Hollmanns Tor reicht fürs Halbfinale

1075 Zuschauer, unter ihnen rund 200 Anhänger von TuS Koblenz, wollten am Mittwochabend den 1:0-Erfolg von Eintracht Trier über die Elf vom Deutschen Eck sehen. Mehr nicht. Das Tor von Torge Hollmann reichte dem SVE zum Einzug ins Halbfinale des Rheinlandpokals. Trotz Werbeartikeln in der Heimatzeitung, trotz vielfältiger Präsenz auf diversen Fanseiten im Internet – die Trierer zeigen dem Verein immer öfter die kalte Schulter. Die Erkenntnis eines Anhängers auf der Tribüne kann durchaus als Programm gelten: „Die Eintracht spielt, und keinen interessiert’s! Na ja, war ja irgendwann zu erwarten.“ Wer doch gekommen war, fühlte sich im Moselstadion wie in einem Hochsicherheitsgefängnis. Eine kleine Armee aus Polizisten und Sicherheitskräften sorgte für Ordnung – und verlieh dem schwachen Fußballspiel eine geradezu gespenstische Atmosphäre im Umfeld.

TRIER. Vor neun Tagen hatte Eintracht Trier Journalisten in einer gesonderten E-Mail aufgefordert, sich für das Viertelfinale des regionalen Pokalwettbewerbs eigens zu akkreditieren. Dies mit dem ausdrücklichen Hinweis, „dass aufgrund der zu erwartenden hohen Nachfrage möglicherweise nicht allen Wünschen komplett entsprochen werden kann“. Dass die Presseplätze am Mittwochabend ebenso leer blieben wie die Ränge im Stadion, kommentierte ein Koblenzer Kollege mit unüberhörbarer Ironie: „Den anderen ist’s wohl zu kalt und zu nass.“

Aber auch die Begleiterscheinungen dieses Viertelfinales des rein regionalen Wettbewerbs konnten einem die Lust auf Fußball verleiden. Die Zeughausstraße platzte vor Polizeiwagen aus allen Nähten: Verkehrschaos dadurch auf der Zurmaienerstraße. Martialisch gewandete Beamte, wohin man schaute. Das Moselstadion glich schon weit vor der Anstoßzeit einer Festung. Dabei sollte hier nur Fußball gespielt werden. Der nächste Weltwirtschaftsgipfel dürfte kaum schwerer bewacht werden. „Jetzt kann ich nur hoffen, dass alle gut nach Hause kommen“, sagte Torge Hollmann nach dem Spiel. Triers Kapitän hatte das Siegtor erzielt. „Aber wir haben damit noch nichts gewonnen, weil noch zwei Spiele auf uns warten.“

Abelski bereitet Siegtreffer vor

Natürlich wurde auch Fußball gespielt – um den Einzug ins Halbfinale des Pokals, der ganz am Ende die Teilnahme an der ersten Runde des nationalen Wettbewerbs garantiert. Rund 150.000 Euro Einnahmen bereichern dann das eigene Konto. Um das Ziel zu erreichen, hatte Triers Trainer Roland Seitz eine überraschende Personalentscheidung getroffen: Fahrudin Kuduzovic saß zunächst nur auf der Bank. Für den gebürtigen Bosnier sollte Thomas Kraus auf der ungewohnten linken Seite Meter machen. Alon Abelski fiel die Rolle des Spielgestalters zu. Daniel Bauer rückte ins rechte Mittelfeld, weil Jeremy Karikari seine angestammte Position vor der Abwehr wieder eingenommen hatte.

Koblenz versteckte sich gegen den hohen Favoriten keineswegs. Das Schlusslicht der Liga suchte sein Heil in der Offensive. Schließlich hatte die Elf vom Deutschen Eck kaum etwas zu verlieren. Eine Niederlage wäre normal, ein Sieg so anormal wie die winterlichen Temperaturen in diesem April. Der ehemalige brasilianische Internationale Luciano da Silva und Michael Stahl sicherten als Doppelbremse vor der eigenen Viererkette ab. Für die offensiven Akzente sollten der Ex-Trierer Thomas Klasen und der Japaner Tokio Nakai sorgen.

Die Eintracht setzte dem die deutlich kultiviertere Spielanlage entgegen. Dass Seitz den verletzten Chhunly Pagenburg bereits nach 21 Minuten durch Kuduzovic ersetzen musste, änderte daran nichts. Kraus ackerte fortan neben Ahmet Kulabas im Sturm, Kuduzovic orientierte sich an der linken Außenbahn. Zur Führung brauchte der Favorit allerdings trotz klarer Überlegenheit eine Standardsituation. Als Abelski den Ball in der 21. Minute vom Freistoßpunkt aus 20 Metern an die Latte setzte, konnte sich Kadir Yalcin noch so strecken: Dem Koblenzer Torwart fehlten schlicht ein paar Zentimeter. Hollmann reagierte gedankenschnell. Aus zwei Metern drückte der Trierer Kapitän das Spielgerät zum 1:0 über die Linie.

