Hollmanns Erkenntnis

Arbeitssieg in der Eifel: Eintracht Trier hat am Mittwochabend das Viertelfinale des Bitburger Rheinlandpokals erreicht. Der Regionalligist schlug den Rheinlandligisten SG Stadtkyll in Auw vor 428 Zuschauern glanzlos mit 3:0 (2:0) Toren. Drei Tage vor dem wichtigen Auswärtsspiel in Mainz konnte Roland Seitz nur wenig Erbauliches aus dem Vergleich mit dem zwar engagierten, letztlich aber zu harmlosen Außenseiter ziehen. Triers Trainer war mit der Leistung seiner Mannschaft „insgesamt zufrieden“. Gleiches konnte Markus Kranz behaupten. „Wir wollten ein gutes Spiel machen“, sagte der ehemalige Profi des 1. FC Kaiserslautern in seiner Analyse. „Ich bin sehr zufrieden, weil wir uns nicht hängen gelassen haben und auch nicht abgeschlachtet wurden“, so der Trainer von Stadtkyll.

AUW. Es war die wohl wichtigste Erkenntnis des Abends, weit wichtiger noch als der Sieg an sich. Schließlich war der für die Profis von der Mosel gegen die Amateure aus der Eifel ohnehin fest eingeplant gewesen. Der Kapitän höchstselbst formulierte den Anspruch – ohne Ausrede. „Wenn wir überhaupt eine Erkenntnis aus dem Spiel heute ziehen wollen“, sagte Torge Hollmann im fahlen Dunst des schwachen Flutlichts, „dann sicher die, dass wir die Möglichkeiten, die wir bekommen, auch konsequent nutzen müssen.“ Hollmann schaute bereits voraus, zum kommenden Samstag hin, nach Mainz. Dann tritt Eintracht Trier nach fünf Wochen erzwungener Punktspiel-Absenz am Bruchweg an.

Elf Punkte liegt der Titelkandidat von der Mosel inzwischen hinter Tabellenführer Lotte zurück, deren sieben hinter Borussia Mönchengladbach II. Die Reserve des deutschen Meisters aus Dortmund sitzt dem SVE bei nur noch drei Zählern Rückstand in Nacken. Das Spiel am Mainzer Bruchweg wird richtungweisend sein, das weiß auch Hollmann. Natürlich habe man beobachtet, wie die Konkurrenz davongezogen sei. Letztlich aber sei das nur zweitrangig. „Wir müssen in Mainz gewinnen“, forderte der Kapitän, „ohne auf die anderen zu schauen.“ Alles andere interessiere zum jetzigen Zeitpunkt nicht. „Und dann werden wir sehen, wie sich die Saison noch entwickelt.“

In Auw sollte daher Selbstvertrauen für die schweren Aufgaben der nächsten Wochen getankt werden. Das gelang nur bedingt, obwohl Seitz mit Ausnahme von Oliver Stang sowie den verletzten Alon Abelski und Chhunly Pagenburg seine nominell beste Elf auflaufen ließ. In der Saisonvorbereitung wurde der Rheinlandligist noch mit 9:0 Toren deklassiert. Am Mittwochabend musste sich der Regionalligist mit deren drei begnügen. Und hätten die Männer in den roten Hemden etwas weniger Respekt vor den Kollegen auf der Gegenseite an den Tag gelegt, der Arbeitssieg wäre dem hohen Favoriten noch deutlich schwerer als ohnehin schon gefallen.

Kraus trifft, Pollok fällt aus

So reichten die Treffer von Thomas Kraus aus der zweiten und 44. Minute sowie jener von Fahrudin Kuduzovic (58.) zum glanzlosen Erfolg. Der Rheinlandligist hätte kontern können. Etwa durch Manuel Leuther, dem der Ball in der 37. Minute frei vor André Poggenborg im Trierer Tor auf dem holprigen Rasen versprang. Oder auch durch Thomas Zapp, dessen Gewaltschuss aus zehn Metern von Hollmann zur Ecke abgelenkt wurde (40.). Triers Kapitän sprach von „Publikumsraunern, die wir zugelassen haben“. Insgesamt aber habe man das Spiel sicher beherrscht. Übersehen wollte aber auch Hollmann nicht, dass nach fünf Wochen Pause viel Sand im Getriebe des SVE knirschte.

