Jensen sieht gute Chancen für „Projekt X“

Die Suche nach einem Ersatzquartier für die Skatehalle dauert an. Wie Bürgermeisterin Angelika Birk (Die Grünen) am Dienstag gegenüber dem Stadtrat erklärte, hat ein Sponsor Interesse an der Unterstützung einer neuen Anlage gezeigt – auf einem Grundstück in der Zurmaiener Straße. „Wir alle wollen unbedingt eine Alternative“, versicherte OB Klaus Jensen (SPD). Wir alle wollen retten, was noch zu retten ist, lautete derweil der Tenor der Redebeiträge zum Thema „Total Théâtre“. Weil Trier bei dem grenzüberschreitenden Kooperationsprojekt bislang mit Abwesenheit glänzt, hagelte es Kritik an Kulturdezernent Thomas Egger (FDP). Von einer „gewaltigen Blamage für die Stadt“ sprach der eigentlich zu moderaten Tönen neigende FWG-Chef Hermann Kleber. Ein weiteres Thema der Ratssitzung: Wie geht es weiter mit der Toni-Chorus-Halle? 

TRIER. Thomas Egger war erst wenige Wochen im Amt, da moderierte das Theater Trier Überlegungen zu einer Beteiligung am grenzüberschreitenden Projekt „Total Théâtre“ ab. Drei Jahre später holt dieser Vorgang den Freidemokraten nun ein. Dass seinerzeit die politischen Gremien weder informiert geschweige denn am Entscheidungsprozess beteiligt wurden, verärgerte über Fraktionsgrenzen hinweg die Ratsmitglieder. Kurzfristig hatte die CDU einen Eilantrag auf die Tagesordnung setzen lassen (wir berichteten).

Man sei „sehr enttäuscht darüber, dass die Entscheidung am Rat vorbei getroffen wurde“, erklärte Fraktionschef Dr. Ulrich Dempfle,  „dies sollte dem Dezernenten eigentlich nicht passieren“. Europäische Kulturkooperationen seien etwas sehr wichtiges, „über gemeinschaftliche Anstrengungen werden wir uns besser kennen lernen“. Egger müsse nun „schnellstmöglich“ prüfen, ob Trier sich noch beteiligen könne und mit welchen Kosten das verbunden sei. Markus Nöhl stieß ins selbe Horn: „Jetzt sind wir seit drei Jahren dabei, über das Theater und seine Zukunft zu sprechen“, so der Sozialdemokrat, und allen sei bewusst gewesen, dass ein wesentlicher Schlüssel für die Zukunft des Theaters in der Kooperation liege.

Dennoch habe es nie eine Information gegeben, „das muss ich als unglaublich feststellen!“ Es verstärke sich für ihn der Eindruck, dass die Ratsmitglieder bei wichtigen Entscheidungen „nur noch als Abnicker“ gefragt seien, so Nöhl, der auch auf die Absage von „Brot und Spiele 2013“ verwies. Eine Bemerkung, die Egger sichtlich verärgerte und die er in scharfem Ton konterte: „Es war nicht meine alleinige und einsame Entscheidung“, wies er den Vorwurf in Sachen Römerspektakel zurück, „der Partner hat das mindestens genauso abmoderiert“, kommentierte der Dezernent Nöhls Kritik.

FWG-Chef Hermann Kleber sieht gar das Ansehen Triers beschädigt: „Die Nichtbeteiligung ist eine gewaltige Blamage für die Stadt. Vor allem für die Entscheidungsträger Triers in den Gremien der Großregion“. Als er am 24. Januar diesen Jahres von dem Vorgang erfahren habe, sei er erst einmal in eine gewisse „Schockstarre“ verfallen. Nun müsse „mit kühlem Kopf aber schnell“ geprüft werden, ob die Stadt noch auf den Zug aufspringen könne. Linde Andersen (Die Linke) gab die Devise aus: „Lasst uns retten, was noch zu retten ist“. Und Uschi Britz von den Grünen mahnte eine frühzeitige Einbindung des Kulturausschusses an.

Egger wollte die Kritik nicht auf sich sitzen lassen. Es handele sich um einen Vorgang, der im März 2010 entschieden worden sei. Der Diskussionsprozess sei vom Theater „auf eigene Initiative begonnen und zum Abschluss gebracht“ worden. Er habe gleichwohl „großes Verständnis“ für die Verärgerung des Stadtrats. Der Liberale zeigte sich überzeugt davon, dass eine solche Frage heute anders beraten und entschieden würde. Einstimmig beschloss der Stadtrat den Prüfauftrag der CDU an das Kulturdezernat, nun muss Egger klären, ob das Theater Trier noch bei „Total Théâtre“ einsteigen kann. Er habe da aber „eher Zweifel“, dass dies noch möglich sei, so Egger.

Skatehalle: Vom Westen in den Norden Triers?

