zu sehen waren und in die ganze Welt versandt wurden. Von hier aus startete er zu seinen Jurorentätigkeiten bei Präsentationen bis nach St. Petersburg, Lyon, London oder Florenz. Von hier aus gab er als Geschäftsführer und Redakteur die Rosenzeitung heraus. Er gründete den Verein Deutscher Rosenfreunde und machte bekannt. Das heute noch bestehende gleichnamige Gartencenter gehört einem entfernteren Teil der Familie und ist nicht direkter Nachfahre von Peter Lambert.

In dem Haus sind heute mehrere Wohnungen untergebracht. Ganz so große Rosenfreunde wie der Vorbesitzer scheinen darin nicht zu wohnen.

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