Die Mechanismen griffen kaum. Auch nicht mit dem in der Meisterschaft noch für zwei Spiele gesperrten Jeremy Karikari. Der mühte sich zwar redlich, doch für die notwendige Schnelligkeit im vertikalen Spiel konnte auch der gebürtige Hamburger nicht sorgen. Stadtkyll bekam immer wieder ausreichend Zeit, sich in der massiven Deckung zu formieren, weil der Favorit viel zu langsam von Abwehr auf Angriff umschaltete. Dort machte der zweifache Torschütze Kraus Meter um Meter und belohnte sich auch mit seinen beiden Treffern. Kraus aber war vollkommen auf sich allein gestellt, weil Kollege Wojciech Pollok, der Ahmet Kulabas vertrat, nicht existent war. Der ehemalige Torschützenkönig der Regionalliga West hatte während der gesamten 90 Minuten nicht eine einzige nennenswerte Aktion zu verzeichnen.

Was Hollmann mit seiner Forderung nach konsequenterer Chancenverwertung meinte, wurde in beiden Halbzeiten deutlich. Daniel Bauer scheiterte frei vor Dirk Bormann im Tor der Stadtkyller (8.). Auch Hollmann selbst fand mit seinem Kopfball nach Freistoß von Thomas Drescher in Bormann seinen Meister (42.). Nach dem Seitenwechsel setzte Fabian Zittlau das Spielgerät an den Außenpfosten (82.); der eingewechselte Kulabas traf aus acht Metern nur die Latte (85.). Vier Beispiele, die die Kritik des Kapitäns signifikant unterstrichen. „Wir werden in Mainz nicht viele Chancen bekommen“, sagte ein sichtlich nachdenklicher Hollmann. „Dann müssen die Dinger rein, egal wie, und das gilt vor allem für unsere Stürmer.“

Das Pokalspiel hatte Hollmann zu diesem Zeitpunkt bereits abgehakt: „Wir sind weitergekommen, das alleine zählt.“ Wo und ob überhaupt er in Mainz auflaufen wird, vermochte er nicht zu sagen. „Ich weiß nicht, wie der Trainer plant, aber wenn, dann sicher nur in der Innenverteidigung oder vor Abwehr.“ Mithelfen möchte er, dass der Eintracht am Bruchweg ein ähnliches Debakel wie im Hinspiel erspart bleibt. Da nämlich ging der Titelaspirant gegen die Nachwuchsspieler aus der Landeshauptstadt sang- und klanglos mit 0:3 Toren unter. „Wir sind gewarnt“, sagte Hollmann noch, bevor er unter der Dusche verschwand. „Und wir müssen unsere Chancen nutzen, ganz klar.“

SG Stadtkyll: Bormann (ab 46. Simon) – Fiedlers, Zapp, Sicken, Czajka – Hamper, Leuther (ab 70. Klinkhammer A.), Roderich, Fuhrt, Winkels – Swart (ab 63. Bell).

Eintracht Trier: Poggenborg – Cozza, Herzig, Hollmann, Drescher (ab 70. Knartz) – Karikari, Bauer (ab 46. Pintol), Kuduzovic, Zittlau – Kraus (ab 59. Kulabas).

Tore: 0:1 Kraus (2.), 0:2 Kraus (44.), 0:3 Kuduzovic (58.)

Schiedsrichter: David Bittner (Neuerburg)

Zuschauer: 428

Print Friendly, PDF & Email

von

Schreiben Sie einen Leserbrief

Angabe Ihres tatsächlichen Namens erforderlich, sonst wird der Beitrag nicht veröffentlicht!

Bitte beachten Sie unsere Kommentarrichtlinien!

Noch Zeichen.

Bitte erst die Rechenaufgabe lösen! * Time limit is exhausted. Please reload the CAPTCHA.