Gut möglich scheint momentan, dass die Zukunft der Skatehalle „Projekt X“ im Norden der Stadt liegt. Wie Bürgermeisterin Angelika Birk auf Anfrage der Grünen erklärte, gibt es für ein Grundstück der Stadtwerke in der Zurmaiener Straße einen potenziellen Sponsor. Anders als beispielsweise für das ehemalige Busdepot in der Eurener Straße, das zwar grundsätzlich auch als künftiger Standort für die Skatehalle in Frage käme, für das sich aber keine privatwirtschaftliche Unterstützung abzeichnet.

Insgesamt 22 Hallen hat die Verwaltung nach eigener Darstellung in den vergangenen Monaten prüfen lassen, doch entweder taugten die Räumlichkeiten nicht, oder der absehbare finanzielle Aufwand wäre für die Stadt zu hoch gewesen. „Wesentliche Vorgabe bei der Prüfung der Optionen ist, dass bei der Umsetzung des ‚Projektes X‘ für die Stadt keine hohen Investitionskosten entstehen dürfen. Da die Skateinitiative selbst zwar den Betrieb der Skatehalle finanzieren kann, nicht jedoch die Räumlichkeiten, müssen weitere Möglichkeiten der Finanzierung geprüft werden“, erläuterte Birk. Bislang gebe es keine Finanzierungsideen, „die ohne die Beteiligung externer Investoren auskommt. Es wurde lediglich eine Mietoption geprüft, bei der die Stadt hätte die Mietkosten tragen müssen“. Aktuell steht nun die Option Zurmaiener Straße zur Debatte. Vonseiten der Skater sei signalisiert worden, dass der Standort „bei entsprechender Bebauung geeignet“ sei, berichtete Birk, doch habe man noch nicht klären können, wie sich diese Option finanzieren lasse.

OB Klaus Jensen wies am Dienstag Darstellungen zurück, die Suche nach einem Ersatzstandort werde durch Unstimmigkeiten innerhalb des Stadtvorstands erschwert. Alle bisherigen Entscheidungen seien „einvernehmlich“ getroffen worden, versicherte der Stadtchef. Vor diesem Hintergrund schätze er die Erfolgsaussichten für die Standortsuche und die Weiterführung des Projekts X als gut ein, so Jensen.

Weniger Geld für Kunstrasenplätze, viele offene Fragen zur Chorus-Halle

Weniger gut sind die Aussichten für Freunde von Kunstrasenplätzen. Wie Sportdezernentin Birk auf Anfrage der FDP bestätigte, hat das Land die Förderung der Umwandlung von Tennenplätzen von 280.000 auf 100.000 Euro gesenkt. Sollte Mainz bei dieser Entscheidung bleiben, würde sich der über Kredite finanzierte Anteil der Stadt deutlich erhöhen. „In diesem Zusammenhang ist jedoch zu beachten, dass die Funktionstüchtigkeit und die Nutzbarkeit von Sporthallen, insbesondere neben der Tonis-Chorus-Halle auch die sanierungsbedürftige Wolfsberghalle, in der Prioritätensetzung und Dringlichkeit ganz oben anzusiedeln sind“, erklärte die Dezernentin. Insofern könne sie heute noch keine Aussage darüber treffen, „ob beziehungsweise wann weitere Umwandlungen von Tennenplätzen in Kunstrasenplätze möglich sind.“

Eine klare An- und Absage aus Mainz gab es mit Blick auf die Chorus-Halle. Aufgrund des hohen Sanierungsbedarfs machte das Sportministerium deutlich, dass es eine bloße Instandsetzung der vereinseigenen Halle nicht für zukunftsfähig hält und deshalb auch nicht fördern würde. Stattdessen empfiehlt man den Bau einer „Dreifeldhalle als Sporthalle mit Mehrzwecknutzung“, bei der mit einem Fördersatz aus dem Investitionsstock des Landes von 60 Prozent zu rechnen sei. Allerdings hat der Stadtrat bereits mit Mehrheit entschieden, dass die Fördermittel, auf die Trier im laufenden Jahr hoffen kann, in die Anlage eines Kunstrasenplatzes in Irsch fließen sollen. Doch nicht nur die Finanzierung einer Neubaumaßnahme ist aktuell noch völlig offen, auch die Standortfrage müsste noch geklärt werden. Würde die Chorus-Halle etwa an selber Stelle neu errichtet, müssten für einen längeren Zeitraum Ausweichquartiere gefunden werden – kein leichtes Unterfangen angesichts der ohnehin knappen Kapazitäten. Schon heute haben viele Schul- und Vereinssportler regelmäßig damit zu kämpfen, dass die „Arena Trier“ wegen Veranstaltungen über Tage nicht genutzt werden kann.

Und wie geht es nun weiter mit der Chorus-Halle? „Bis zu einer endgültigen Entscheidung wird der Postsportverein die Halle in der bisherigen Form instand halten beziehungsweise unterhalten und auftretende Schäden provisorisch beheben müssen“, so Birk, die sogleich ergänzte: „sofern dies möglich ist“.

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