Triers Führung war verdient, weil Koblenz zwar versuchte mitzuspielen, offensiv aber nicht ernsthaft etwas zu Wege brachte. Eine einzige gefährliche Aktion durch Nakai (42.) reicht nicht, um höhere Ansprüche stellen zu können. Der Gewaltschuss des Japaners aus 18 Metern brachte nur einen Eckball ein, weil der Ball abgefälscht wurde und so am Tor vorbei flog. Triers Schlussmann André Poggenborg war bereits in die andere Ecke unterwegs gewesen. Da hatte die Eintracht das Glück des Tüchtigen. An der klaren Trierer Überlegenheit änderte auch die zweite Umstellung nichts. Der ebenfalls verletzte Cataldo Cozza musste vom Platz. Für ihn kam Benjamin Pintol.

Während Seitz mit der Dominanz seiner Mannschaft in der ersten Halbzeit zufrieden war, haderte Michael Dämgen mit dem Auftritt seiner Elf in den ersten 45 Minuten. „Wir haben uns zwar reingehängt, waren aber erst in der zweiten Halbzeit mutiger.“ Denn mit dem Wiederanpfiff änderte sich das Bild bei immer noch strömendem Regen schlagartig. Koblenz stand jetzt höher und – wurde stärker. Dämgen dürfte seiner Elf in der Kabine klar gemacht haben, dass ein 0:1 ebenso das Ende der Pokalhoffnungen bedeuten würde wie ein 0:3 oder 0:4.

Koblenzer Mut im zweiten Durchgang

Ein Tor musste her, um wenigstens die Verlängerung zu erzwingen. Kerim Arslan hatte den Ausgleich auf dem Fuß (54.). Nach schöner Ballstafette bediente Klasen den Kollegen. Arslan aber war vor dem herausstürzenden Poggenborg zu unüberlegt. Triers Torwart blieb lange stehen und wehrte den Ball schließlich mit der Brust ab. Hollmann bedankte sich später beim Kollegen. „Pogge hat uns da im Spiel gehalten. Wir haben dem Gegner einfach zu viele Chancen gegeben, was sicher auch daran lag, dass wir immer müder geworden sind.“

Weil Koblenz hernach noch weiter öffnete, ergaben sich Räume für den Favoriten. Die Kontermöglichkeiten spielte Trier allerdings nicht konsequent genug zu Ende. „Das war einfach ärgerlich“, monierte Seitz. So verflachte das Spiel zusehends. Beiden Mannschaften waren die vielen Englischen Wochen der jüngsten Vergangenheit deutlich anzumerken. Der tiefe Boden im Moselstadion trug seinen Teil zum Kräfteverschleiß bei.

Dämgen musste registrieren, dass seine Mannschaft sich zwar mühte, letztlich aber kein probates Mittel fand, die souveräne Deckung des Gegners zu knacken. Triers Prunkstück stand sicher. Ebenso wie Poggenborg, der nur noch einmal eingreifen musste. Als Klasen aus spitzem Winkel abzog (80.), reagierte er erneut glänzend. „Hätten wir ein Tor gemacht, wäre sicher auch noch mehr für uns drin gewesen“, bilanzierte Dämgen schließlich enttäuscht.

Doch Konjunktive zählen im Fußball nicht, nur Tore. So konnte Hollmann konstatieren, „dass wir eben den einen Treffer besser waren.“ Sein Tor war es. Mit einer Spur Selbstironie wollte er noch anmerken, „dass den bestimmt nicht jeder macht“. Mit dem Kopf, so kurz vor der Linie, knapp oberhalb der Grasnarbe. „Na ja, da hab‘ ich eben die richtige Nase gehabt – und sie dann auch gut eingesetzt.“

Eintracht Trier: Poggenborg – Cozza (ab 42. Pintol), Zittlau, Hollmann, Drescher – Karikari – Bauer, Abelski, Kraus – Kulabas, Pagenburg (ab 21. Kuduzovic).

TuS Koblenz: Yalcin – Nonnenmann, Barletta, Haben, Gentner – Stahl, da Silva – Arslan (ab 85. Bauer), Gros (ab 65. Kim), Klasen – Nakai.

Tore: 1:0 Hollmann (21.)

Schiedsrichter: Florian Fochs (Betzdorf)

Zuschauer: 1075

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